Der Todesflug der Cargo 03
Klebestreifen auf meiner Brust befestigt«, fuhr er fort. »Alles was wir…«
Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Maxine Raferty den Lauf ihres Gewehres gesenkt. Die winzige Zeitspanne genügte Pitt, um sich zur Seite zu werfen und im Fallen den Abzug des automatischen Colts zu betätigen, den er unter den Falten seiner Jacke verborgen gehalten hatte. Die Schüsse des Gewehrs und des Colts gingen zur gleichen Zeit los.
Giordino und Steiger sahen Pitt nach, der die sanft gebogene Straße hinunterging, die auf das Haus der Rafertys zuführte. Durch ihre starken Feldstecher beobachteten sie, wie Maxine Raferty ihre Wäsche auf hing. »Kannst du irgend etwas von ihrem Mann sehen?« fragte Giordino.
»Nein. Er muss im Haus sein.« Er bewegte das Fernglas leicht nach links. »Pitt kommt jetzt auf das Haus zu. Jetzt hat sie ihn gesehen.«
»Ist der vierundvierziger Colt auch nicht zu sehen?«
»Nein. Er hat seine Jacke drübergelegt.« Steiger brach einen kleinen Zweig ab, der ihm die Sicht versperrte. »Pitt geht jetzt ins Haus rein.«
»Dann wird’s Zeit, dass wir näher ran gehen«, sagte Giordino.
»Warte noch! Die alte Hexe ist draußen geblieben, um zu sehen, ob er alleine gekommen ist.«
Aus sicherer Entfernung beobachteten sie, wie Maxine Raferty um ihr Haus herumging und prüfend in alle Richtungen schaute. Sie trat auch auf die Straße hinaus, um nach möglichen Begleitern von Pitt Ausschau zu halten. Erst dann ging sie zum Haus zurück und entschwand ihren Blicken.
»Es geht los!« sagte Steiger. »Ich nehme die hintere Seite des Hauses, du kommst von vorn.«
Giordino nickte. »Vorsicht, wenn du einen Bär siehst«, flachste er.
Steiger grinste und machte sich auf den Weg. Er nutzte den Sichtschutz, den ihm eine busch bestandene Bodenwelle bot, um sich langsam und unbemerkt an das Haus heranzupirschen. Nur noch fünfzig Meter trennten ihn vom Hintereingang des Hauses, als er die Schüsse hörte.
Giordino war nach einem mit Steiger abgestimmten Zeitplan auf die Vorderseite des Raferty – Anwesens zu gekrochen, als er das Geräusch der Schüsse vernahm. Er sprang auf und lief, so schnell er konnte, auf den Vordereingang zu. Im gleichen Moment wurde die Haustür aufgestoßen. Maxine Raferty torkelte hinaus und fielzu Boden. Sie war blutüberströmt. Überrascht beobachtete Giordino, wie sie trotz ihrer Verletzung, die erheblich sein musste, wieder auf die Beine kam. Zu spät sah er das Gewehr, das sie in der Hand trug. Auch die Frau hatte ihn bemerkt. Sie betätigte den Abzug der Winchester, ohne zu zielen. Durch die Gewalt des Schusses wurde Giordino ins Gras geschleudert. Sein linker Oberschenkel war getroffen, und auf dem Stoff seiner Hose breitete sich ein großer roter Fleck aus.
Für Pitt war das Geschehen nach dem Schusswechsel wie ein Zeitlupenfilm abgelaufen. Das Gewehr Maxine Rafertys war in unmittelbarer Nähe seines Gesichtes losgegangen. Zuerst hatte er geglaubt, er sei getroffen. Dann aber fand er sich am Boden wieder und bemerkte erstaunt, dass er noch seine Arme und Beine bewegen konnte. Der Schuß hatte sein Ohrläppchen zerfetzt. Auch seine Widersacherin schien verletzt zu sein.
Pitt war dabei, aufzustehen, als er von Lee Raferty, der wütend sein Rohrstück schwang, an der Schulter getroffen wurde. Das scharfkantige Rohr hatte im Niedergehen auch seine Schläfe geritzt. Er schrie auf vor Schmerz und zwang sich dazu, den Nebel, der sich vor seine Augen zu legen drohte, abzuschütteln. So gut er konnte, zielte er mit dem Colt auf Lee Raferty, der vor ihm stand und gerade zu einem neuen Schlag ausholte.
Bevor Pitt abdrücken konnte, wurde ihm der Revolver aus der Hand geschlagen. Maxine Raferty hatte offenbar noch keine Zeit gehabt, ihr Gewahr nachzuladen. Sie hatte den stählernen Lauf benutzt, um Pitts zweiten Schuss zu verhindern. Hastig versuchte sie nachzuladen. In diesem Augenblick trat Pitt dem vor ihm stehenden Lee Raferty mit aller Kraft ans Schienbein. Schmerzerfüllt ging Lee in die Knie, stolperte und kam auf Pitt zu liegen, der von dem Anprall nach hinten geschleudert wurde. »Schieß doch!« schrie Lee. »Schieß!«
»Ich kann nicht«, rief seine Frau zurück. »Du bist in der Feuerlinie.«
Lee hatte das metallene Rohrstück, das er als Waffe benutzte, im Fallen verloren. Verzweifelt versuchte er, sich aus der Umklammerung von Pitt zu lösen, während Maxine Raferty versuchte, einen sicheren Schuss anzubringen. Pitt achtete darauf, dass er Lee wie einen
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