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Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman

Titel: Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francisco Gonz lez Ledesma
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aufbewahren.
    Schön.
    Jetzt wusste er, wo der Vogel war. Es blieb nur noch eine Tür, die zu dem anderen Zimmer. Man hörte sogar ein leises regelmäßiges Atmen, und das bedeutete, dass er schlief, genauso, wie man es ihm gesagt hatte.
    Also hinein.
    Peng.
    Die Tür.
    Ein weniger trübes Licht fiel durch das Fenster zur Straße hinein. Ein Frisiertisch, eine Stehlampe. Ein Tischchen. Und am Ende des Pistolenlaufs das Bett. Dort musste er sein, Miralles, Miralles, Miralles … Gib’s ihm!
    Doch dann erstarrte der Mann.
    Er sah lange, wohlgeformte, nackte Beine.
    Schneeweiße Brüste.
    Das war die Höhe.
    Er sah eine tiefschwarz behaarte Scham.
    Und nicht den Vogel, sondern das Vogelweibchen. Das Weibchen, Weibchen, Weibchen.
    Das Weibchen.
    Der Mann schoss.

16
    Gut, denkt Madame Ruth, Mabel ist da.
    Mabel kümmert sich um alles, sie führt im Haus das Regiment, überwacht sie und verwaltet das Geld, das Ruth nicht verwalten kann. Denn der Mistkerl von Solange – ja, Mistkerl, auch wenn das nicht auf dem Grabstein steht – hat ihr den Titel und das Haus hinterlassen, das schon, aber Mabel hat er zur Verwalterin mit allen Vollmachten und einem Gehalt ernannt, und so kann sie praktisch schalten und walten, wie es ihr beliebt. Wie nennt man das? Testamentsvollstrecker? Nun, ist ja im Grunde nicht wichtig.
    Wer hätte damals gedacht, dass sie – Madame Ruth – eines Tages Mabel ausgeliefert sein würde, dass Mabel darüber bestimmen würde, was sie aß und wann sie schlief, und selbst noch über den Schweiß auf ihrer Stirn.
    »Du könntest die Klimaanlage anschalten, Mabel. Es ist unerträglich heiß heute.«
    »Sie ist an.«
    »Davon ist nichts zu spüren.«
    »Sie läuft nur auf Minimalbetrieb, deshalb spürt man nichts, aber ich habe schon jemanden bestellt.«
    »Aber das geht schon seit Tagen so.«
    »Und ich habe schon vor Tagen Bescheid gesagt. In dieser Stadt gibt es Anwälte, Ärzte und Ingenieure zuhauf, von Psychologen ganz zu schweigen, aber wenn du einen Techniker brauchst, und sei es auch nur, um einen Herd anzuschließen, sagt man dir, frühestens in einem Monat.«
    »Dann zieh wenigstens die Vorhänge zu. Du weißt doch, in Barcelona scheint immer die Sonne, und ich kann die Sonne nicht vertragen.«
    »Hast du schon mal versucht, sie selbst zuzuziehen? Es ist gut, wenn du ein wenig läufst.«
    »Mich dorthin schleppen wäre wohl der passendere Ausdruck. Aber was macht das schon. Wenn ich die Vorhänge zuziehe, ziehst du sie wieder auf.«
    Ruth tupfte sich mit einem Taschentuch die Schweißperlen von der Stirn. Dabei wäre es so schön, ein wenig zu ruhen, jetzt, wo die Schmerzen nachgelassen hatten. Im Krankenhaus würde man sie auch verrecken lassen, aber wenigstens hätte sie dort ein klimatisiertes Zimmer, geregelte Mahlzeiten und einen Knopf, mit dem sie nach der Schwester klingeln könnte, während sie hier die Bullenhitze ertragen musste, irgendwann etwas zu essen bekam und weder Schwester noch Klingel hatte. Tagsüber war Mabel die Einzige, die sie versorgte, und sie kam und ging, wie es ihr passte.
    »Ich halte diese Hitze nicht aus, Mabel.«
    »Weil dich alles stört. Früher, da haben wir unter dem Sommer gelitten, aber heute doch nicht mehr. Du erinnerst dich nicht mehr, wie heiß es in den Zimmern war, und zu allem Überfluss noch mit einem Kerl, der dich nicht einmal atmen ließ.«
    »Du hast mir das nie verziehen. Weder die Hitze noch die Kerle. Aber vergiss nicht, dass auch ich das mitmachen musste.«
    Mabel lachte verächtlich.
    »Klar hast du das mitgemacht. Aber du warst fünfundzwanzig oder älter, und man kann an den Fingern einer Hand abzählen, wie viele Männer du in dein Bett gelassen hast. Ich hingegen konnte es mir nicht aussuchen, und ich war gerade mal fünfzehn, da lag der Marqués schon auf mir.«
    Sie ging zur Tür, als wollte sie gehen, aber Ruth flüsterte:
    »Mabel …«
    »Was ist?«
    »Du kannst dich nicht beklagen. Der Marqués hat dich geliebt, nicht mich. Mir hat er seinen Adelstitel und das Haus vermacht, aber das Haus geht an dich, wenn ich sterbe, ich bin also nur die Nutznießerin. Sagt man so? Du verwaltest das Vermögen und tust, was dir gefällt. Nicht dass du kein Geld für mich ausgibst, aber ich bin eine wertlose alte Frau. Du hingegen bist privilegiert.«
    »Ich sollte dir also auch noch dankbar sein … Ich weiß nicht, was es noch zu reden gibt. Ich bin nur gekommen, um dir zu sagen, dass die Nachschwester heute ein Ersatz ist und eine halbe Stunde

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