Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman
auf ihren hohen Schuhen nicht länger stehen.«
Und dann fügte er lachend hinzu:
»Ich brauche keine Pistole.«
21
»Das Gerücht macht die Runde, gegen Sie laufe ein Disziplinarverfahren, Señor Méndez«, sagte der Wirt der Kneipe La Anticipada und füllte ein Glas mit seinem ökologischen Gebräu, »weil Sie auf einen Flüchtigen geschossen und sein Bein durchlöchert haben anstatt seinen Schwanz, wie es jeder anständige Polizist tun sollte. Und dass man Sie gezwungen hat, Ihre Dienstwaffe abzugeben. Das berichten die zuverlässigen Tagesblätter.«
»Ich kann meine Dienstwaffe nicht abgeben, weil ich keine habe, mein lieber Freund im Vorruhestand«, erwiderte Méndez. »Meine Waffen kommen normalerweise direkt aus dem Artilleriemuseum der NATO . Aber es stimmt, es liegt eine Dienstaufsichtsbeschwerde vor, und damit habe ich mir jegliche Beförderung verbaut. Und das jetzt, wo ich gerade anfing, mir wirklich Hoffnungen zu machen.«
Er trank einen Schluck von dem ökologischen Likör, mit Sicherheit eine Empfehlung der Witwenvereinigung der Grünen.
»Jedenfalls hat man mich nicht komplett vom Dienst suspendiert«, fügte er hinzu, »auch wenn ich jetzt nur noch illegale Immigranten überwachen darf. Da mache ich mir nicht viel Hoffnung auf Erfolg, denn in einigen Vierteln gibt es so viele Immigranten, dass ich sie schon nicht mehr von den Einheimischen unterscheiden kann. Und wenn ich nicht genau weiß, wer ein Immigrant ist, woher soll ich dann wissen, dass es sich um einen Illegalen handelt. Jedenfalls setze ich immer alles daran, einen reibungslosen Dienstablauf zu gewährleisten. Miralles und dieses Mädchen überwache ich auch weiter.«
»Sie ist nicht seine Geliebte«, warf der Frührentner schnell ein, »Miralles scheint in der Hinsicht sehr zugeknöpft zu sein. Wer weiß, vielleicht hat er noch genug von seiner ersten Frau. Er lässt sie einfach nur bei sich wohnen, weil sie so etwas wie seine Angestellte ist. Und noch was, Méndez.«
»Was?«
»Die Polizei hat doch ein leichtes Spiel. Der Mann, den Sie verletzt haben, wird doch ruckzuck gestehen, wer ihn dafür bezahlt hat, in die Wohnung einzudringen.«
»Das ist ein Profi, aus dem werden wir nichts rauskriegen. Er hat auch keine Angst. Man wird ihn einfach aus dem Land werfen, ohne Strafe, wie sein Verteidiger, ein gewisser Escolano, gefordert hat. Apropos, dieser Escolano hat verlangt, ich soll dem Opfer ein neues Bein und eine Massage für seinen Penis spendieren.«
»Warum?«
»Es regt sich nichts mehr.«
Dem Wirt kamen fast die Tränen, vor allem weil er so langsam in die süße Trägheit des Nirwana eintauchte. Er fragte sich, ob Méndez in seiner Jugend wohl Erektionen und andere Kräfte der wilden Natur gehabt hatte. Am Ende überkam ihn große Traurigkeit.
Aber er beschloss, sich nicht unterkriegen zu lassen und dem Vaterland nützlich zu sein.
»Hören Sie, Méndez, auf die Überwachung der illegalen Immigranten verstehe ich mich, denn das wird hier immer voller. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen meine Beratung anbieten. Also die ehemaligen Arbeiterviertel werden jetzt von Pakistani, Arabern, Dominikanern und sogar Chinesen bevölkert, von den Negern ganz zu schweigen. Wobei die Neger jede Arbeit annehmen, und man sieht sie kaum. Die Pakistani machen einen Telefonladen auf, und du siehst sie überall. Die Araber teilen sich in zwei Gruppen: die gestandenen Männer und die Bubis. Bei den ersten weißt du nie, wie sie ihr Geld verdienen, aber sie haben immer fünf Kinder und eine Frau mit Dschellaba. Die Bubis unterteilen sich wiederum in zwei Unterklassen: die Gebenden und die Nehmenden. Die Nehmenden verdingen sich als Stricher und tun mir leid, denn es muss sehr traurig sein, wenn dich irgendein Kerl fickt, den du überhaupt nicht kennst. Die Gebenden verdienen sich ihr täglich Brot damit, es unzufriedenen Frauen zu besorgen, und die machen mich neidisch, denn man muss schon Eier in der Hose haben, um eine Tussi zu ficken, die man nicht kennt. Da gibt es einen Stecher, den die Kundinnen Kilometer nennen, der kommt manchmal hier vorbei. Einen anderen nennen sie sogar Meile. Du siehst, auch beim Ficken für Geld gibt es beinharte Konkurrenz. Und was soll ich über die Dominikaner und Ekuadorianer sagen? Männlein wie Weiblein kümmern sich um die Alten, die alles unter sich gehen lassen, und manchmal sehe ich sie, wie sie die Alten im Rollstuhl spazieren fahren, damit sie sich daran erinnern, dass es noch Vögel gibt. Aber wer
Weitere Kostenlose Bücher