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Der Tod wirft lange Schatten

Der Tod wirft lange Schatten

Titel: Der Tod wirft lange Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Heinichen
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Drakič zeigte auf seinen Gorilla. »Bevor der LKW geöffnet wird, überprüft er das Geld. Dazu braucht er genügend Zeit. Wenn etwas nicht stimmt, zieht ihr euch sofort zurück. Mit der Ware. Ich dulde keine Verluste. Man kann niemand trauen. Also, dein Plan.«
    »Ich nehme an, du wirst eine Menge Geld verdienen. In einen Koffer allein paßt das nicht. Meine Firma ist auf solche Angelegenheiten spezialisiert. Ich will keinen fremden Fahrer. Einer meiner Männer wird den LKW übernehmen, vier fahren im Anhänger mit. Ferner gibt es sechs gepanzerte Limousinen als Begleitschutz, mit je drei Männern. Alles Spezialisten, auf die ich mich blind verlassen kann. Ich selbst sitze neben dem Fahrer in der Zugmaschine.«
    Drakič hob die Augenbrauen. Obwohl jeder wußte, daß der Handel mit gestohlenen Autos aus dem Westen blühte, war es beachtlich, daß Jonny anscheinend gleich über sechs Panzerlimousinen verfügte. Er selbst hatte nur eine. Aber Petrovac hatte nicht übertrieben: Jonny bot eine halbe Armee auf.
    »Mein Anteil beträgt fünfzehn Prozent«, sagte Jonny.
    Ein gemeines Lächeln umspielte Drakičs Mundwinkel. »Fünf genügen.«
    »Dann such dir jemanden, der es zu diesem Preis macht.« Der Muskelberg lockerte sich plötzlich und ging zur Tür.
    »Warum bist du gekommen? Petrovac hat dir doch die Konditionen genannt.«
    »Von einem derartigen Aufwand war keine Rede.«
    »Also zehn. Und damit Schluß.« Viktor Drakič rollte mit seinem Bürosessel zum Fenster, kehrte dem Killer den Rücken zu und starrte auf das Meer hinaus.
    »Zwölf«, sagte Jonny ruhig. »Als Zeichen meines Entgegenkommens und um Petrovac einen Gefallen zu tun.«
    »Ich erwarte dich am selben Tag zurück.«
    »Es wird spät werden«, sagte der Muskelberg. »Wo übernehmen wir die Ladung?«
    »Hier in der Nähe. Du bekommst die Anweisung per Telefon.«
    Jonny nickte.
    »Dann kennst du auch das Risiko.«
    »Meines ist größer als deines. Die Bosnier gäben viel für meinen Kopf.«
    »Ob du dann der richtige bist?« Drakič wandte sich ihm wieder zu. »Zusammen mit Arkan warst du gefürchtet wie eine schwarze Mamba. Aber alleine?«
    »Arkan war verrückt. Ohne ihn bin ich besser.«
    »Wenn sie dich erkennen, verliere ich alles.«
    »Ich bin kein Anfänger, Drakič. Man wird mich nur erkennen können, wenn mich jemand verrät. Wer garantiert mir, daß ihr mich nicht verarscht?«
    »Petrovac und ich.«
    »Petrovac geht in Ordnung.«
    *
    Fröhlich vor sich hin pfeifend, stieg Laurenti die Treppen zum Parkplatz an der Küstenstraße hinauf. Er freute sich auf den Abend und ging im Kopf die Freunde durch, die er im Laufe des Vormittags anrufen und einladen wollte. Obwohl genügend freie Plätze auf dem Parkplatz oberhalb des Hauses waren, hatte sich ein Schlaumeier mit einem dicken BMW ausgerechnet vor Laurentis Alfa Romeo gestellt. Durch die schwarzgetönten Scheiben konnte er nicht erkennen, ob jemand in dem Wagen saß. Er näherte sich und klopfte an das Seitenfenster. Es dauerte einen Augenblick, bis das Fenster herabgelassen wurde. Er sah zwei Männer mit schweren Sonnenbrillen in dem Fahrzeug sitzen.
    »Hätten Sie bitte die Freundlichkeit, ein Stück zurückzufahren?« sagte Laurenti. Der Fahrer schaute ihn nur an, als würde er ihn abschätzen. »Sie blockieren meinen Wagen.«
    »Steigen Sie hinten ein«, sagte der Fahrer unvermittelt.
    »Und weshalb?«
    »Deshalb«, der Mann zog einen Ausweis aus der Brusttasche seines Hemdes.
    Laurentis Laune verfinsterte sich schlagartig. Er kannte diese Dokumente und verspürte nicht die geringste Lust, dem Befehl zu folgen. »Ich ziehe es vor, daß Sie aussteigen. Was wollen Sie?«
    »Ein bißchen mit Ihnen plaudern. Steigen Sie endlich ein. Wir wollen nicht gesehen werden. Die Straße ist zu stark befahren.«
    »Dann machen Sie’s kurz. Ich habe wenig Zeit.« Er ließ sich auf den Ledersitz fallen.
    »Schließen Sie die Tür.«
    »Man sagt bitte.« Zögerlich kam er der Anweisung nach.
    Der Fahrer startete den Motor und fuhr im Schrittempo los. Es störte ihn nicht, daß auf der Straße hinter ihnen geblinkt und gehupt wurde. Gehetzte Pendler auf dem Weg zur Arbeit, denen er den Weg versperrte.
    »Also, was ist los?« Laurenti war wütend.
    »Was haben Sie heute morgen am kleinen Hafen gemacht?« fragte der Beifahrer, ohne ihn anzusehen.
    »Ich war fischen.« Wo hatten sie ihn gesehen? Als er den vier Männern gefolgt war, hatte er außer dem Subaru keinen anderen Wagen entdeckt.
    »Haben Sie etwas

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