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Der Todesflieger

Der Todesflieger

Titel: Der Todesflieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Luft aus seinen Lungen und quetschte sich dann, den Kopf voran, durch das Gitter. Der Rost blätterte ab und grub sich in seine Haut.
    Gequält stöhnte er auf, als seine Weichteile über das scharfkantige Metall schabten. Er krallte sich in den Erdboden, und mit einem letzten, gewaltsamen Ruck befreite er sich.
    Ohne auf den stechenden Schmerz in seinem Unterleib zu achten, setzte er sich auf. Er konnte noch kaum an seine Befreiung glauben. Er war dem Labyrinth entflohen. Doch war er damit wirklich schon gerettet?
    Das Gittertor befand sich direkt der Bühne eines riesigen Amphitheaters gegenüber. Er stellte fest, daß das imposante Bauwerk auf einem Berggipfel lag. Es war im griechischen Stil errichtet, doch die Mächtigkeit der Anlage ließ auf römische Bauherren schließen. Um die halbkreisförmige Bühne stiegen fast vierzig Sitzreihen empor. Es herrschte absolute Stille; nur ab und zu schwirrte ein Insekt durch die Nacht. In helles Mondlicht getaucht, machte das Theater einen gespenstischen, fast unirdischen Eindruck.
    Pitt schlüpfte in die Fetzen seiner Uniform. Sein feuchtklebriges, zerrissenes Hemd knotete er als provisorischen Verband um seine Brust.
    Allein die Möglichkeit, wieder frei gehen und frische Luft atmen zu können, versetzte ihn in Hochstimmung. Es war reines Glück gewesen, daß er aus dem Labyrinth wieder herausgefunden hatte. Der Schmerz und die Erschöpfung waren vergessen. Er lachte triumphierend auf, als er sich vorstellte, was für ein Gesicht von Till machen würde, wenn er ihn so quicklebendig wiedersähe. Von den Sitzreihen lachte das Echo zurück.
    Er sah zum Sternenhimmel hinauf und versuchte sich zu orientieren. Der Polarstern war schnell entdeckt. Doch etwas irritierte Pitt. Er suchte den ganzen Himmel ab. Stier und Plejaden, die eigentlich direkt über ihm hätten stehen müssen, waren weit nach Osten gewandert.
    »Verdammt«, fluchte er und sah auf die Uhr. Es war 3 Uhr 22, Er hatte beinahe fünf Stunden verloren. Wie hatte das geschehen können? Dann fiel ihm ein, daß er ohnmächtig geworden sein mußte, als er auf die Treppe gestürzt war.
    Jede Sekunde war kostbar. Eilig schritt er über die Bühne und entdeckte nach kurzer Zeit einen kleinen Pfad, der den Berg hinabführte. Nun begann ein höllischer Wettlauf gegen die Zeit.

8. Kapitel
    Nach etwa fünfhundert Metern verbreiterte sich der Pfad zu einer Straße – oder vielmehr zu einem ausgefahrenen Feldweg.
    In engen Kurven schlängelte er sich den Berg hinab. Halb gehend, halb laufend hastete Pitt vorwärts. Sein Herz klopfte zum Zerspringen. Zwar war er nicht schwer verwundet, doch er hatte eine Menge Blut verloren. Jeder Arzt hätte ihm sofortige Bettruhe verordnet.
    Pitt jedoch durfte sich nicht eine einzige Pause gönnen, um zu verschnaufen. Ständig stand ihm das Bild der
Albatros,
die zum Sturzflug auf die
First Attempt
und ihre wehrlose Besatzung ansetzte, vor Augen. Er sah, wie sich die Kugeln in Fleisch und Knochen der Männer bohrten und wie sich dunkelrote Lachen auf dem weißen Deck des Schiffes ausbreiteten. Noch bevor die Abfangjäger von Brady Field gestartet wären, würde das Gemetzel schon wieder zu Ende sein – vorausgesetzt, die Ersatzmaschinen aus Nordafrika waren überhaupt vor der Morgendämmerung noch eingetroffen. Diese furchtbare Vorstellung spornte Pitt zu übermenschlichen Anstrengungen an.
    Plötzlich blieb er stehen. Vor ihm hatte sich in der Dunkelheit etwas bewegt. Sofort suchte er in dem dichten Kastanienhain neben der Straße Deckung. Vorsichtig schlich er sich an die Stelle heran. Als er nahe genug war, richtete er sich halb auf und mußte erleichtert auflachen.
    Im Zwielicht des Mondes war die schattenhafte Gestalt eines Esels auszumachen, der an einem Felsbrocken festgebunden war. Das Tier spitzte die Ohren, als es Pitt wahrnahm, und stieß einen leisen Schrei aus.
    »Der Traum eines Reiters bist du ja nicht gerade«, meinte Pitt.
    »Aber ich habe keine andere Wahl.« Er löste den Strick vom Felsen und verknotete ihn zu einem provisorischen Halfter, das er mit viel Geduld dem Esel über die Nase streifte. Dann saß er auf.
    »Okay, Freundchen, los geht’s.«
    Das Tier rührte sich nicht.
    Pitt trat ihm in die Flanken. Nichts. Er stieß und schlug es – der Esel zeigte nicht die geringste Reaktion, er schrie nicht einmal.
    Pitt konnte kein Wort Griechisch. Nur ein paar Namen waren ihm geläufig. Aber war das nicht eine Möglichkeit? Vielleicht trug das störrische Tier den Namen

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