Der Todesbote
Österreich zu erwähnen.
Der vernehmende Beamte kann sich noch erinnern: »Am Anfang mordete Onoprienko, um seine Opfer berauben zu können. Später fand er Gefallen am Töten.«
Aufgrund dieser Aussage hat das ukrainische Innenministerium Interpol um Amtshilfe gebeten. Ungeklärte Morde in Deutschland und Österreich sollen neu untersucht werden.
Interpol ist vor allem durch die Aussage Onoprienkos geschockt: »Ich tötete wie ein Roboter.«
Interpol recherchiert das Leben Onoprienkos. Im Februar 1990 hat er bereits neun Morde in der Ukraine verübt. Dann fährt er über Ungarn und Jugoslawien nach Griechenland.
Ohne Papiere reist er im August 1991 nach Italien ein. Sein nächstes Ziel ist Deutschland, er fährt über die Schweiz.
Während dieses Aufenthaltes rühmt sich Onoprienko, über 100
Diebstähle begangen zu haben. Mit dem Auto besucht Onoprienko im Dezember 1993 Frankreich und Spanien.
Nachdem ihn diese Länder nicht aufnehmen wollen, kehrt er nach Deutschland zurück. Österreich ist im September 1994
sein nächstes Reiseziel. Im Januar 1995 verhaftet man ihn erneut in Deutschland.
Die Sicherheitsdirektion in Burgenland (Österreich) sucht nach Spuren von Gewaltverbrechen, die Onoprienko hinterlassen haben könnte. Alle ungeklärten Fälle in diesem Zeitraum werden von Beamten der Sicherheitsdirektion überprüft. Doch schon bald verschwindet die Akte Onoprienko in den Archiven.
Auch die deutsche Polizei überprüft für den Zeitraum, in dem er sich im Lande aufhielt, alle ungeklärten Mordfälle.
Nachdem sich herausstellt, dass Onoprienko unzählige falsche Namen bei seinen Reisen benutzte, wird auch hier die Akte bald wieder geschlossen.
So bleiben nur Vermutungen. Die Wahrheit darüber, ob und wie oft Onoprienko auch im Ausland getötet hat, wird er wohl mit in sein Grab nehmen.
Eines seiner Opfer überlebt
Man schreibt den 25. Dezember 1995, den Ersten Weihnachtsfeiertag, als Onoprienko auf der wenig befahrenen Landstraße nach Letjev fährt. Er sucht nach einem neuen Auto, da ihm der Wagen, den er bisher benutzte, zu unsicher wird. Er ist sicher schon zur Fahndung ausgeschrieben, denkt er sich. Immer wieder fährt er die einsame Landstraße auf und ab, stets auf der Suche nach einem neuen Fahrzeug. Doch auf dieser Straße gibt es keine Raststätten, an denen Fahrer sich eine Pause gönnen.
Außerdem kommt hier nur selten ein Wagen vorbei, schon gar nicht an den Weihnachtsfeiertagen.
Plötzlich bleibt Onoprienko bei einer Baumgruppe stehen. Er versteckt seinen Wagen hinter mächtigen Büschen und geht langsam auf die Straße zu. Seine Aufmerksamkeit richtet sich auf die seltenen vorbeifahrenden Autos, und er überlegt, wie er einen dieser Fahrer zum Halten seines Fahrzeuges bringen könnte. Dabei fällt ihm eine List ein.
Der 39-jährige Lkw-Fahrer Iwan Bakanetz hat an diesem Tag noch eine kleine Tour vor sich. Er muss seinen 7,5-Tonner, den er erst seit wenigen Monaten besitzt, noch abbezahlen. Deshalb kommt ihm ein Auftrag gerade an einem Feiertag recht gelegen. Denn an diesen Tagen erhält er eine höhere Entlohnung als an den übrigen Tagen des Jahres.
Auch er benutzt an diesem herrlichen Wintertag die Landstraße nach Letjev. Er denkt dabei an seinen fünfjährigen Sohn, der diesen Nachmittag eigentlich mit seinem Vater verbringen wollte. Die Straße ist leer. Äußerst selten kommt ihm ein Fahrzeug entgegen. Er tritt noch stärker auf das Gaspedal, um schneller nach Hause zu seiner Familie zurückkehren zu können. Da erkennt er von weitem einen orangeroten Gegenstand am Fahrbahnrand. Er drosselt seine Fahrgeschwindigkeit und nähert sich immer mehr diesem offensichtlich herrenlosen Objekt.
Er ist bereits bis auf wenige Meter herangekommen. Längst hat er erkannt, dass es sich bei dem Fundstück um eine größere Gasflasche handelt, eine heiß begehrte Ware in der Ukraine.
Sein Wagen kommt an der Böschung der Landstraße zum Stehen. Er parkt so, dass die Flasche direkt neben der Hecktüre seiner Ladefläche steht. Noch einmal schaut er die Gegend ab, doch er kann niemanden sehen, dem diese Flasche gehören könnte.
Derartige Gasflaschen werden meistens auf einem Gepäckträger auf dem Dach der Autos transportiert, und es kommt schon vor, dass sich die schweren Behälter selbstständig machen. »Die ist mit Sicherheit vom Wagen auf den seitlichen Grünstreifen gefallen. Deshalb hat der Fahrer nichts gehört und den Verlust nicht bemerkt«, stellt er fest.
Iwan blickt
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