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Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman

Titel: Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francisco Gonz lez Ledesma
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Pérez, hatte seine Strafe abgesessen und hielt sich mit gefälschten Papieren noch in Spanien auf. Er hatte eine »reine« Weste, also durfte man ihn offiziell nicht belästigen. Doch Méndez hatte ein altes Foto von ihm und würde es der halben Stadt zeigen.
    Méndez’ Strategie hieß warten, dass Miralles gegen jemanden tätlich wurde, oder jemand gegen ihn. Er konnte nicht ahnen, wie bald das schon geschehen würde.
    Man hatte dem Mann ein Foto, eine Adresse und den genauen Plan eines Stockwerks in einem bestimmten Haus gegeben. Man hatte ihm ein Flugticket bezahlt, damit er nach Erledigung des Jobs sofort verschwinden konnte.
    Man hatte dem Mann einen ordentlichen Vorschuss bezahlt.
    Man hatte ihm eine tolle Frau besorgt.
    Das war seine erste Forderung gewesen, denn – so sagte er immer –, einen Job muss man ohne Druck und entspannt erledigen.
    Mit der Frau hatte es allerdings Probleme gegeben.
    Sie war noch neu im Geschäft, eine russische Sklavin – wer hätte das gedacht, so mächtig, wie Russland einmal war, und bei der Freiheit, die es heute genießt. Jedenfalls stellte sie sich quer, weil sie glaubte, man habe sie nach Spanien gebracht, um einen Job als Violinistin für sie zu finden. Vielleicht war sie ja eine gute Violinistin, wer weiß. Die Masse nutzlosen Zeugs, das die Leute lernen, ist überwältigend, dachte der Mann manchmal, voller Zweifel angesichts der Zukunft. Kurzum, er hatte der Violinistin ein paar Ohrfeigen verpasst, sie eine verkappte Kommunistin genannt, und das Zimmer verlassen, ohne etwas von all dem loszuwerden, das er in sich aufgestaut hatte.
    Also würde er den Job erledigen. Um Punkt sechs, denn um neun ging das Flugzeug nach Lissabon.
    Es war keine sonderlich schwierige Sache. Ein Plan der Wohnung, ein nachgemachter Schlüssel, eine Pistole mit Schalldämpfer, die Sicherheit, dass der Vogel ein paar Stunden schlafen würde, bevor er zu seiner nächtlichen Arbeit aufbrach.
    Er nahm einen der Busse, die über die Avinguda de Parallel fuhren, damit sich später kein Taxifahrer an ihn erinnern würde. Man glaubt immer, Taxifahrer erinnern sich an nichts, und dann erinnern sie sich plötzlich an alles, diese Schlitzohren. Und so ging der Mann unbemerkt die Calle del Rosal hinauf bis zur Plaza del Surtidor, einem Viertel mit alten Häusern und republikanischen Kneipen, die für verstorbene Gäste immer noch ein Plätzchen frei hielten.
    Zunächst nahm er das Haus in Augenschein.
    Alles ruhig.
    Keiner der Bewohner schaute aus dem Fenster.
    Die Eingangstür war geschlossen, denn Concierges gab es nicht mehr. Aber er hatte ja einen Schlüssel. Wer auch immer ihn angeheuert hatte – seinen Namen würde er nie erfahren –, wusste Bescheid, wie das mit seinem Job und dem Tod lief.
    Er ging einfach hinein.
    Stille. Die Treppe war dunkel und schmal, und bestimmt hatte sie die Särge der ersten Bewohner gesehen. Das Geländer war aus Schmiedeeisen und fühlte sich mit Sicherheit kalt an. Doch er bemerkte es nicht, weil er inzwischen Handschuhe angezogen hatte. Im ersten Stock hörte er, wie eine Frau ihrem Kind ein Wiegenlied sang, bestimmt dasselbe, das ihre Mutter schon für sie gesungen hatte.
    Noch ein Stück.
    Die Tür zur Linken.
    Nichts wie hinein.
    Er wusste, was er vorfinden würde. Ein Esszimmer im Eingangsbereich wie in allen ärmeren Häusern. Dann rechts eine kleine Küche, links das Bad. Möglicherweise hielt sich die Zielperson dort auf, das war gefährlich, doch er beruhigte sich, als er sah, dass die Tür aufstand und alles dunkel war. Man hatte ihm gesagt, dass die Zielperson wahrscheinlich in einem der hinteren Zimmer schlafen würde. Mit entsicherter Pistole ging er weiter.
    »Vergiss nicht, er ist vom Fach«, hatte man zu ihm gesagt, »gib ihm keine Gelegenheit. Sobald du ihn im Visier hast, schießt du. Ein Blick und peng.«
    Die Tür zum ersten Zimmer stand einen Spalt weit offen, er blickte hinein. Nichts. Nur das leere Bett, der Nachttisch mit dem Radio darauf und das milchig trübe Licht, das durch das Fenster eindrang. Die Bilder an den Wänden. Gerahmte Fotos von einem kleinen Jungen, der mit einem Ball spielt, auf ein Spielzeugfahrrad steigt und dem Wind Ohrfeigen gibt. Auf dem Tisch ein Ball, derselbe wie auf dem Foto. Mannomann. Ein Stoffbär, eine Kiste mit bunten Kugeln, in einer Ecke das Spielzeugfahrrad von dem Foto. Wie ein Museum für einen einzigen Besucher. Der hat Mut, dachte der Mann. Was die Leute in alten Wohnungen so alles

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