Der Todesflieger
Weilchen abzuwarten und weitere Erkundigungen einzuziehen, ehe Sie zum großen Schlag ausholen.«
Zac sah Pitt neugierig an. »Woran denken Sie?«
Pitt lehnte sich an den Wagen; die Sonne hatte das blaulackierte Metall bereits wieder gehörig aufgeheizt. Er warf einen langen Blick auf das Meer und sog die salzige Seeluft tief in seine Lungen. Für einige Augenblicke starrte er nur gedankenverloren vor sich hin. Dann plötzlich wußte er, was zu tun war. Er gab sich einen Ruck und wandte sich an Zacynthus:
»Zac, ich brauche zehn gute Leute und einen erfahrenen Fischer, der sich in den Gewässern um Thasos herum aufs genaueste auskennt.«
»Warum?« wollte der Inspektor wissen.
»Wenn von Till seine Schmuggelgeschäfte tatsächlich von seiner Villa aus lenkt und unter Wasser mit seinen Schiffen Kontakt aufnimmt, ist es höchst wahrscheinlich, daß er das von einem irgendwo auf der Insel versteckten Stützpunkt aus tut.«
»Und den wollen Sie finden?«
»Das habe ich vor«, bestätigte Pitt trocken. Er sah Zac antwortheischend an. »Also?«
Der Inspektor spielte nachdenklich mit seiner Pfeife.
»Unmöglich«, antwortete er dann entschieden. »Ich kann das nicht zulassen. Sie sind ein fähiger Mann, Major, intelligent und entschlußkräftig. Und niemand weiß die große Hilfe, die Sie uns waren, höher zu schätzen als ich. Trotzdem: Wir dürfen es einfach nicht riskieren, daß von Till auf irgendeine Weise Wind von der Sache bekommt. Ich bleibe dabei: Die
Queen Artemisia
muß das Heroin ungehindert nach Chicago bringen.«
»Aber von Till ist bereits gewarnt.« Pitt sprach sehr bestimmt.
»Er weiß mit Sicherheit über Sie Bescheid. Der britische Zerstörer und das türkische Flugzeug, die die
Queen Artemisia
beschatten, haben ihn doch unmißverständlich darauf hingewiesen, daß INTERPOL hinter dem Heroin her ist. Legen Sie ihm deshalb jetzt das Handwerk, noch ehe er ein neues schmutziges Geschäft anfangen kann!«
»Von Till bleibt ungeschoren, solange die
Queen Artemisia
nicht von ihrem Kurs abweicht. Ich bestehe darauf!« Zacynthus verstummte, dann fuhr er ruhig fort: »Sie müssen das verstehen.
Colonel Zeno, Captain Darius und ich sind Rauschgiftspezialisten. Wenn wir Erfolge haben wollen, müssen wir uns ganz auf diese eine Aufgabe konzentrieren und können uns nicht nebenbei auch noch mit Menschenhandel, Goldraub oder Fluchthilfe beschäftigen.
Ich gebe zu, das klingt gefühllos; doch INTERPOL hat für die Verfolgung dieser Verbrechen eigene Dezernate eingerichtet, die ebenfalls über genug fähige Leute verfügen. Nein, tut mir leid. Vielleicht entwischt uns von Till am Ende. Aber dafür zerschlagen wir den größten Rauschgifthändlerring der USA, und der Heroinschmuggel ist für lange Zeit lahmgelegt.«
Eine Zeitlang herrschte Schweigen, dann legte Pitt zornig los:
»Verdammt nochmal! Selbst wenn Sie das Heroin beschlagnahmen, selbst wenn es Ihnen gelingt, die Mannschaft des U-Bootes und jeden Dealer in den Vereinigten Staaten festzunehmen, so haben Sie noch immer nicht von Till das Handwerk gelegt. Im selben Augenblick, in dem er neue Abnehmer in den USA aufgetan hat, wird er doch gleich wieder mit einer Schiffsladung Rauschgift erscheinen.«
Pitt wartete gespannt auf die Reaktion, doch nichts geschah.
»Weder Giordino noch ich sind Ihnen unterstellt«, fuhr er fort.
»Wir werden in Zukunft also nicht mehr mit Ihnen zusammen-, sondern auf eigene Faust arbeiten.«
Zacynthus’ Lippen waren fest zusammengepreßt. Er starrte Pitt finster an, dann warf er einen Blick auf seine Uhr. »Wir vergeuden unsere Zeit. In einer Stunde muß ich auf dem Kavalla-Airport sein, wenn ich die Morgenmaschine nach Athen noch erreichen will.« Mit seiner Pfeife deutete er auf Pitt. »Ich kann mich leider nicht länger mit Ihnen auseinandersetzen. Ich stehe tief in Ihrer Schuld, Major, aber Sie lassen mir keine andere Wahl. So leid es mir tut, ich muß Sie und Captain Giordino wieder festnehmen.«
»Den Teufel werden Sie tun«, entgegnete Pitt kalt. »Wir werden uns einer Verhaftung widersetzen.«
»Dann muß ich Sie mit Gewalt arrestieren.« Zacynthus streichelte die 45er, die in einem Halfter an seiner Hüfte hing.
Giordino erhob sich träge und packte Pitt am Arm. Er grinste.
»Soll ich denen einmal zeigen, wie schnell Giordino the Kid eine Pistole in der Hand hat?«
Giordino trug lediglich ein T-Shirt und eine Khaki-Hose. Wo konnte er da eine Waffe versteckt haben? fragte sich Pitt verwundert. Doch er
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