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Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman

Titel: Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francisco Gonz lez Ledesma
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Radio. Ich schlug ihnen vor, für sie als Straßenmusikerin zu betteln. Ja, für sie.«
    »Niemand wird auf diese Weise reich«, meinte der Hauptkommissar.
    »Na, da wäre ich mir nicht so sicher. Der Trick bestand darin, dass einer von ihnen mich mit dem Rollstuhl schob, wie eine Behinderte, und der andere die Augen offenhielt. Wählen Sie ein paar gute Orte aus, Hauptkommissar. Zum Beispiel zwei gute Plätze auf den Ramblas. Ein junges Mädchen, hübsch und behindert, die in einem Rollstuhl geschoben werden muss und zudem gut singt, selbst ohne musikalische Begleitung. Die Mütze zu meinen Füßen füllte sich mit Münzen. An manchen Tagen machten wir mehr Geld als bei einem Bruch, und noch dazu völlig ohne Risiko.«
    »Das ist ein ganzer Wirtschaftszweig«, sagte der Hauptkommissar, ohne sie anzusehen. »Hunderte von Kindern hängen da mit drin.«
    »Klar«, sagte Eva mit einer Gleichgültigkeit, die eisig wirkte –, »aber ich war nur eine Woche dabei.«
    »Wieso?«
    »Einmal behielt ich bei der Verteilung mehr Geld ein, als mir zustand. Das und die Geschichte mit Patri, der Freundin eines meiner Kumpels. Sie hasste mich bis auf den Tod und sagte, es sei an der Zeit, mich härter ranzunehmen. Sie schlug ihrem Freund Tom vor, mich zu vergewaltigen, sie würde ihm helfen. Tom muss die Idee so begeistert haben, dass sie mich mit einer List zum Friedhof von Montjuïc lockten. Am Abend. Sie kennen sich gut aus und lockten mich an eine abgelegene Stelle und warfen mich auf den Boden. Ich hatte das Gefühl zu sterben, Hauptkommissar, aber wen interessiert schon ein solcher Tod. Drei Zeilen in der Zeitung, ohne Namen. Nur die Initialen, es war ja nur eine Minderjährige. Ich habe auf jede Kleinigkeit geachtet, den Stein, auf dem sie mir gleich die Beine auseinanderschieben würden, eine Zypresse so hoch wie die Sagrada Familia, ein kaputtes Glas, in dem keine Blumen mehr standen, ein Stück Himmel, der dunkler war als an anderen Tagen, aber klar, so klar, als würde die Stadt nicht die Asche ihrer Toten zu ihm hinaufschicken. Aber das Merkwürdigste von allem war dieser Grabstein, auf den das Wort › WEISE ‹ gemeißelt war.«
    Im Raum jähe Stille.
    Auch dort war die Luft jetzt dunkel geworden, aber nicht klar, denn hierhin schickte die Stadt den Atem der Lebenden.
    »Sie sehen, wie absurd das Leben ist«, hauchte Eva. »Ich sollte vor den Augen einer anderen Frau von einem Schwanz durchbohrt werden und das nur zwei Schritte von einem Grab entfernt, auf dessen Stein nur ein Wort zu lesen war: ›Weise‹.«

20
    Woraus sich Folgendes schließen lässt – rekapitulierte Méndez in seinem Bericht: Der erwähnte Miralles besuchte das Grab seines Sohnes sehr häufig, was auch die Herren Vorgesetzten wegen der frischen Blumen auf dem Grab bereits vermutet hatten. Woraus sich wiederum schließen lässt, dass er am Tatabend auf seinem üblichen Besuch war, als er die an der Tat Beteiligten entdeckte. Ein auf einem Grabstein liegendes Mädchen, ein anderes, das versuchte, ihre Beine auseinanderzuschieben (ein Zeichen des Verfalls unserer Sitten und der fortschreitenden Untauglichkeit des Mannes) und ein junger Mann mit startbereitem Penis, der dessen Größe lobt, zweifellos, um sich Mut zu machen, als Autosuggestion sozusagen. Angesichts der Tatsache, dass es sich hier wahrscheinlich um eine Gesetzesübertretung handelte, und noch dazu an einem geweihten Ort, setzte der erwähnte Miralles seine Fäuste und ein Stück abgesprungenen Marmors ein, mit unten beschriebenen Folgen.
    Erstens: Prellung und schnelle Kontraktion des erwähnten männlichen Penis, die der diensthabende Arzt später als Kontraktion post mortem einstufte. Zweitens: Fraktur des Handgelenks der die Beine spreizenden Frau, Platzwunde an der Lippe, zwei ausgeschlagene Zähne sowie vaginale Verletzungen ausgelöst durch den Sturz der Betroffenen über den Rand eines anderen Grabsteins, bestimmt den eines bekannten Kämpfers aus dem Bürgerkrieg. Drittens: Rasche Befreiung des bedrängten Mädchens, die bei ihrer ersten Aussage erklärte, der Unbekannte habe sie gerettet und sie würde ihm auf ewig dankbar sein.
    Mit dieser Zusammenfassung des Berichtes aus den Polizeiarchiven über eine zurückliegende Straftat möchte der unterzeichnende Inspektor Ricardo Méndez aufzeigen, dass zwischen der genannten Eva Expósito und dem Verdächtigen Miralles eine persönliche Beziehung besteht. Sie leben zusammen, wobei Eva Expósito angibt, seine Assistentin zu sein,

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