Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007
Angriffs in Dschadschi geboren worden, als sich die Araber in den Gräben in Sicherheit gebracht hatten. Bin Laden hatte beobachtet, dass die Afghanen sie als „geschätzte Gäste“behandelten, nicht als echte Mudschahidin. Er schlug Assam vor, sie sollten „die Verantwortung für die Araber übernehmen, denn wir kennen sie besser und können sie härter ausbilden“. Die beiden Männer kamen überein, den Arabern in Afghanistan mehr Einfluss zu verschaffen und ihre Stellung zu verbessern, obwohl sich zu dieser Zeit erst wenige Araber am Dschihad beteiligten. Bin Laden nahm sich vor, dies zu ändern, und verkündete, dass er jedem Araber, der sich ihnen anschloss, eine Fahrkarte und eine Unterkunft zur Verfügung stellen und für die Lebenshaltungskosten seiner Familie aufkommen werde. Das bedeutete Ausgaben in Höhe von 300 Dollar pro Monat für jeden Haushalt. 11
Assam unterstützte Bin Ladens Aufsehen erregende Ankündigung durch eine Fatwa, einen religiösen Aufruf, der Islamisten allerorten elektrisierte. In einer Schrift mit dem Titel Die Verteidigung der muslimischen Gebiete ist die oberste Pflicht des Einzelnen hatte er schon zu Beginn des Jahres 1984 erklärt, dass die Teilnahme am heiligen Krieg in Afghanistan eine individuelle Pflicht ( fard ayn) für jeden Muslim sei, der körperlich dazu imstande sei. 2 Ein Vorausexemplar hatte er Scheich Abdul Asis Bin Bas zukommen lassen, dem Obersten Rechtsgelehrten Saudi-Arabiens, der ein Vorwort für das Buch verfasste und zur Unterstützung eine eigene Fatwa in Bin Ladens Familienmoschee in Dschidda verkündete.
Assam unterschied in seiner Fatwa zwischen zwei Arten von religiösen Pflichten, einer fard ayn und einer fard kifaya . Ersteres ist eine individuelle Glaubensverpflichtung, die für alle Muslime gilt, wie das Beten und das Fasten. Ein guter Muslim muss diese Pflichten erfüllen. Wenn Ungläubige in ein muslimisches Land eindringen, ist es eine fard ayn , eine zwingende Verpflichtung, für die dort lebenden Muslime, sie zurückzuschlagen. Sollte ihnen dies nicht gelingen, geht diese Verpflichtung auf ihre muslimischen Nachbarn über. „Wenn auch sie scheitern oder über zu wenige Kämpfer verfügen, dann obliegt es dem Nachbarvolk und dessen Nachbarvolk, die Initiative zu ergreifen. Dies setzt sich fort, bis es zu einer fard ayn der ganzen Welt wird.“
Ein Kind braucht nicht die Erlaubnis seiner Eltern, ein Schuldner nicht die Einwilligung seines Gläubigers und eine Frau auch nicht die Zustimmung ihres Ehemannes, um sich dem Dschihad gegen die Eindringlinge anzuschließen. Eine fard kifaya dagegen ist eine Glaubenspflicht der Gemeinschaft. Assam führt dazu das Beispiel einer Familie an, die am Strand spazieren geht. „Sie sehen ein Kind, das zu ertrinken droht.“Dieses Kind, will er sagen, ist Afghanistan. Das ertrinkende Kind zu retten, ist eine Pflicht aller Schwimmer, die es bemerken. „Sobald einer etwas unternimmt, um es retten, werden alle anderen von der Sünde befreit. Aber wenn niemand etwas tut, versündigen sich alle Schwimmer.“Anschließend erklärt Assam, dass der Dschihad gegen die Sowjets eine Pflicht für jeden einzelnen Muslim sei wie auch für die gesamte muslimische Gemeinschaft und dass sich alle im Zustand der Sünde befänden, solange der Eindringling nicht vertrieben sei.
Aufgrund der Rückendeckung durch Bin Bas und weitere angesehene Geistliche verbreitete sich die Nachricht von der Fatwa schnell in der gesamten islamischen Welt. Zwar ist es richtig, dass die Bewegung der arabischen Afghanen mit diesen beiden Ereignissen ihren Anfang nahm - mit Bin Ladens Ankündigung finanzieller Unterstützung für die Mudschahidin und Assams glühender Fatwa -, doch es ist auch unbestreitbar, dass ihre Bemühungen zunächst weitgehend erfolglos blieben. Nur wenige Araber folgten tatsächlich dem Aufruf, und viele von denen, die sich meldeten, wurden mindestens genauso sehr von Bin Ladens Geld angezogen wie von der Verpflichtung, den Islam in der von Assam beschriebenen Weise zu verteidigen.
Nach ihrer Rückkehr nach Pakistan richteten Bin Laden und Scheich Abdullah Assam das so genannte Dienstleistungsbüro (Machtab al-Chadamat) ein, in einem Haus, das Bin Laden im Universitätsviertel von Peschawar mietete. 12 Bin Laden stellte pro Monat 25 000 Dollar für den Unterhalt des Büros zur Verfügung. 13 Das Haus diente auch als Herberge für arabische Mudschahidin und als Zentrale für Assams verlegerische Aktivitäten. Das
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