Der Todesflug der Cargo 03
»Und hören kann ich auch nichts. Funktioniert das Ding überhaupt?«
»Ei tut mir leid, dass ich Ihre ganzen Vorurteile über den Haufen stoßen muß«, antwortete Dr. Weir. »Aber der Argon-Laserstrahl ist unsichtbar, und das Gerät arbeitet völlig geräuschlos.«
»Wie können Sie mit dem dünnen Strahl so genau zielen?«
»Mit einem Zielfernrohr für dreißig Dollar.« Dr. Weir deutete auf ein Zielfernrohr, das auf die Mündung des Lasergerätes aufgeschraubt worden war. »Die Vorrichtung ist nicht unbedingt geeignet, um damit den Nobelpreis zu gewinnen. Aber um Ihren lästigen Fallschirm abzusägen, sollte es allemal genügen.«
Pitt legte sich auf den Bauch und schob sich so nahe an die offene Luke heran, dass er mit dem Kopf in die Tiefe sehen konnte. Der eiskalte Wind zurrte an seinem Kopfverband, so dass sich ein Teil der weißen Binde ablöste und zu flattern begann. Dann erblickte Pitt in unmittelbarer Nä he unter sich die Giftrakete, die sanft an den Fallschirmleinen hin und her schwankte. Er fand es schwierig, sich vorzustellen, dass in dem nur mannsgroßen Stahlmantel dort drüben ein Inferno von Tod, Krankheit und Zerstörung lauerte, eine geistige Spottgeburt verirrter Bakteriologen, die nur darauf wartete, die Welt ins Unglück zu stürzen.
»Näher!« rief Dr. Weir.«
»Wir müssen noch mindestens zwei Meter näher heran!«
»Zwei Meter näher, Al«, gab Pitt an Giordino durch.
»Wenn wir jetzt noch ran fliegen, dann brauchen wir keinen Laser, dann hätten wir die Leinen auch mit Mutters Schere durchschneiden können«, murmelte Giordino. Er hatte Angst. Seine Augen brannten, und die Nerven Enden in seinem eingegipsten Bein schmerzten.
Pitt konnte jetzt die Nylonleinen, an denen das Projektil hing, deutlich erkennen. Es waren mehr, als er befürchtet hatte, mindestens vierzig, vielleicht fünfzig. Beim Näher kommen sah er, dass einige der Leinen bereits vom Laserstrahl durchgeschmort und zertrennt worden waren. »Das Gerät wird zu heiß!« rief Dr. Weir. »Die Kühlschlangen sind wegen der Kälte in der Frachtkabine eingefroren.«
Dr. Weir presste sein Auge wieder an das Zielfernrohr. Pitt beobachtete wie eine Reihe weiterer Leinen durchtrennt wurden. Der ätzende Geruch des verbrannten Kunststoffes wehte in die Frachtkabine herüber.
»Der Laser macht es nicht mehr lange«, schrie Dr. Weir. Sechs oder sieben weitere Leinen zerschmorten, der Rest aber blieb unversehrt. Dr. Weir war aufgestanden und hatte seine Handschuhe ausgezogen.
»Die Röhren sind hinüber!« rief er. »Sie können den Laser ab jetzt vergessen!«
Pitt sah hinaus. Drohend baumelte das stählerne Gift-Ungeheuer an den verbleibenden Stricken. Noch immer war die Mannschaft des Hubschraubers an das tückische Verhängnis gekettet. »Der Laser ist kaputt!« sagte Pitt dann in das Funkgerät, dass ihn mit der Minerva verband, ohne den Versuch irgendeiner Beschönigung zu machen.
»Verdammt!« fluchte Steiger. »Können wir während dieses ganzen Alptraums wenigstens nicht ein einziges Mal Glück haben?« Seine Stimme klang bitter. »Was nun?« fragte Admiral Sandecker ruhig.
»Ganz einfach«, sagte Pitt. »Ihr macht mit Eurem Vogel einen Sturzflug.«
»Einen was?«
»Geheimtip von Dirk Pitt. Ihr bringt die Mühle auf höchstmögliche Fallgeschwindigkeit und stoppt sie dann plötzlich wieder ab. Eurem giftigen Passagier gefällt das nicht, so dass er es vorzieht, gleich weiter ins Meer zu fallen. G-Kräfte nennen das die Physiker.«
»Sturzflug ohne Sicht wird schwierig« , sagte Steiger.
»Ihr wisst ja, dass der Fallschirm unsere ganzen Scheiben abdeckt. Ich mache hier einen reinen Instrumentenflug!«
»Versuch’s trotzdem! Wir bleiben ganz in Eurer Nähe«, sagte Giordino.
»Kommt nicht zu nah, sonst holt Ihr Euch eine Erkältung«, antwortete Steiger.
Er steuerte den Hubschrauber so weit vom Flugzeug weg, dass er seinen Sturzflug beginnen konnte, dann stieß er mit einer entschlossenen Bewegung den Steuerknüppel nach vorn.
In einem Winkel von siebzig Grad schoss die Minerva nach unten. Für die Männer, die das gewagte Manöver von der Catlin aus beobachteten, sah es so aus, als werde der Hubschrauber mit großer Geschwindigkeit ins Meer stürzen. »Nicht so schnell!« rief Pitt ins Mikrofon.
»Wenn Ihr mehr als sieben G habt, verliert Ihr Eure Rotorblätter.«
»Danke für den Tip!«
Der Hubschrauber hatte im Fallen inzwischen eine Höhe von eintausenddreihundert Metern erreicht. Giordino, der der
Weitere Kostenlose Bücher