Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman
Persönliches finde, das mir einen Hinweis gibt, eine Visitenkarte oder so. Ich habe drei gefunden, und eine war von diesem Lokal. Ich dachte, du hast hier einen Auftrag, von dem du mir nichts erzählt hast, und ich bin sofort hierhergekommen. Ich habe die Visitenkarte zerrissen und auch die anderen beiden.«
»Warum?«
»Wenn sie mir als Hinweis gedient haben können, dann auch anderen. Man sucht dich.«
»Wer?«
»Man muss nicht sonderlich schlau sein, um zu kapieren, dass der, der deinen Sohn getötet hat, deine Rache fürchtet. Vielleicht weiß er durch die Sache mit Omedes, dass du ein guter Schütze bist, und dass du dein Ziel nicht verfehlst.«
Miralles sagte kurz angebunden:
»Gewöhnlich nicht.«
»Deshalb lebst du vermutlich noch. Leónidas hat einen neuen Killer angeheuert, und der ist schlauer als die anderen. Wir sind uns an der Tür begegnet, als ich raus bin, um dich zu suchen, ich mache die Tür auf, und er nutzt es, um ins Haus zu gelangen. Vielleicht hat er auf diese Gelegenheit gewartet, er hatte keinen nachgemachten Schlüssel. Oder vielleicht war es einfach nur Glück, keine Ahnung. Jedenfalls haben wir uns gestreift und genau gesehen. Zum Glück kannte er mich nicht.«
»Weißt du, wer es ist?«
»Er war vor einiger Zeit mal in der Zeitung. Ich habe sein Foto gesehen, und seine Augen haben mir Schauer über den Rücken gejagt. Deshalb erinnere ich mich daran. Vielleicht war er es auch nicht. Nein, so einen Zufall gibt es nicht. Er war es ganz bestimmt.«
»Wer, er?«
»Daniel Bermúdez.«
»Daniel Bermúdez sitzt im Knast.«
»Ja, aber man gibt diesen Kerlen doch Freigang am Wochenende. Es ist sehr gut möglich.«
»Oder auch nicht, Eva. Jemand wie Bermúdez wird streng überwacht und benötigt ein perfektes Alibi. Wenn mir etwas zustößt, wissen sie, dass er es war.«
»Oder ein anderer.«
Miralles nickte nachdenklich.
»Solange sie ihn nicht in flagranti erwischen, kann er den Job machen«, sagte Eva leise. »Vielleicht hat er sein Wort gegeben, und er macht den Job, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen. Du hast genug Mörder kennengelernt, die auf ihre Art Ehrenmänner sind, vor allem, wenn jemand sie schützt.«
»Willst du damit sagen, Leónidas hat Bermúdez über Dritte angeheuert, um mich zu töten? Und Bermúdez muss dafür einen Freigang nutzen?«
»Genau das wollte ich sagen.«
»Und du bist trotzdem in die Wohnung zurück, nachdem du ihm im Hinausgehen begegnet bist? Hast du denn nicht gefürchtet, dass er da sein könnte und darauf wartete, dich zu erledigen? Es wäre nicht das erste Mal.«
»Ich dachte, ich müsste das Risiko eingehen, denn ich musste eine Spur finden, die mich zu dir führt. Zum Glück habe ich die Visitenkarten gefunden. Doch Bermúdez war nicht da, da war niemand. Bestimmt sucht er dich.«
»Dann warst du wirklich ein schlaues Mädchen, was eigentlich ungewöhnlich für dich ist, Eva. Das hast du gut gemacht, dass du die Visitenkarten zerrissen hast.«
Eva hatte die Augen geschlossen, sie freute sich über das Lob.
»Da bin ich mir nicht so sicher«, raunte sie.
»Warum?«
»Weil er vor mir die Karten gesehen haben könnte, falls es ihm gelungen ist, in die Wohnung zu kommen. Dann hätte es nichts genutzt, sie zu vernichten. Er könnte schon auf dem Weg hierher sein.«
Um David Miralles’ Augen war ein leichtes, kaum merkliches Zucken zu beobachten.
Eva hatte die Augen wieder geöffnet. Augen, die nicht einmal zwanzig waren.
»David, lass uns von hier verschwinden.«
»Das werde ich tun, aber ohne Eile. Ich bin noch nie vor jemandem weggelaufen.«
»Ich habe das Gefühl, ich störe dich. Auf dem ganzen Weg hierher habe ich an dich gedacht, aber ich störe dich nur.«
»Ich weiß nicht, warum du das sagst, Eva.«
»Weil wir zusammenleben und ich dich sehr gut kenne. Wie man das eben so sagt, zusammenleben.«
Miralles schob das noch halbvolle Glas zur Seite.
»Worauf willst du hinaus?«, fragte er leise. »Was willst du von mir?«
»Dass du mir gegenüber fair bist.«
»Sag, was du zu sagen hast.«
»David, du wirst die Frauen nie kennenlernen.«
»Vielleicht habe ich kein Interesse daran.«
»Lass uns hier verschwinden. Wir müssen irgendwo einen Unterschlupf suchen, und wenn es nur für ein paar Nächte ist. Dann ist der Freigang von diesem Kerl beendet, er muss zurück oder er läuft Gefahr, dass man ihn für immer wegsperrt. Danach wird es einfacher sein, aber wir müssen die Entscheidung jetzt treffen.«
»Wie sehr
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