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Der Todesflieger

Der Todesflieger

Titel: Der Todesflieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Boden.
    Plötzlich herrschte Krieg auf Brady Field. Der Doppeldecker umkurvte den Tower, setzte zum Sturzflug an und nahm die schnittigen Düsenjäger, die auf dem Rollfeld standen, unter Beschuß. Eine nach der anderen wurden die F-105 Starfires vom Kugelhagel bestrichen, und ihre dünne Aluminiumverkleidung wurde von den alten Neun-Millimeter-Geschossen durchsiebt.
    Drei von ihnen gingen lichterloh in Flammen auf, als ihre mit Kerosin randvoll gefüllten Tanks getroffen wurden, und verwandelten die Rollbahn in eine lodernde Teerpfütze. Wieder und wieder brauste das knallgelbe Gespenst über den Flugplatz und verschoß sein tödliches Blei. Als nächste explodierte eine der C-133 Cargomaster in einem dreißig Meter hohen Flammenmeer.
    Der Sergeant lag im Tower auf dem Boden und schaute verwundert auf das blutige Rinnsal, das aus seiner Brust sickerte. Vorsichtig zog er das schwarze Notizbuch aus seiner Brusttasche und betrachtete überrascht und zugleich fasziniert das kleine, sauber gestanzte Loch mitten auf dem Umschlag. Ein dunkler Schleier überschattete seine Augen.
    Ärgerlich schüttelte er ihn ab, kniete sich unter großen Anstrengungen auf und sah sich im Raum um.
    Ein glitzernder Scherbenteppich bedeckte den Boden, das Funkgerät und die Möbel. Wie ein totes Tier aus Metall lag der Air-Conditioner mitten im Raum; die Beine ragten starr in die Höhe, und aus ein paar Schußlöchern tröpfelte die Kühlflüssigkeit. Der Sergeant starrte, noch immer ganz benommen, das Funkgerät an. Wie durch ein Wunder war diesem nichts geschehen. Unter großen Schmerzen kroch er auf den Apparat zu, wobei er sich Hände und Knie an den Glasscherben aufschnitt. Er ergriff das Mikrophon und umklammerte es fest. Blut tropfte auf den schwarzen Plastikgriff.
    Nur mühsam formten sich seine Gedanken. Wie lauten die Vorschriften? fragte er sich. Was sagt man in so einem Fall?
Sag irgendwas
, fuhr es ihm durch den Kopf,
sag irgendwas
.
    »An alle, die mich hören können. MAY DAY! MAY DAY! Hier spricht Brady Field. Wir werden von einem unbekannten Flugzeug angegriffen. Es handelt sich nicht um ein Manöver. Ich wiederhole: Brady Field wird angegriffen…«

1. Kapitel
    Major Dirk Pitt rückte die Kopfhörer auf seinem dichten schwarzen Haar zurecht und drehte langsam den Abstimmknopf, um den Empfang schärfer einzustellen. Er hörte eine Zeitlang aufmerksam zu. In seinen dunklen, meergrünen Augen spiegelte sich Verwirrung wider. Sein tiefgebräuntes und von Wind und Wetter gegerbtes Gesicht drückte Ärger aus, und er runzelte die Stirn.
    Nicht, daß die Worte, die aus dem Lautsprecher erklangen, unverständlich gewesen wären.
    Sie waren sogar sehr deutlich zu verstehen. Aber er traute einfach seinen Ohren nicht. Er horchte noch einmal genau hin, ohne sich von dem Dröhnen beeinträchtigen zu lassen, das die Triebwerke der PBY
Catalina
von sich gaben. Die Stimme, die er vernahm, wurde immer schwächer, obwohl sie eigentlich hätte lauter werden müssen. Der Lautstärkeregler war bis zum Anschlag aufgedreht, und Brady Field war höchstens fünfzig Kilometer entfernt. Normalerweise hätte die Stimme des Fluglotsen Pitts Trommelfelle zerreißen müssen. Entweder geht dem Fluglotsen die Puste aus, oder er ist schwer verwundet, überlegte Pitt. Er dachte eine Minute lang nach, griff dann nach rechts und rüttelte die Gestalt wach, die im Copilotensitz den Schlaf des Gerechten schlief.
    »Aufgewacht, Dornröschen!« Er sprach mit sanfter, leiser Stimme, die allerdings noch eindringlich genug war, um nicht im Flugzeuglärm unterzugehen.
    Captain Al Giordino hob verschlafen den Kopf und gähnte hingebungsvoll. Wie sehr ihn der dreizehnstündige Dauerflug in dem alten vibrierenden PBY-Flugboot erschöpft hatte, ließ sich an seinen dunkel umschatteten Augen ablesen. Er reckte die Arme hoch, holte tief Luft und streckte sich. Dann richtete er sich auf, beugte sich nach vorn und starrte in die Ferne, die sich endlos vor dem Fenster des Cockpits ausbreitete.
    »Haben wir schon die
First Attempt
erreicht?« fragte er und gähnte nochmals.
    »Fast«, erwiderte Pitt. »Da vorn liegt Thasos.«
    »Verflucht nochmal«, knurrte Giordino; dann grinste er. »Ich hätte doch noch gute zehn Minuten schlafen können. Warum hast du mich geweckt?«
    »Ich habe einen Funkspruch vom Tower in Brady Field aufgefangen. Der Flughafen wird von einem unbekannten Flugzeug angegriffen.«
    »Das meinst du doch nicht ihm Ernst?« entgegnete Giordino ungläubig.

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