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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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eine Hand vor den Mund. Ein Syrer, der später zu einem Vertrauten Bin Ladens wurde, berichtete von ihrer ersten Begegnung: „Es war im November 1985. Damals war er noch unbekannt. Wir hielten uns im Gebetssaal eines Gästehauses auf. Einige Leute forderten ihn auf, etwas zu erzählen. Da redete er von Pferden. Er sagte, wenn man ein Pferd liebt, wird es diese Liebe erwidern. Damit beschäftigte er sich, mit Pferden.“ 25
    SCHEICH ABDULLAH nannte die kleine Gruppe von Arabern, die sich in Peschawar versammelt hatte, die „Fremden-Brigade“. 26 Die Araber blieben unter sich, schufen sich ihre eigenen Moscheen, Schulen und Zeitungen. Einige waren lediglich mit einer Telefonnummer in der Tasche gekommen. Dank der großzügigen Unterstützung durch Bin Laden konnten sich viele von ihnen im Vorort Hajatabad niederlassen, einem Viertel mit zweistöckigen Häusern am Rande der Stammesgebiete, die mit allen modernen Annehmlichkeiten ausgestattet waren, mit Kühlschränken, Waschmaschinen, Trocknern und dergleichen. 27 Viele von ihnen lebten komfortabler als Bin Laden.
    Jenseits des Khyber-Passes tobte der Krieg. Die jungen Araber, die nach Peschawar kamen, beteten darum, dass sie durch ihren Einsatz zu Märtyrern werden und ins Paradies eingehen würden. Während sie sich die Zeit vertrieben, strickten sie an ihrer eigenen Legende und erzählten von dem Aufruf, der junge Muslime dazu gebracht habe, ihre Brüder in Afghanistan zu befreien. In Wirklichkeit aber wurde der Kampf fast ausschließlich von den Afghanen selbst geführt. Trotz Assams berühmter Fatwa und Bin Ladens großzügiger finanzieller Unterstützung beteiligten sich zu keiner Zeit mehr als 3000 dieser Ausländer, die als „arabische Afghanen“bekannt wurden, am Kampf gegen die sowjetischen Truppen, und die meisten von ihnen kamen nie über Peschawar hinaus. 28
    Die arabischen Afghanen wurden häufig ungewollt zu Außenseitern in ihren eigenen Ländern, und sie mussten feststellen, dass sich die Tür hinter ihnen schloss, sobald sie abgereist waren. Junge Muslime, die von ihren Regierungen für den Dschihad angeworben worden waren, wurden als Fanatiker abgestempelt, wenn sie tatsächlich in den Kampf zogen. Für viele von ihnen würde es schwer werden, jemals wieder nach Hause zurückzukehren. Diese allein gelassenen Idealisten suchten natürlicherweise nach einem Führer. Sie hatten nicht viel, woran sie sich halten konnten, nur ihre Sache und ihre Gemeinschaft. Als Staatenlose rebellierten sie verständlicherweise gegen die Idee des Staates. Sie betrachteten sich als eine nicht an Grenzen gebundene Truppe, die von Gott den Auftrag erhalten habe, das gesamte muslimische Volk zu verteidigen. Genau das war Bin Ladens Traum.
    In Peschawar nahmen sie eine neue Identität an. Nur wenige von ihnen verwendeten ihre tatsächlichen Namen, und es war verpönt, sie danach zu fragen. In diesem Inkognito-Untergrund kannten oft Kinder nicht die wirklichen Namen ihrer Väter. 29 Als Pseudonym musste häufig der Name des erstgeborenen Sohnes eines Mudschahid herhalten oder irgendeine Eigenschaft, die er mit seiner Person verband. Ein verbreiteter Dschihadi-Name wie Abu Mohammed wurde verbunden mit der Nationalität seines Trägers, wie zum Beispiel al-Libi, „der Libyer“. Das war ein einfacher, aber schwer zu entschlüsselnder Code, denn man musste den Ruf eines Mannes oder seine Familie kennen, um den Bezug zu verstehen.
    Der Tod, nicht der Sieg in Afghanistan, zog viele junge Araber nach Peschawar. Es war das Märtyrertum, was Assam mit seinen Büchern, Traktaten, Videos und Tonkassetten verkaufte, die in Moscheen und arabischsprachigen Buchhandlungen kursierten. „Ich habe viele Reisen unternommen, um die Menschen mit dem Dschihad vertraut zu machen“, erklärte Assam in Anspielung auf seine Vorträge in Moscheen und islamischen Zentren in allen Teilen der Welt. „Wir haben den Durst nach dem Märtyrertum zu stillen versucht. Wir lieben es nach wie vor.“ 30 Assam besuchte jedes Jahr die Vereinigten Staaten - Kansas City, St. Louis, Dallas, das gesamte Kernland der USA und auch die großen Städte -, um Geld aufzutreiben und unter den jungen Muslimen Rekruten zu werben, die sich von den Mythen, die er verbreitete, in den Bann ziehen ließen.
    Er erzählte von Mudschahidin, die praktisch im Alleingang riesige Kolonnen sowjetischer Soldaten vernichteten. Er behauptete, einige der tapferen Kämpfer seien von Panzern überrollt worden, seien aber mit dem Leben

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