Der Todesflug der Cargo 03
würde doch mehr Wirkung erzielen, wenn er alle drei Geschütze auf einmal abfeuert.«
»Er wartet, bis er sich auf das Ziel eingeschossen hat«, antwortete Kemper. »Je nachdem, wie die nächsten Treffer liegen, können Sie Gift darauf nehmen, dass er alle drei Geschütze auf einmal abfeuern läßt.«
Das Telefon von General Higgins läutete. Er nahm den Hörer auf, und hielt ihn an sein Ohr. Während er zuhörte, biß er sich auf die Lippen. Schließlich legte er den Hörer mit grimmiger Miene auf den Tisch zurück. »Fawkes hat soeben die dritte Granate abgefeuert!« sagte er ohne aufzusehen!
Die Satellitenkamera, deren Übertragungsbild in die Kommandozentrale übertragen wurde, erfasste jetzt einen Radius von drei Kilometern um das Weiße Haus. Wie hypnotisiert blickten die Mitglieder des Krisenstabes auf das liveübertragene Luftbild dieses Stadtviertels, das das Ziel des dritten Schusses von der »Iowa« sein würde. Sie sahen, wie eine mächtige Detonation die Constitution Avenue unter einem Rauchpilz begrub.
»Fawkes zielt auf das Nationalarchiv«, sagte der Präsident. Seine Stimme klang bitter. »Er will die Unabhängigkeitserklärung und die Urschrift der amerikanischen Verfassung in die Luft sprengen.«
»Herr Präsident, sollten wir nicht doch den Nuklearschlag auf die ›Iowa‹ wagen?« sagte Higgins. Sein Gesicht, gewöhnlich von gesunder Farbe, war aschgrau geworden.
Der Präsident schwieg. Er saß vorn übergebeugt, mit eingefallenen Schultern. Erschöpfung und drückende Sorge sprachen aus seinen Blicken. »Nein!« sagte er schließlich.
Higgins umklammerte mit einer Geste hilflosen Bedauerns die Armlehnen seines Sessels. Dann lehnte er sich resigniert zurück und bedeckte seine Augen mit der rechten Hand. Kemper hatte einen Bleistift ergriffen, mit dem er in rhythmis chen Abständen auf die Tischplatte trommelte. »Ich sehe noch eine andere Lösung«, sagte er mit stockender Stimme.
»Wir könnten den Geschützturm Nr. 2 der ›Iowa‹ mit ferngelenkten ›Devils‹ außer Gefecht setzen.«
»Wie das?« fragte Higgins skeptisch.
»Die Specter-Düsenjäger wurden doch vor einigen Wochen mit den neuen Devil-Raketen ausgerüstet«, erklärte Kemper. »Habe ich recht, General Sayre?«
Der Angesprochene nickte zustimmend. »Jeder Specter-Düsenjäger hat vier Devil-Rakten an Bord. Die Sprengköpfe dieser Raketen können einen Betonmantel von drei Meter Dicke durchdringen. Sie müßten auch in der Lage sein, den Geschützturm der ›Iowa‹ zu beschädigen.«
»Ein interessanter Vorschlag, General Kemper«, sagte Higgins. »Aber haben die Devil-Raketen genügend Treffsicherheit? Wenn der Geschützturm nicht mit der ersten Rakete getroffen wird, bringt Fawkes seine beiden ST – Geschosse auf den Weg. Dann gnade uns Gott!«
»Mit den Devil-Raketen haben wir eine vernünftige Chance«, sagte General Sayre, der bei allen vorhergehenden Beratungen des Krisenstabes geschwiegen hatte. »Sobald die Piloten der Düsenjäger die Raketen abgefeuert haben, könnten wir die Fernsteuerung der Geschosse an die Männer von Kapitän Kiebel übertragen. Das Schwimmerteam müsste inzwischen an Bord der ›Iowa‹ sein. Sie sind so nahe am Geschützturm, dass sie die Geschosse mit einer Fehlerabweichung von fünfzig Zentimetern ins Ziel bringen können…«
»… Aber nur, wenn sie sich dabei selbst in die Luft sprengen«, fiel ihm General Higgins ins Wort. »Ich bin nicht bereit, diese Leute zu opfern. Im Gegenteil, wir müssen sie benachrichtigen, dass sie sich vor unserem Bombardement in Sicherheit bringen!«
»Weder das eine noch das andere wird möglich sein«, meldete sich Kemper zu Wort. »Mir ist soeben gemeldet worden, dass das Patrouillenboot keinen Funkkontakt mehr mit dem Schwimmerteam hat! Wir können die Schwimmer deshalb weder für die Zielpeilung einsetzen noch ihnen eine Warnung vor unserem Angriff mit den Devil-Raketen zukommen lassen…«
Der Präsident war bleich geworden. »Wieviel Zeit haben wir noch?« fragte er.
»Wenn Fawkes bei dem bisherigen Schußrhythmus bleibt, etwas weniger als zwei Minuten!«
»Dann bringen Sie die Devils auf den Weg«, befahl der Präsident mit kaum hörbarer Stimme.
Higgins ergriff den Hörer und gab die Weisung durch. Kemper hatte eine Konstruktionszeichnung des Schlachtschiffes vor sich aufgefaltet.
»Der Geschützturm Nr. 2 auf der ›Iowa‹ hat eine Stahlwandung von sechzig Zentimeter Stärke«, sagte er. »Die Devil-Raketen können das nicht
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