Der Todesengel von Florenz
Kniebundhose mit buntem Rautenmuster, ein feuerrotes Seidenwams mit einem Fantasiewappen aus zwei Schwertern, die sich über einem Banner kreuzten, dazu schwarze Beinkleider, ein Umhang mit demselben Rautenmuster wie die Bundhose, ein schwarzer Filzhut mit breiter Krempe und einem Büschel bunter Federn im Hutband, eine rot-schwarze Augenmaske mit dem Gesicht eines fröhlichen Teufelchens und ein Schwertgehänge, bei dessen Scheide und Klinge es sich jedoch vermutlich nur um gut gemachte Attrappen handelte. Und darunter standen glänzende, hohe schwarze Stiefel, deren Schaft oben umgeschlagen war.
Es war das Kostüm eines Landsknechts!
Im ersten Augenblick wusste Pater Angelico nicht, ob er über die Wahl, die der Bankherr getroffen hatte, lachen oder verärgert sein sollte. Dass er zu dem Fest in der Verkleidung eines Söldners erscheinen sollte, konnte kein Zufall sein. Es war eine deutliche Anspielung auf sein Leben vor seinem Eintritt ins Kloster. Matteo Brancoletti wusste gut über ihn und seine Vergangenheit Bescheid, vielleicht sogar zu gut!
»Eine Bote aus dem Haus von Signore Brancoletti hat diese Sachen vorhin hier abgegeben«, erklärte Vincenzo Bandelli indessen grimmig. »Angeblich ist diese Aufmachung für Euch bestimmt! Ich habe dem Mann gesagt, dass es sich dabei nur um einen Irrtum handeln könne, was er jedoch verneint hat.« In seine Stimme schlichen sich beißender Hohn sowie die längst vertraute Geringschätzung. »Andererseits wundert es mich nicht. Vermutlich sehnt Ihr Euch schon lange nach einem solchen Leben zurück, zumal es das ist, worauf Ihr Euch am besten versteht. Neu ist mir nur, dass der Signore Brancoletti ein Söldnerheer aufzustellen und Euch in seinen Sold aufzunehmen gedenkt. Vielleicht macht er Euch ja sogar zu seinem Condottiere!«
Pater Angelico bezwang die Wut, die in ihm aufstieg. »Es ist ein Kostüm, nichts weiter. Und ich habe es mir wahrlich nicht ausgesucht!«
»So, ein Kostüm!«, bellte Vincenzo Bandelli. »Und wozu soll ein Kostüm für einen Ordensmann gut sein? Seid Ihr unseres schlichten Habits überdrüssig, dass Ihr meint, Euch mal wieder in die Farben eines Waffenknechts kleiden zu müssen? Nun, überraschen würde es mich bei Gott nicht.«
Pater Angelico schluckte auch diese giftige Kröte. Dabei hätte er Bandelli seine Unverschämtheiten nur zu gern mit gleicher Münze heimgezahlt. »Matteo Brancoletti hat darauf bestanden, dass ich heute Abend zu seinem Kostümball erscheine«, erwiderte er mit mühsam bewahrter Ruhe. »Und ich habe angenommen, weil es im Interesse des Klosters ist, diesen Signore nicht zu verstimmen.«
Vincenzo Bandelli schnaubte abfällig. »So, im Interesse des Klosters soll es sein, dass Ihr als Landsknecht auf einem Kostümfest herumspaziert wie ein eitler Pfau! Ihr wisst wirklich absonderliche Geschichten zu erzählen! Aber das schlagt Euch aus dem Kopf. Das affige Kostüm geht zurück, und Ihr bleibt hier.«
Pater Angelico zuckte scheinbar gleichmütig die Achseln. »Gut, dann lasse ich es eben bleiben – wenn Ihr etwas daran auszusetzen habt, dass Signore Brancoletti seinen neuen Palazzo von mir mit Fresken schmücken lassen will. Ich reiße mich wahrlich nicht um diesen Auftrag!«
Nun zog Vincenzo Bandelli ein dümmliches Gesicht, wusste er doch nicht, worüber er sich mehr ärgern sollte: seine eigene Häme, die prompt auf ihn zurückfiel, da er sein Verbot würde zurücknehmen müssen, oder Pater Angelico, der es versäumt hatte, ihn über den möglichen Auftrag in Kenntnis zu setzen, und ihn dumm dastehen ließ. Natürlich entschied er sich für Letzteres.
»Herrgott, warum habt Ihr das denn nicht gleich gesagt!«, polterte er los. »Darüber hättet Ihr umgehend mit mir reden müssen! Aber nein, Ihr behaltet solche wichtigen Angelegenheiten für Euch, als führtet Ihr hier ein Eigenleben, das nicht unseren Ordensregeln unterliegt! Eure Nachlässigkeiten und Pflichtverletzungen mir gegenüber gehen wirklich auf keine Kuhhaut!«
»Darf ich Eure Worte so deuten, dass Ihr es mir im Licht dieser Umstände nun doch erlaubt, an dem Fest teilzunehmen?«, erkundigte sich Pater Angelico süffisant.
»Es wird sich wohl nicht vermeiden lassen«, knurrte der Prior. »Die Interessen des Klosters gehen immer vor! Die Verhandlungen über den Lohn aber überlasst Ihr mir!«
Scheinbar demütig neigte Pater Angelico den Kopf. »Mir wäre es auch nie in den Sinn gekommen, Eure Geschäftstüchtigkeit, die wohl jedem Bankherrn Ehre
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