Der Todesflug der Cargo 03
müde.
»Wir müssen dafür sorgen, dass auch die letzte Spur dieses Giftes für immer verschwindet.« Der Präsident sah zu Jarvis hinüber. »Was schlagen Sie vor?«
»Das beste ist, wenn wir Rongelo von der Landkarte ausradieren«, erwiderte Jarvis.
»Das ist unmöglich«, entgegnete March. »Die Russen schreien Zeter und Mordio, wenn wir eine Atombombe zünden. Der Versuchsstop für überirdische Atombombenversuche ist seit zwanzig Jahren von beiden Seiten respektiert worden.« Ein Lächeln spielte um Jarvis’ Lippen. »Die Chinesen haben den Pakt aber nicht unterschrieben.«
»Na und?«
»Lernen wir doch etwas von der Operation ›Wilde Rose‹,« erklärte Jarvis. »Wir schicken eines unserer Unterseeboote so nahe wie möglich an das chinesische Festland. Von dort aus schießen wir eine ferngelenkte Rakete mit Atomwaffensprengkopf auf die Insel Rongelo.«
Der Verteidigungsminister und der Präsident tauschten beziehungsvolle Blicke aus. Dann wandten sie sich wieder Jarvis zu, um den Rest seines Vorschlages anzuhören. Der sprach weiter. »Unsere U-Boote haben das Geschoß mit dem Atomwaffensprengkopf aus getauchter Position abgeschossen. Niemand hat etwas gesehen. Während Rongelo in die Luft fliegt, befindet sich kein amerikanisches Schiff und kein amerikanisches Flugzeug in einem Umkreis von dreitausend Kilometern von der Insel. Die Russen haben also keinen Beweis, dass wir’s gewesen sind. Auf den Satellitenbildern stellen sie dann fest, dass die Rakete von China aus angeflogen sein muss.«
March lächelte. Er schien sich für Jarvis’ Plan zu erwärmen. »Die Chinesen würden natürlich empört in Abrede stellen, dass sie die Rakete abgeschossen haben. Trotzdem würde die ganze Welt, insbesondere die Sowjetunion, mit dem Zeigefinger auf Peking deuten. Wir stehen währenddessen vornehm abseits und schimp fen nicht mit, weil wir so großmütig sind. Nach zwei Wochen ist die Angelegenheit vergessen. Es gibt kein Rongelo mehr, und keine ST-Giftbakterien.«
Der Präsident starrte ins Leere. Das erste Mal in den acht Jahren seiner Amtszeit spürte er, wie verlogen und trügerisch das Gebäude der Macht war, auf dem sich sein Einfluss aufbaute. Er stand auf. Seine Augen wirkten alt und traurig.
»Ich bete zu Gott«, sagte er, »dass ich der letzte Staatsführer der Geschichte bin, der einen Nuklearstreich anordnet.«
Nach diesen Worten drehte er sich um und begab sich zum Fahrstuhl, um zum Weißen Haus hinaufzufahren.
Duell der Narren
Umkono, Südafrika – Januar 1989
68
Eine warme Morgensonne war aufgegangen. Vorsichtig ließen die beiden Männer den Sarg an zwei Seilen in das Grab hinab gleiten. Dann wurden die Seile wieder herausgezogen. Ein schleifendes Geräusch war zu hören, als der rohe Hanf über die scharfen Ecken des Sarges strich.
»Soll ich’s zuschaufeln?«fragte der dunkelhäutige Totengräber, nachdem er die beiden Seile zusammengelegt und über seine Schulter geworfen hatte.
»Danke, das mache ich selbst«, sagte Pitt und reichte dem Farbigen einige Geldnoten hinüber.
»Danke, aber das kann ich nicht annehmen«, sagte der Totengräber. »Der Kommandant war ein Freund von mir. Er war gut zu mir und zu meiner Familie, solange er lebte.«
Pitt nickte. »Ich kann Sie verstehen. Darf ich Ihre Schaufel benützen?«
Der Totengräber nickte, schüttelte Pitts Hand und schenkte ihm ein breites Abschiedslächeln. Dann ging er über den schmalen Pfad vom Friedhof zum Dorf zurück.
Pitt sah sich um. Eine schöne, aber herbe Landschaft. Der Frühdunst stieg von den umliegenden Feldern auf, während die Sonne langsam höher wanderte.
Er wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß vom Gesicht und legte sich unter einen Mimosenbaum, um sich auszuruhen. Eine ganze Weile betrachtete er die gelben Blüten und lauschte dem Geräusch der Nashornvögel, das aus der Ferne zum Friedhof drang. Schließlich stand Pitt wieder auf, ging zu dem frisch ausgeschaufelten Grab zurück und betrachtete den Grabstein.
Hier ruhen
Patrick McKenzie
Myrna Klarissa
Patrick McKenzie junior
Jennifer Louise
In Ewigkeit vereint
1988
Der Kommandant war ein voraussehender Mann gewesen, dachte Pitt. Der Text für die Inschrift war schon Monate vor Fawkes Tod auf der »Iowa« eingraviert worden.
Nachdenklich ging Pitt zum Mimosenbaum zurück und verbrachte weitere zwei Stunden schlafend.
Dann wurde er vom Geräusch eines Wagens, der sich näherte, geweckt.
Der uniformierte Chauffeur brachte den Bentley zum Stehen,
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