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Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman

Titel: Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francisco Gonz lez Ledesma
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zu spät. Vielleicht waren die fünf Minuten schon vergangen.
    Erasmus fügte hinzu:
    »Nur Mut. So schwierig ist das, was ich Ihnen vorschlage, auch wieder nicht. Für Sie als Anwalt ist es reine Routine.«
    »Was meinen Sie?«
    »Verdammt, was werde ich wohl meinen. Einen Mann verteidigen. Sie müssen als Pflichtverteidiger ein Schwein verteidigen, das seine Tochter umgebracht hat, und tun das ohne Skrupel. Ein Arzt darf ja auch keine haben, wenn ein verletzter Bankräuber vor ihm liegt. Sie willigen ein, ein Schwein zu verteidigen, das ein ganzes Haus mit zehn Familien darin plattgemacht hat (manchmal ist dieses Schwein die Stadtverwaltung) und haben keinerlei Skrupel. Sagen Sie mir, warum Sie welche haben sollten, wenn Sie jemanden verteidigen, dem ein Polizist bei der Verhaftung unrechtmäßig ins Bein geschossen hat.«
    »Das müssen Sie mir erklären, Erasmus.«
    »Ich habe einen Freund. Bezeichnen wir ihn als Freund. Er macht verschiedene Jobs. Sagen wir, jemandem einen Denkzettel zu verpassen ist einer dieser Jobs. Nationalität hat er keine. Sagen wir, er genießt die Gastfreundschaft dieses Landes. Nun, man klagt ihn wegen ein paar dummer Sachen an.«
    »Was für dumme Sachen?«
    »Erstens Hausfriedensbruch. Ich habe ihn losgeschickt, nennen wir es mal so, um jemanden zu warnen, und er trifft eine Frau alleine an. Sagen wir, diese Frau sieht gut aus. Sagen wir, der Kerl wollte, dass sie ihn etwas mit der Zunge verwöhnt. Nichts Besonderes. Wir sind doch beide erwachsen.«
    »Und er hatte vermutlich eine Pistole …«
    »Ja.«
    Escolano sagte angewidert:
    »Vergewaltigung oder zumindest versuchte Vergewaltigung, wenn er sie bedroht hat.«
    »Aber, aber, Sie sind der verteidigende Anwalt, nicht der Staatsanwalt, zum Teufel. Ihr lest so viele Bücher, dass eure Birne ganz weich wird. Es ist keine große Sache, wegen des Hausfriedensbruchs wird ihm nichts passieren. Er hatte einen Wohnungsschlüssel, und sagen wir, er hat sich vertan. Es ist nicht bewiesen, dass er jemanden mit der Waffe bedroht hat, also nichts mit Vergewaltigung, Herr Anwalt, nothing . Es ist nicht bewiesen, dass dem Mädchen das Zungenspiel missfiel, auch wenn die Tussie behauptet, es war so und sie wollte Nonne werden. Außerdem hat ein Polizist namens Méndez ihn entwaffnet, ihn von hinten angeschossen und ein Bein zerfetzt. Es geht also um eine Doppelstrategie, Señor Ramírez y Escolano. Beweisen, dass mein Freund nichts getan hat, außer die Gesellschaft einer geilen Schlampe zu akzeptieren. Und diesen Scheiß-Méndez zur Verantwortung zu ziehen, und ihn wenn möglich in den Knast zu bringen. Alles kinderleicht. Also wenn man mir einen solchen Fall übertragen würde, würde ich so brillieren, dass man mich in den Consell de la Generalitat aufnimmt. Ich werde Ihnen jetzt den vollständigen Namen von diesem Méndez und die Daten meines, sagen wir, Freundes geben, der in Untersuchungshaft sitzt. Nun, Anwalt, wie Sie sehen, bin ich ein aufrichtiger Kerl, der seine Freunde nicht im Stich lässt.«
    Escolano murmelte:
    »Hilf deinem Freund, und er schweigt wie ein Grab.«
    »Ach, kommen Sie mir nicht mit solchem Mist. Das ist bestimmt wieder so eine lateinische Spruchweisheit. Ich werde Ihnen einen Vorschuss geben für einen Job, der so leicht ist, dass es schon wehtut. Und versuchen Sie nicht, mit mir Kontakt aufzunehmen. Ich melde mich bei Ihnen, nicht ich bin der Mandant, sondern der arme Kerl in Untersuchungshaft.«
    Escolano schloss die Augen.
    Er spürte, wie man ihm Geldscheine zusteckte, während Erasmus sagte: »Los, nehmen Sie schon, es ist ein Job wie jeder andere auch. Das hätte man Ihnen doch während des Studiums schon beibringen müssen. Die Dinge sind nun mal, wie sie sind.«
    Escolano hatte die Augen immer noch nicht geöffnet.
    Aber er merkte, dass Erasmus aufstand und die Unterredung somit beendet war. Er merkte auch, dass seine Hände zitterten. Er nahm in der Luft Gedanken wahr, die sich außerhalb von ihm zu befinden schienen. Er hatte Recht. Es wurde nichts Außergewöhnliches von ihm erwartet. Eine unbekannte Frau mit elektrischer Zunge und ein bekannter Mann, mit Sicherheit Miralles, waren in Lebensgefahr.
    Erasmus ahnte seine Gedanken, wie immer.
    »Aber, aber«, sagte er in väterlichem Ton, »wenn die Gerechtigkeit im Glanz erstrahlt, passiert doch nichts.«
    »Sicher …«
    »Und jetzt gehen Sie bitte, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Das Mädchen, bei der ich zur Untermiete wohne – so sagt man doch? –, kann

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