Der Todesflug der Cargo 03
vollständige Kopie habe. Es handelt sich um einen gegen die Afrikanische Revolutionsarmee gerichteten Vernichtungsschlag, der bei der Regierung unter dem Decknamen ›Unternehmen Wilde Rose‹ läuft. In der Beschreibung, die ich Ihnen mitgebe, wird das Konzept des Plans natürlich nur in großen Zügen erklärt. Geben Sie die Notiz an General Lusana. Wenn er mit dem geforderten Preis einverstanden ist, liefere ich Ihnen den vollständigen Text des Plans.«
Machita legte den kleinen weißen Umschlag, den ihm der Inder aushändigte, in seinen Diplomatenkoffer, so dass er zwischen der Handkette und der Mauserpistole zu liegen kam. »Der Umschlag wird morgen Abend bei Lusana sein«, versprach er.
»Bestens. Soll ich Sie jetzt zur Botschaft von Mozambique fahren?«
»Eine Frage noch.« Der Inder mit dem Decknamen ›Emma‹ schaute über seine Schulter. »Bitte, ich höre.«
»General Lusana möchte wissen, wer die Fawkes-Farm in Natal überfallen hat.«
Interessiert und überrascht musterte Emma die Augen seines Gesprächspartners. »Ihr General hat Humor. Alle Spuren, die amTatort gefunden wurden, deuten darauf hin, dass die ARA selbst das Massaker durchgeführt hat.«
»Das ist nicht wahr! Die ARA hat mit dieser Sache nichts zu tun. Wir möchten wissen, wer dahinter steckt.«
Der Inder nickte leicht. »Gut, ich will sehen, was sich herausfinden läßt.«
Erstartete den Wagen, legte den Rückwärtsgang ein und lenkte das Fahrzeug die Fahrtrampe hoch bis zum Ausgang, wo sie sich wieder in den dahinflutenden Verkehr der Altstadt einordneten. Acht Minuten später hielten sie vor der Botschaft von Mouzambique. »Darf ich Ihnen zum Abschied einen kleinen Tipp geben, Major Machita?«
Machita, der schon ausgestiegen war, beugte sich zum Fahrer hinunter. »Welchen Tipp?«
»Ein guter Agent nimmt nie das Taxi, das ihm zuerst angeboten wird, sondern das zweite oder dritte der Schlange. Man lebt länger, wenn man das beachtet…«
Dann war Emma verschwunden. Major Machita, der sich plötzlich wie ein zurechtgewiesener Schuljunge vorkam, stand an der Kante des Bürgersteigs und sah dem Taxi nach, das bereits in den dahinrollenden Großstadtverkehr eingetaucht war.
23
Der Mittagsdunst war einem klaren Himmel gewichen. Die Strahlen der Nachmittagssonne fielen auf den Westflügel des Hochhauses. Sie liebkosten einen schlanken, dunklen Frauenkörper, der auf der Terrasse einer der teuersten Suiten des New Stanley Hotels im ostafrikanischen Nairobi ausgestreckt lag.
Felicia Collins trug einen knapp sitzenden Bikini. Sie legte sich auf die Seite, so dass die Sonne sie nicht mehr blendete, zündete sich eine Zigarette an und dachte über die Ereignisse der letzten Tage nach. Zugegeben, sie hatte in der Vergangenheit schon mit einer ganzen Reihe von Männern intimere Bekanntschaft gemacht. Ihr erstes sexuelles Erlebnis hatte sie mit ihrem 6jährigen Cousin gehabt, als sie selbst erst 14 war. Sie erinnerte sich heute nicht mehr genau daran, ob sie schon beim ersten Mal das leidenschaftliche Mädchen gewesen war, das später die Sinne aller Männer, die sie traf, verwirrte.
Als sie zwanzig war – so erinnerte sie sich – kannte sie die Betten und die sexuellen Neigungen von mindestens zwanzig Männern so ausführlich, dass sie ein Buch darüber hätte schreiben können. Die Namen dieser Männer aber hatte sie vergessen, und wenn sie versuchte, sich an die Gesichter zu erinnern, sah sie nur verschwommene Schemen. Agenten von Plattenfirmen, Discjockeys, Bandleader, Komponisten, Fernseh- und Presseleute hatten bei der Karriere von Felicia Collins Spalier gestanden. Mit jedem von ihnen war sie ins Bett gegangen, um ihrem Ehrgeiz zum Durchbruch an die Spitze Geltung zu verschaffen. Dann kam Hollywood, der Erfolg und das teure, süße Leben im schillernden Umfeld des amerikanischen Jet-set.
Wie seltsam – dachte sie – dass sie sich an die Gesichter ihrer Liebhaber nicht erinnern konnte. Mit den zahlreichen Betten, mit den Wohnungen und den Badezimmern, die sie bei ihrem Marsch an die Spitze kennen gelernt hatte, war das anders. Die Einrichtung der verschiedenen Schlafzimmer, die unterschiedliche Weichheit der Matratzen, die Muster auf den teuren Tapeten und die verschiedenartigen Armaturen und sanitären Installationen in den Badezimmern hatten sich unauslöschlich in ihre Erinnerung eingegraben. Sie hätte das Muster von rund zwanzig verschiedenen, in Stuck ausgeführten Deckenreliefs aufzeichnen können, die sie beim
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