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Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman

Titel: Der Tod wohnt nebenan Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francisco Gonz lez Ledesma
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verschiebt sie nur. Aber ich kenne meine Probleme und ich kenne meine Zeit, denken Sie nicht, nur weil ich hier eingesperrt bin, bekomme ich nichts mehr mit. Im Gegenteil, ich bekomme alles mit, und deshalb möchte ich Sie um etwas bitten.«
    »Worum?«
    » Ich möchte sterben, wie ich gelebt habe.«
    »Das sagten Sie bereits. Wie eine Dame.«
    »Aber was ich vor allem will, ist sterben. Es ist mein letztes Recht.«
    »Das bestreite ich nicht«, sagte Miralles versöhnlich, denn er wollte so schnell wie möglich zum Ende kommen.
    »Ich dachte, Sie wären deswegen hier. Um die Uhrzeit konnte ich mir keinen anderen Grund vorstellen.«
    »Vielleicht, aber geben Sie mir Zeit.«
    Kranke muss man belügen, dachte Miralles, auch Verliebte, Wähler, alle Wähler. Wähler, die gerade anfangen, sich im Leben umzuschauen, und die, die längst damit aufgehört haben. Die Lüge ist die größte soziale Erfindung, denn aus ihr entstehen Trost und Hoffnung.
    »Ich will nicht, dass Sie leiden«, sagte Miralles.
    »So war es ausgemacht.«
    »Und so wird es geschehen. Sie müssen nur ein wenig Geduld haben. Kommen Sie denn nie aus diesem Zimmer heraus?«
    »Früher ein wenig. Ich bin sogar einmal zur Messe gegangen. Wissen Sie, dass zu meinen besten Zeiten meine Mädchen ein Medaillon oder ein Kreuz trugen? Ich weiß nicht warum, aber meine Mädchen waren der Meinung, auch die Jungfrau sei den Männern ausgeliefert gewesen. Na ja … Jetzt kann ich nicht mehr hinaus. Allein bis zum Fenster zu kommen, kostet mich eine enorme Anstrengung, aber das schaffe ich wenigstens noch. Das Zimmer verlassen nicht mehr … Außerdem ist die Treppe ein unüberwindliches Hindernis. Ich weiß nicht, was im Haus vor sich geht.«
    »Gehört es Ihnen?«
    »Es gehört Mabel. Ein Marqués, der ihr Freier war, hat es ihr vermacht, aber unter der Bedingung, dass ich hier wohnen darf.«
    »Und sie behandelt Sie wie eine Dame.«
    »Nein. Mabel will, dass ich leide, das habe ich schon gesagt. Aber ich bin immer noch eine Dame.«
    »Natürlich. Ich verspreche Ihnen, Sie werden nicht leiden.«
    David Miralles hatte genug Jahre auf der Straße verbracht, um zu wissen, wie man Leute beruhigt. Er strich einen Moment über Ruths verbrauchte Haut und vollbrachte das Wunder der Hände.
    »Und jetzt versuchen Sie zu schlafen. Es wird alles gut.«
    Er ging langsam aus dem Zimmer hinaus und ließ das Fenster offen. Ruth lag ruhig und reglos da. Die Tür schnappte beim Schließen nur leise zu. Miralles stand vor der Dunkelheit und den Geräuschen aus dem unteren Stock, die nicht bis zu der Kranken vordrangen. Alles war Stille an diesem Ort aus einer anderen Zeit.
    Miralles war ruhig, merkwürdig still angesichts der Ereignisse. Er glaubte, dass Eva und er keiner Gefahr ausgesetzt waren, sie befanden sich in einer Art Blase, die sie von der Realität trennte. Er wusste, dass man sie töten wollte, aber es würde nicht gelingen.
    Er irrte sich. Die Person, die entschlossen war, sie zu töten, strich bereits um das Haus herum.
    Mabel kam herein.
    Mabel, du bist schon eine reife Frau, bei der – nach Expertenmeinung – Kurven, Fettpölsterchen und Pfirsichhaut im Überfluss vorhanden sind, aber du bist immer noch die Frau, die auf der Straße groß rauskommt und in der Tür ihren Hintern rausstreckt. Du kennst alle Stellungen auswendig, du könntest eine ganze Abhandlung darüber verfassen, deine Scham hat ein Kampfsportdiplom, und deine Zunge weiß, was sie tut. Deine Befähigung kommt von weit her, aus den Tiefen der Zeit, aus allem, was die Männern dir in ihrer verdammten inneren Zeit gegeben haben, aber du hast dir die mädchenhafte Anmut bewahrt, deinen Schülerinnenschopf und eine Spur der weißen Kniestrümpfe.
    Schön. Mabel kam herein.
    Mabel sah Eva Expósito, die dort nichts zu suchen hatte, und Eva Expósito sah sie. Als ihre Blicke sich kreuzten, prallten sie aufeinander und erzeugten eine Art Knistern in der Luft. Und beide dachten sie dasselbe: ›Du bist also die andere.‹ Und in der Tiefe der Augen blitzte es zweimal kurz, so wie die Zunge einer Schlange.
    Und Miralles tauchte auf den letzten Stufen der Treppe auf.
    »Am besten erkläre ich dir alles, Mabel. Es ist so viel passiert, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.«
    Es herrschte Totenstille. Die Mädchen, die gerade noch in den Türen standen, waren verschwunden. Nur farbige Stuckelemente, die bald hundert Jahre alt werden, der Glanz von Marmor aus der Zeit vor Franco, Milchglaslichter. Die

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