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Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman

Titel: Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francisco Gonz lez Ledesma
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Luft hätte nachzeichnen können. Seine rechte Hand fuhr mechanisch an den hinteren Teil der Hüfte, er folgte einem Impuls, der aus den Tiefen der Zeit kam, aber er hatte seine Pistole nicht dabei. Er hatte nichts dabei, alles im Auto. Méndez hingegen spielte mit einem alten, riesigen Colt, der im Kriegsmuseum von London eine eigene Vitrine erhalten hätte.
    Während Bermúdez um Fassung rang, stammelte er:
    »Aber …«
    »Ja, Süßer, ein Tipp. Aber du wirst nie erfahren von wem. In meiner Datei habe ich mindestens tausend Typen, die bereit sind zu reden, alle mit offenem Hosenstall. Und mindestens tausend Weiber, alle mit hochgezogenem Rock, da kannst du lange suchen.«
    Er wusste, dass Bermúdez nicht suchen, sondern dass er sich bald wieder gefasst haben würde. Und in der Tat murmelte der resozialisierte Gefangene:
    »Ich weiß nicht, warum zum Teufel Sie einen Spitzel brauchen, Méndez. Ich tue nichts Schlechtes. Ich habe Freigang. Ich habe angegeben, dass ich ihn hier verbringe. Niemand kann mir irgendetwas vorwerfen, also stecken sie Ihre erbärmliche Zunge dahin, wo sie Platz findet.«
    Da ihm bewusst geworden war, dass er im Recht war, fügte er wutschäumend hinzu: »Außerdem übertreten Sie gerade das Gesetz, Méndez. Das Zimmer ist wie mein Zuhause. Ich könnte Sie wegen Hausfriedensbruch anzeigen.«
    »Richtig … Aber gib nicht dem Besitzer dieser Baracke die Schuld, denn er weiß von nichts. Ich habe festgestellt, dass man durch die Fenster im Parterre nicht nur hinein-, sondern auch hinausschlüpfen kann. Was es nicht alles gibt. Ich habe mir gedacht, dass du ein Zimmer nach hinten im Parterre nehmen würdest, also habe ich mich ein wenig umgesehen. Es gibt drei, die anderen beiden sind belegt, also habe ich mir ein paar Eisenstreben geschnappt und bin hier rein. Ich hoffe, es stört dich nicht, ich habe dir schon mal das Bett gewärmt.«
    Bermúdez’ Zähne knirschten vor Wut.
    »Wärmen Sie sich von mir aus Ihren Arsch, Méndez. Ich sage es noch einmal, ich habe Freigang.«
    »Ja, ich weiß. Sie sind auf dem besten Weg zur Resozialisierung. Da können wir ja alle aufatmen, an erster Stelle ich. Auch ich bin der Ansicht, dass jeder ein Recht auf eine Chance hat, aber du hast bereits drei oder vier vergeigt. Um das zu feiern, könntest du die Tochter des Richters flachlegen, der dir die Erlaubnis gegeben hat, und vielleicht würde sie dich resozialisieren.«
    »Sie glauben nicht an das Gesetz, Méndez.«
    »Ich glaube an die Opfer, aber wie es der Zufall will, spricht das Gesetz nie von ihnen.«
    »Ich scheiß auf Ihre Toten, Méndez.«
    »Da werden sie aber verärgert sein, wenn sie das hören.«
    »Jetzt trauen Sie sich doch zu schießen … Trauen Sie sich, Sie Mistkerl.«
    Méndez sagte:
    »Mit dem größten Vergnügen.«
    Er zielte auf ihn und sprang aus dem Bett. Es war keine Kugel im Magazin des Colts, denn er wollte keine Unvorsichtigkeit begehen. Und er trug die schusssichere Weste, so konnte man die Unwägbarkeiten reduzieren, mit einem so aktenkundigen Kerl wie Bermúdez war nicht zu spaßen. Doch das konnte er nicht wissen.
    Oder vielleicht doch.
    Bermúdez war zu viele Jahre in den Justizpalästen unterwegs gewesen und mit allen Wassern gewaschen. Er wusste, dass er das Recht auf seiner Seite hatte und dass Méndez nicht schießen würde. Und so machte er sich bereit für den Angriff, falls der Polizist auf ihn zukam. In seinem Gesicht regte sich nichts, nicht ein einziger Muskel.
    »Ich will dir den Freigang nicht versauen«, sagte Méndez und kam auf ihn zu. »Ich werde ihn lediglich in diesem Hotel verbringen, mit dir. Ich werde am Nachbartisch essen. Ich werde mit dir im Pool schwimmen, Muskeln aufbauen. Und wenn du dir ein Mädchen aus dem Bordell holst, werde ich sie mit Rockmusik in Stimmung bringen. Du wirst keinen Grund zur Klage haben, Süßer, aber ich werde dich auf Schritt und Tritt verfolgen.«
    Bermúdez entgleisten die Gesichtszüge. Die Kohle konnte er abschreiben.
    Der Rufmord. Die Lächerlichkeit.
    Sogar der, der ihn verpfiffen hatte, wer immer es war, würde über ihn lachen. Der Verrat. Das verzieh er nicht.
    Jäh ließ er den Ellbogen hochschnellen, zu einem Schlag, den er im Gefängnis schon hundertmal erprobt hatte. Er setzte darauf, dass Méndez nicht schießen würde, und behielt Recht. Er überraschte Méndez, denn dieser hatte mit einer so schnellen Reaktion nicht gerechnet.
    PAFF !
    Méndez hatte das Gefühl, er müsse auf der Stelle einen billigen

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