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Der Todesengel von Florenz

Der Todesengel von Florenz

Titel: Der Todesengel von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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kam dem jüngeren Bruder, diesem Alessio, der Knopf durchaus bekannt vor. Aber Galeotto hat das nicht nur sofort in Abrede gestellt, sondern den Knopf auch noch schnell eingesteckt.«
    »Wenn auch noch Il Brutto mit den Morden zu tun hätte und der Komplize seines älteren Bruders wäre, hätten wir es mit einer ganz neuen, dritten Konstellation zu tun«, sagte Scalvetti mit grüblerischer Miene. »Und dass die Geschichte noch komplizierter sein soll als bisher gedacht, schmeckt mir gar nicht. Wir stochern ohnehin nur im Nebel.« Und dann rief er: »Wenn wir doch nur endlich etwas Handfestes hätten, einen Beweis gegen einen dieser Männer! Aber nein, der verfluchte Todesengel entzieht sich geisterhaft, und wir stehen da wie einfältige Trottel! Es ist zum Davonlaufen!«

46
    W as habe ich mir bloß gedacht, als ich Brancoletti dazu gebracht habe, mich zu seinem Kostümball einzuladen?, fragte sich Pater Angelico verdrossen, während er zum Palazzo des Bankherrn stiefelte. In sämtlichen Gassen und auf allen Plätzen trieb sich Volk herum, das sich von den Schaustellern unterhalten lassen wollte. Die Schenken von Florenz machten ein glänzendes Geschäft.
    Und was, wie Scalvetti ganz zu Recht fragt, erhoffe ich mir davon? Den Stiefel zu finden, der zum Abdruck passt! Heilige Dreifaltigkeit, konnte mir denn nichts Besseres einfallen, wie wir des Todesengels habhaft werden können?
    Ganz offensichtlich nicht!
    Hinzu kam, dass er sich in seinem bunten Landsknechtskostüm mit dem Spielzeugschwert ausgesprochen lächerlich vorkam, wie eine Karikatur seiner früheren Existenz. Und auf seine Zeit im Sold von Condottieri war er alles andere als stolz. Aber umkehren und den Fummel am nächsten Tag ungenutzt zurückschicken, das mochte er auch nicht. Wenigstens hatte er sich die Maske mit dem spöttisch feixenden Teufelchen noch nicht umgebunden. Es war schlimm genug, dass er sie im Palazzo würde tragen müssen, bis alle sich um Mitternacht zu erkennen gaben.
    Schon als er sich der Abbiegung in die Via della Stufa näherte, begegneten ihm zahlreiche Frauen und Männer in aufwendiger Kostümierung. Die ganz Vornehmen ließen sich gar in reich verzierten, mit Familienwappen geschmückten Sänften zum Palazzo tragen. Und er hätte sich nicht gewundert, wenn auch ein Medici dem Bankherrn die Ehre seiner Anwesenheit gegeben hätte. In einem dunklen Torweg band er sich hastig die Maske um. Keinesfalls wollte er erkannt werden, das wäre ihm peinlich gewesen. Dass andere sich noch viel närrischer verkleidet hatten, war ihm kein Trost.
    Der Palast der Brancoletti leuchtete im Glanz unzähliger Laternen mit kostbarer Kristallverglasung. Zudem waren zu beiden Seiten des Tores hoch zu Ross sitzende Wächter postiert. Sie trugen das Gewand römischer Prätorianer, regten sich kaum, als wären sie Statuen, und hielten brennende Fackeln in den Händen.
    Nicht weniger Lichterglanz empfing die Gäste unter dem weiten Zeltdach des Pavillons. Von den Querstangen hingen Dutzende Lampions, deren Kerzen warmes Licht verströmten. Ein Heer von livrierten Bediensteten nahm die Gäste in Empfang, half aus Sänften, nahm Umhänge entgegen und reichte denen, die es schon jetzt nach einem ersten Schluck dürstete, mit Wein gefüllte Pokale. Hinten bei den Ställen, die verhängt waren, spielten drei Musikanten. Ihre schmissigen Posaunenklänge ließen an den Einzug von Gladiatoren in die Arena denken.
    Im Innern des Palastes fand Pater Angelico schon mehrere Dutzend Gäste vor. Der Innenhof mit seinen samtenen Wandbehängen, den herabwehenden Bannern mit dem Wappen der Brancoletti und den vielen Standleuchtern glich dem Empfangssaal eines Fürsten. Auch hier sorgte eine Gruppe von Musikern für fröhliche Klänge, ohne jedoch wie die Posaunenspieler draußen im Vorhof durch schiere Lautstärke jede Unterhaltung unmöglich zu machen. Hier wurden Flöte, Geige, Klavizimbel, Harfe und Laute gespielt, und dabei sollte es später zum Tanz auch bleiben. Aus den Sälen im Obergeschoss drangen leise die Klänge einer dritten Musikantentruppe.
    Der Bankherr hatte es an nichts fehlen lassen, und die herrlichen Gerüche, die schon durchs Haus zogen, ließen erahnen, dass auch das Essen höchsten Ansprüchen genügen würde.
    Pater Angelico nahm von einem der Livrierten einen Weinpokal entgegen und mischte sich unter die wachsende Gästeschar. Für kurze Zeit vergaß er, weshalb er hier war, und bestaunte einfach die Vielfalt der Kostümierungen. Alle waren aus

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