Der Todesflug der Cargo 03
an Land gelassen. Es sieht geradewegs so aus, als ob sie nie wieder irgendwo anlegen wollen.«
Vorsichtig trat Jarvis an den Rand des Docks, beugte sich leicht vornüber und starrte in die düstere Tiefe, wo die schweren Taue ins Wasser hingen.
»Es ist meine Schuld«, murmelte er, zu Pitt. »Es war sträflicher Leichtsinn von mir, dass ich die ersten Warnzeichen nicht ernstgenommen habe.«
»Meinen Sie wirklich, dass Fawkes dieses Wahnsinnsunternehmen durchführt?« sagte Pitt. »Genau das wird er tun! Da können Sie Gift drauf nehmen!«
Mutlos lehnte sich Jarvis an einen stählernen Poller. »Wenn wir nur wüssten, zu welchem Datum das Unternehmen Wilde Rose‹ angesetzt ist…«
»Das Datum ist eigentlich nicht so schwer zu erraten«, sagte Pitt. Ungläubig starrte Jarvis ihn an. »Was ist Ihre These?«
»Sie sagten doch, dass das ›Unternehmen Wilde Rose‹ zum Zielhat, bei der amerikanischen Öffentlichkeit Sympathie für die südafrikanischen Weißen und Hassgefühle gegen die schwarzen Revolutionäre zu mobilisieren«, erklärte Pitt. »Welches Datum wäre dazu geeigneter als heute?«
Jarvis sah auf das Datumsfenster seiner Armbanduhr. »Es ist jetzt Mittwoch Nacht, null Uhr und fünf Minuten. Ich sehe nicht, wieso das irgendein besonderes Datum sein sollte.«
»Die Drahtzieher des ›Unternehmens Wilde Rose‹ haben ein phantastisches Timing«, widersprach Pitt trocken. »Heute ist dersiebte Dezember, der Jahrestag des japanischen Überfalls auf Pearl Habor.«
Die Iowa
Pretoria, Südafrika – 7. Dezember 1988
52
Minister De Vaal war allein. Er saß in seinem Büro im Verteidigungsministerium und las in einer Akte. Es war Spätnachmittag, die Strahlen der flach einfallenden Sonne drangen durch die hohen Rundfenster und tauchten den großen Raum in ein ungemütliches Licht. De Vaal beschattete seine Augen mit der Hand und blinzelte, als er bei seiner Lektüre durch ein sanftes Klopfen an der Tür unterbrochen wurde.
»Herein!« sagte er, ohne von seinem Schreibtisch aufzusehen. Zeegler trat ein. »Ich habe soeben die Meldung erhalten, dass Fawkes die Operation gestartet hat.«
De Vaals Gesicht blieb unbewegt wie eine Maske. Er schob die Akte, in der er gelesen hatte, mit spitzen Fingern zur Seite, so dass sie millimetergenau mit dem linken Rand des Schreibtisches abschloß.
Dann händigte er Zeegler ein hand beschriebenes Blatt Papier aus. »Sorgen Sie dafür, dass dieser Text unverzüglich als Fernschreiben mit höchstem Dringlichkeitsgrad an das amerikanische Außenministerium durchgegeben wird.« Zeegler ergriff das Papier mit beiden Händen und las:
Ich halte es für meine Pflicht, Sie von einem unmittelbar bevorstehenden Terroranschlag zu unterrichten, den die Afrikanische Revolutionsarmee unter Führung von Kapitän Patrick Fawkes, einem ehemaligen Kapitän der Britischen Kriegsmarine, auf eine Stadt an der amerikanischen Küste unternehmen wird. Ich bedaure zutiefst die Tatsache, dass meine Regierung an der Vorbereitung des verabscheuungswürdigen Anschlags unabsichtlich beteiligt war.
ERIC KOERTSMANN PREMIERMINISTER
»In diesem Fernschreiben geben sie im Namen unseres Premierministers eine Schuld zu, obwohl der Premierminister über das ›Unternehmen Wilde Rose‹ überhaupt nicht informiert ist«, sagte Zeegler erstaunt. »Darf ich fragen, warum Sie das tun?«
De Vaal fuhr sich mit dem Nagel seines rechten Mittelfingers über die Oberlippe, stützte seine Ellenbogen auf den Schreibtisch, presste die abgespreizten Finger seiner beiden Hände gegeneinander und sah Zeegler mit kaum verhohlener Herablassung an. »Ich sehe keinen Grund, warum ich die Gründe für meine Entscheidung mit Ihnen diskutieren sollte.«
»Darf ich Sie dann fragen, warum Sie Fawkes den Wölfen zum Fraß vorwerfen?«
Der Verteidigungsminister hatte das Aktenstück von der linken Schreibtischkante wieder zur Mitte des Tisches zurückgeschoben und seine Lektüre fortgesetzt. »Kümmern Sie sich darum, dass das Fernschreiben unverzüglich abgeht. Wenn ich es zu einem späteren Zeitpunkt für richtig halte, das Thema mit Ihnen zu erörtern, werde ich es Sie wissen lassen.«
Er machte eine kurze Kopfbewegung zum Zeichen, dass er nun alleingelassen werden wollte.
»Wir haben Fawkes doch versprochen, dass wir versuchen wollen, ihn nach dem Anschlag herauszuholen«, beharrte Zeegler. Ungehalten sah De Vaal auf. »Fawkes wusste, dass er vom Momentder Übernahme des Kommandos praktisch ein toter Mann war!«
»Wenn
Weitere Kostenlose Bücher