Der Todesbote
Mordmuster für seine Taten gibt. Das blutige Kreuz, Zufall oder grausiges Mordmuster? Niemand wird diese Frage beantworten können. Psychologen haben versucht, diese Behauptung Onoprienkos zu analysieren. Fast einstimmig kam man zu dem Ergebnis: »Onoprienko war kein gläubiger Mensch. Er sagt von sich selbst: ›Ich lasse nicht zu, dass es einen Gott gibt.‹ Warum sollte er dann ein christliches Symbol als Mordmuster verwenden?«
Tötete Onoprienko auch in Deutschland?
Wie versteckt, in einer Seitenstraße, steht der riesige, über 100
Jahre alte Gefängnisbau Zhitomirs. Viele Mehrfachtäter wurden hier meist für sehr lange Zeit verwahrt. Eine Ausnahme machte man mit solchen Killern wie Anatolij Onoprienko.
Die Vollstreckung der Todesstrafe schob man nicht lange hinaus. »Mörder, die zum Tode verurteilt waren, wurden nicht lange durchgefüttert«, wie sich ein Beamter der Strafanstalt ausdrückt. Und er muss es wissen, denn seit über 40 Jahren verrichtet er hier seinen Dienst.
»Es wurde nicht lange gefackelt. War ein Häftling vom Gericht zum Tode verurteilt worden, wurde die Strafe oft noch am selben, meist aber am nächsten Tag vollstreckt«, erzählt er weiter.
»Wie geschah dies?«
»Ich muss immer wieder lachen, wenn ich die Berichte aus Amerika lese oder im Fernsehen verfolge. Dort kommen die Gefangenen oft erst nach 10 oder 15 Jahren auf den elektrischen Stuhl. Sie erhalten eine Henkersmahlzeit, die sie sich auswählen dürfen. So etwas gab es bei uns nie. Man holte den Gefangenen aus seiner Zelle und führte ihn auf den für Hinrichtungen vorgesehen Platz. Man sagte ihm, dass nun sein Leben zu Ende gehe, denn er sollte schließlich noch etwas Zeit haben, über alles nachzudenken.«
Dabei grinst der Beamte sarkastisch und fährt fort: »Einer der Beamten zog dann seine Pistole und tötete ihn mit einem Schuss in den Hinterkopf. Das ging kurz und schmerzlos. Ach ja – das hätte ich bald vergessen – natürlich mussten sich die Delinquenten hinknien. Das machte es den Beamten leichter, einen gezielten Schuss anzubringen.«
»War der Todeskandidat dann auf der Stelle tot?«
»Meistens ja, aber manchmal musste man eine zweite Kugel investieren. Aber das war selten und dem Vollstrecker sehr unangenehm. Denn wem dies widerfuhr, durfte nie mehr eine Todesstrafe vollstrecken. Das hieß, er konnte sich kein zusätzliches Geld mehr verdienen. Denn dafür gab es ein, sagen wir, Sonderhonorar.«
»Ich glaube, man braucht sie nicht zu fragen, ob sie persönlich für die Todesstrafe sind?«
»Nein, das brauchen sie nicht. Wenn es sicher ist, dass ein Mensch einen anderen getötet hat, hat er für mich keinen Anspruch mehr, weiterzuleben. Er soll genauso getötet werden, wie er sein Opfer getötet hat.«
»Und wie denken Sie darüber bei ihrem derzeit prominentesten Mehrfachtäter Anatolij Onoprienko?«
»Leider bin ich nicht für seine Zelle zuständig, doch meine Kollegen werden sicher in der richtigen Form mit diesem Schwein umgehen. Für ihn sollte man 52 Kugeln investieren.
Er sollte 52-mal sterben. Erst der letzte Schuss sollte ihn wirklich töten. Haben Sie die Bilder seiner Opfer nicht gesehen? Hat der Mann noch eine Lebensberechtigung, der einem Kind den halben Kopf wegschießt und sich dann darüber wundert, dass es noch lebt? Ich würde es mit ihm genauso tun.
Er soll sehen und spüren, was seine Opfer erdulden mussten.«
»Glauben Sie, dass sich der Staatspräsident Leonid Kutschma mit seiner Forderung, in Onoprienkos Fall eine Ausnahme zu machen und ihn hinrichten zu lassen, durchsetzt?«
»Ich wünsche es mir, aber ich glaube es nicht. Als Mitglied des Europarates sind ihm die Hände gebunden. Aber ich glaube ganz sicher, dass sich der Fall Onoprienko auch von ganz alleine löst. Ich gebe ihm nicht mehr lange zu leben.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ihn wird eine Kugel treffen, wahrscheinlich bei einem Fluchtversuch. Oder er stirbt durch die Hand eines Mithäftlings. Dieser könnte sich sicher sein, dass seine Essensportionen ab jenem Tag größer ausfallen würden …
Onoprienko hat nicht nur in unserem Lande getötet, da bin ich mir ziemlich sicher. Er war doch ständig unterwegs, in ganz Europa.«
Dabei muss man dem Mann Recht geben. Der Killer Anatolij Onoprienko gestand in einem Verhör bei der Polizei: »Ich töte schon seit sieben Jahren, habe noch mindestens weitere 50
Menschen umgebracht.«
Er vergaß in diesem Verhör auch nicht, seine Aufenthalte in Deutschland und
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