Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman

Titel: Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francisco Gonz lez Ledesma
Vom Netzwerk:
Zahnarzt aufsuchen, auch wenn es ein bulgarischer sein sollte. Als ob der Kiefer verschoben wäre. Méndez drehte sich. Er fiel vornüber aufs Bett, bereit, an Ort und Stelle erschossen zu werden.
    Daniel Bermúdez war blitzartig verschwunden. Schon erstaunlich, wie viele Masterkämpfe der Kerl im Gefängnis gemacht hatte. Méndez stand auf, taumelte, fluchte auf das Vatikanische Konzil, welches auch immer, ging zur Tür, sah den leeren Flur, hörte den Motor eines Wagens, stieß einen Fluch aus, sah den Besitzer des Hotels, der mit geballten Fäusten auf ihn zukam.
    Zum Glück war der Hotelbesitzer schwach und am Rande des Konkurses.
    Und zum Glück hatte Bermúdez ihn nicht beim Herausgehen erledigt und sich auf die Suche nach dem Denunzianten gemacht.
    Natürlich nicht. Bermúdez ist einer, der sich an die Gesetze hält. Er selbst hatte das Gesetz übertreten, er hatte kein Recht, sich hier aufzuhalten. Das Motorengeräusch entfernte sich. Méndez wusste, dass jemand sterben würde. Und er konnte sich auch vorstellen, wer. Und er hatte Zweifel, ob er rechtzeitig da sein würde, um es zu verhindern.
    Er rannte hinaus und wieder fiel ihm das Vatikanische Konzil ein. Welches auch immer.

35
    Méndez ahnte zwar, wer sterben würde, aber der Betroffene selbst ahnte es nicht.
    David Miralles ging in eine Kneipe in einer unauffälligen Straße – neben einem Luxusfriseur, einem Schaufenster mit Handys und einem Antiquariat – und stieß die Tür aus geschnitztem Holz auf. Über der Tür verkündeten Neonbuchstaben: Girls Club. Hinter dem Eingang befand sich eine nicht allzu lange Theke, an der nur zwei Gäste auf Barhockern saßen. Vor jedem ein schottischer Malt Whisky, destilliert in Valdepeñas. Vor jedem Whisky eine Frau von fünfundzwanzig, auf wundersame Weise in ein Mädchen verwandelt.
    Halbdunkel.
    Zwei Tische vor der Theke.
    Und dort stand ein anderes Mädchen, ein dunkelhäutiges. Bestimmt das einzige Mädchen, dem es gelungen ist, nach Europa zu kommen, damit man sie zur Frau macht.
    Sie war auf dem besten Weg dazu. Kurzer Rock. Weiße Strümpfe bis oben. Hohe Stiefel. Mein Süßer, wie schön, dass du gekommen bist. Chup, Chup.
    »Später kommen noch Kolleginnen«, erklärt sie, »es ist noch früh am Abend, aber wenn du willst, bringe ich dir etwas zu trinken. Du kannst dich an den Tisch da setzen, da sind wir ungestört. Die Getränke kosten fast genauso viel wie an der Theke.«
    »Ich hätte gerne einen Macallan Whisky, und du kannst dir auch einen bestellen, wenn du magst«, flüsterte Miralles, »aber im Moment wäre ich lieber allein, ich warte auf einen Kumpel. Danke.«
    »Aber natürlich. Wie du willst.«
    Zum Zeitpunkt ihrer europäischen Integration hatte die kleine Schwarze bereits gelernt, dass die Männer zum Vögeln kamen, dies aber nicht sagen wollten, und dass man ihnen Zeit geben musste, damit sie Ordnung in das Chaos ihres Lebens bringen konnten. Denn das Leben dieser Männer war ein Chaos. Die meisten redeten und redeten über ihr Unglück, bis man sie galant überzeugt hatte, das einzige Mittel dagegen sei eine Nummer. Die kleine Negerin war überzeugt, dass ihre Kolleginnen mehr über Psychoanalyse wussten als ein argentinischer Psychiater.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte sie auch bereits bemerkt, dass der Mann die linke Schulter nicht richtig bewegen konnte und dass das Jackett eine leichte Wölbung aufwies, bei der es sich um eine Pistole handeln konnte. Bestimmt ein Polizist, und Polizisten ließ man am besten in Ruhe.
    David Miralles trank einen Schluck von seinem Whisky, der so wunderbar an die Reinheit der Gewässer in Schottland erinnerte. Ein echter Macallan. Man hatte ihn bestimmt für einen Polizisten gehalten, und die Polizei hinterging man besser nicht.
    Er sah sich um. Das dezente Licht, die Spiegel, vor denen die Flaschen standen, die beiden Mädchen und ihre Brüste, an denen die Stadt saugte, die Vorhänge, die einen Teil des Lokals abtrennten, wo es Sofas, noch dezenteres Licht und weitere Möglichkeiten zum Saugen gab. Hier zogen sich die Mädchen nicht ganz aus, also ein Raum mit Respekt gegenüber der urbanen Kultur. Als er angefangen hatte, als Bodyguard zu arbeiten, hatte Miralles eine Kneipe geschützt, in der die Mädchen eigene Zimmer hatten, für die sie dem Besitzer Miete zahlten, als handele es sich um ein Hotel. In diesen Zimmern empfingen sie ihre Freier zu dem an der Theke oder den Tischen vereinbarten Preis, und wenn das Gesetz seine Nase hineinsteckte,

Weitere Kostenlose Bücher