Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
Vom Netzwerk:
Im Jahr 1980 lud er die Mudschahidin-Führer nach Mekka ein. Ahmed Badib, Turkis Mitarbeiter, nahm sich ihrer an. Badib fand eine Möglichkeit, die Streitereien der Widerstandsführer einzudämmen: Er steckte sie alle zusammen in Taif in ein Gefängnis, bis sie sich darauf verständigten, Sajaf - Turkis Mann - zu ihrem Führer zu bestimmen. 5 Doch kaum waren sie aus dem Wüstenkönigreich abgereist, zerbrach das Gefängnisabkommen wieder. „Sie haben genauso weitergemacht wie vorher“, klagte Turki.
     
    AUS „ANGST, sich selbst körperlich zu beteiligen“, hielt sich Bin Laden in den Anfangsjahren des Krieges vom Schlachtfeld fern 6 , wofür er sich später sehr schämte. Er reiste in Pakistan nur noch nach Lahore und Islamabad und wagte sich nicht einmal mehr nach Peschawar, sondern kehrte so schnell wie möglich wieder nach Dschidda zurück. Seine häufige Abwesenheit kostete ihn schließlich seinen Job in der Firma. Durch sein Ausscheiden aus der Saudi Binladin Group ging ihm auch sein Anteil am Gewinn des Wiederaufbaus der Moschee des Propheten verloren - ein Betrag, den Abdullah Assam auf acht Millionen Rial schätzte, ungefähr 2,5 Millionen US-Dollar. 7
    Im Jahr 1984 konnte ihn Assam dazu bewegen, die Grenze nach Afghanistan zu überqueren und nach Dschadschi zu reisen, wo Sajaf in den Bergen oberhalb eines großen sowjetischen Außenpostens ein Lager eingerichtet hatte. „Ich war überrascht über den schlechten Zustand der Ausrüstung und des gesamten Lagers, der Waffen, Straßen und Gräben“, erinnerte sich Bin Laden. „Ich bat Gott den Allmächtigen um Vergebung, denn ich spürte, dass ich gesündigt hatte, indem ich auf jene gehört hatte, die mir empfohlen hatten, nicht nach Afghanistan zu reisen … Ich war überzeugt, dass diese vier Jahre der Untätigkeit nur dadurch wieder gut gemacht werden konnten, dass ich ein Märtyrer wurde.“ 8
    Um sieben Uhr morgens am 26. Juni 1984, im Fastenmonat Ramadan, schliefen die meisten Mudschahidin im Lager Dschadschi noch, denn sie hatten bis weit in die Nacht gebetet und gegessen, nachdem sie tagsüber gefastet hatten. Das Donnern eines sowjetischen Kampfjets riss sie aus dem Schlaf. Die Männer duckten sich in ihre flachen Gräben. „Die Berge erzitterten durch das Bombardement“, notierte Bin Laden. Er bemerkte entsetzt, wie tief die Flugzeuge bei ihrem Angriff flogen. „Die Geschosse, die außerhalb des Lagers landeten, machten einen gewaltigen Lärm, der das Geräusch der Abwehrkanonen der Muschahidin vollkommen überdeckte, als gäbe es sie gar nicht. Hätte man allein diesen Lärm gehört, hätte man denken können, dass es nichts Lauteres geben kann. Die Bomben, die im Lager niedergingen, explodierten Gott sei Dank nicht. Sie fielen wie Eisenklumpen auf den Boden. In diesem Augenblick fühlte ich mich Gott näher denn je.“ 9
    Bin Laden berichtete, dass die Mudschahidin an diesem Morgen vier sowjetische Flugzeuge abschossen. „Ich habe mit eigenen Augen die sterblichen Überreste eines der Piloten gesehen“, berichtete er beeindruckt. „Drei Finger, ein Stück eines Nervenstrangs, die Haut von einer Wange, ein Ohr, den Hals und die Haut vom Rücken. Einige afghanische Brüder machten ein Foto von ihm, als wäre er ein geschlachtetes Schaf. Wir jubelten.“Er erzählte auch bewundernd, dass die Afghanen zu Beginn des Angriffs nicht wie die ängstlichen Araber in die Gräben gesprungen waren. „Kein einziger unserer Brüder wurde verletzt, Gott sei Dank. Dieses Gefecht bestärkte mich in meiner Entschlossenheit, meine Arbeit fortzusetzen. Meine Überzeugung wuchs, dass niemand verwundet werden kann, wenn Gott dies nicht wünscht.“
    Bin Laden kehrte unverzüglich nach Saudi-Arabien zurück und sammelte noch bis zum Ende des Ramadan eine Riesensumme für die Mudschahidin - „zwischen fünf und zehn Millionen Dollar“, wie sich Abdullah Assam vage erinnerte. „Ich bin mir aber nicht ganz sicher.“ 10 Mehr als zwei Millionen kamen von einer von Bin Ladens Halbschwestern. Bislang hatte Osama Bin Laden nur als ein aufstrebender Gefolgsmann von Scheich Abdullah gegolten, doch jetzt trat er aus dem Schatten seines Mentors und wurde zum Hauptsponsor des Dschihad.
    Assam vollzog nun demonstrativ den Schulterschluss mit seinem Schützling. Im September 1984 trafen sich die beiden Männer während der Hadsch in Mekka. Bin Laden trat zwar zurückhaltend und ehrerbietig auf, doch hatte er bereits einen eigenen Plan. Vielleicht war dieser während des

Weitere Kostenlose Bücher