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Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman

Titel: Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francisco Gonz lez Ledesma
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erloschen, aber das störte ihn jetzt nicht mehr.
    »Das tut mir leid«, sagte er.
    »Ja. Vielleicht wäre es besser gewesen, zu der Frau zurückzugehen. Sie schien kein schlechter Mensch zu sein.«
    »Bist du noch einmal verhaftet worden?«
    »Nein. Wenn du die Stadt beherrschst, oder zumindest einzelne Viertel, wirst du nicht mehr verhaftet. Ich schloss mich einer Gruppe von vier ebenfalls minderjährigen Jungen an, die Autos klauten und sie in Schaufenster fuhren, um die Läden auszurauben. Trotz meiner Beschränktheit merkte ich, dass es albern war, denn oft zerstörten sie ein gutes Auto wegen einem halben Dutzend Handys. Eines Abends sagte ich zu ihnen: ›Das ist das Böse um des Bösen willen.‹ Und sie haben mir eine Tracht Prügel verpasst.«
    Der Hauptkommissar dachte an die alten Zeiten und seufzte:
    »Die Tracht Prügel hätte ich ihnen verpasst, danach wären sie garantiert geheilt gewesen. Ein ordentlicher Schlag auf die Eier ist Teil der Erziehung des Volkes.«
    Das Mädchen schien ihn nicht gehört zu haben, denn in diesem Moment half ihr nur, dass man ihr zuhörte. Sie sagte leise:
    »Sie wollten mich einem Menschenhändler übergeben, einem für junges, minderjähriges Fleisch. Und billig, das können Sie mir glauben. Weil es in dieser Stadt viel Scheiße gibt, kann ein bettelarmes Mädchen für einen Spottpreis verkauft werden. Es kommt jedoch darauf an. Wenn du in die Hände von Leuten fällst, die ihr Geschäft verstehen, verkaufen sie dich an einen Millionär, der dich erst zu Neichel zum Essen ausführt und dich dann in einem Himmelbett flachlegt. Aber wenn du an armselige Stümper gerätst, verkaufen sie dich an einen Rentner aus dem Viertel, der zwei Renten bekommt, oder an den Besitzer eines Krämerladens an der Ecke, der gerade sein Geschäft an den Nachfolger übergeben hat, und dich von hinten auf der Kommode vögelt, die einmal seiner Mutter gehört hat. Und ich war bei armseligen Stümpern gelandet, und so verkauften sie mich an einen Rentner, der doppelt Rente kassierte. Der Kerl saß in seinem Sessel und das Erste, was er sagte, war: ›Lass mich dich anfassen, Mädchen, denn ich glaube nicht, dass du noch Jungfrau bist.‹
    Der wichtige Hauptkommissar vergaß die Zigarre, den Tisch, das Fenster, durch das graues Licht hereinfiel, und konzentrierte sich nur auf das Mädchen, von dem ein trauriges Licht ausging. Die Stadt hatte Tausende von Farben – einige davon sauber. Hier aber wurde das Licht von dem Kleid des Mädchens verschlungen, als wäre dieses Kleid ein schwarzes Loch. Das Mädchen betritt einen Raum mit quietschender Tür. Das Mädchen nach vorn gebeugt auf einer alten Kommode oder das Mädchen, das spürt, wie sich der Finger eines Alten in ihren Unterleib bohrt. »Ich kann es nicht glauben, Mädchen.« Schweinische Stadt voller schwarzer Flecken, über die nicht in den Zeitungen berichtet wird und von der der wichtige Hauptkommissar M. weiß, dass er sie nie wird säubern können.
    »Ich will schwer hoffen, dass der Kerl und sein Rentnerfinger leer ausgegangen sind«, sagte er.
    »Das sind sie. Das ganze Zimmer stank. Mir wurde klar, dass es Sünden gab, die übel rochen und richtige Sünden waren, und Sünden, die gut riechen und folglich keine sind. Ich trat den Typ in den Bauch, und es kamen all die Pillen wieder raus, die er gegen die Arthrose eingenommen hatte. Bestimmt war er danach kuriert.«
    »Du sprichst nicht wie ein armes Mädchen von der Straße«, sagte Hauptkommissar M.
    »Ich traf rechtzeitig einen Lehrmeister«, seufzte Eva, »den Mann, für den ich arbeite. Er hat mir das Denken und Reden beigebracht.«
    »Der, dem du als Personenschützerin zur Hand gehst?«
    »Ja.«
    »Miralles?«
    »Ja.«
    »Ich weiß nicht, ob man dir schon gesagt hat, dass er vielleicht nicht ganz koscher ist. Du solltest vorsichtig sein. Du hast gesehen, was passieren kann.«
    »Miralles hat sich mir gegenüber immer gut benommen. Er ist knallhart, aber er benimmt sich gut. Außerdem hat er mich gerettet.«
    »Wie das?«
    »Die aus der Gruppe sagten, ich würde mehr essen, als ich einbrächte, und wäre zu nichts nütze. Zur Strafe wollten sie mich alle vier vergewaltigen, einer nach dem anderen, und mich dann auf freiem Feld, weit außerhalb von Barcelona aussetzen. Das würde mir eine Lehre sein. Ich schlug ihnen einen Deal vor, da ich ihnen nicht entkommen konnte. So gewann ich ein wenig Zeit. Ich habe eine sehr schöne Stimme und kannte alle eingängigen Lieder aus dem

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