Der Todesflug der Cargo 03
Geschlechtsakt mit ihren Liebhabern angestarrt und unbewußt in ihre Erinnerung aufgenommen hatte.
Sex war für Felicia Collins, wie für manche anderen Frauen auch, eine von zahlreichen Formen der Unterhaltung; nicht mehr. Wie viele Male hatte sie gewünscht, statt der Liebesnacht, der ihre jeweilige Eroberung zustrebte, die Zeit mit einem guten Buch zu verbringen. Auch die Nächte mit Hiram Lusana, ihrem farbigen Freund, machten da keine Ausnahme. Auch sein Gesicht war in ihrer Erinnerung immer undeutlicher, immer bedeutungsloser geworden.
In der ersten Zeit hatte sie Frederick Daggat, der sie unter demütigenden Begleitumständen von ihrem früheren Liebhaber »übernommen« hatte, gehaßt. Es hatte sie geärgert, dass sie dieser Mann sexuell erregte. Bei jeder Gelegenheit hatte sie ihn beleidigt – und doch war er immer freundlich und zuvorkommend geblieben. Was sie sagte oder tat, schien ihn nicht zu berühren, egal wie unmöglich sie sich aufführte. Es war zum Verrücktwerden, dachte sie, eine unmögliche Situation, über die Daggat allein die Kontrolle hatte. Wenn er sie wenigstens geschlagen oder gedemütigt hätte – dann hätte der Haß, den zu fühlen sie sich vorgenommen hatte, wenigstens ein solides Fundament gehabt. Aber dazu war Frederick Daggat zu klug. Er behandelte sie freundlich und mit größter Umsicht. Wie ein Angler, der einen dicken Fisch am Haken hat, und ihn nun nicht mit einem unvorsichtigen Manöver oder einem ungeduldigen Reißen an der Schnur verlieren will.
Die Tür vom Inneren der Suite zur Terrasse öffnete sich, Daggat trat hinaus. Felicia setzte sich auf und nahm ihre Sonnenbrille ab. Sie spürte, dass Daggats Schatten ihren Rücken bedeckte. »Hast du geschlafen?« Sie schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln. »Nein, nur etwas gedöst.«
»Es wird bald zu kühl, um draußen zu liegen. Komm rein.« Er ergriff sie an beiden Händen und zog sie zu sich hoch. In einer Mischung von Erstaunen und guter Laune musterte sie seine Augen und seinen muskulösen Körper. Dann löste sie den Verschluß am Oberteil ihres Bikinis und preßte ihre festen vollen Brüste an seinen Oberkörper. »Wir können noch miteinander ins Bett gehen, bevor wir uns zum Abendessen anziehen«, sagte sie. »Es ist noch genügend Zeit.«
Die Art, wie sie ihn diesmal zum Liebesakt einlud, erstaunte ihn. Seit sie gemeinsam Lusana und das Basislager der Afrikanischen Revolutionsarmee verlassen hatten, war Felicia Collins zwar willig, aber keineswegs eine leidenschaftliche Liebhaberin gewesen. Mit dem Temperament eines wohlerzogenen Roboters hatte
sie alles über sich ergehen lassen, was er mit ihr tat. »Warum?« fragte er unvermittelt. Fragend musterte sie ihn mit ihren großen braunen Augen. »Was meinst du mit ›warum‹?«
»Warum hast du Lusana verlassen und bist mit mir gekommen? Ich bin kein Mann, der so gut aussieht, dass die Frauen Herzklopfen bekommen. Ich kenne mein häßliches Gesicht seit vierzig Jahren, und ich weiß, dass ich nicht das Zeug zu einem Superstar habe. Es gab keinen Grund für dich, dem Handel zwischen Lusana und mir zuzustimmen. Du warst nicht sein Eigentum, und ich bezweifle sehr, ob du je das Eigentum irgendeines Mannes sein wirst. Die normale Reaktion wäre gewesen, uns beide zum Teufel zu jagen.
Das hast du nicht getan, sondern du bist mit mir gekommen. Warum?«
Felicia nahm Daggats Kopf zwischen ihre Hände und schnupperte an seinen Schläfen. Ein starker, männlicher Geruch ging von ihm aus, ein Geruch, der sie über die Maßen erregte. »Ich glaube, ich bin mit dir gekommen, weil ich Hiram zeigen wollte, dass es auch ohne ihn geht. Er hatte mich beleidigt.«
»So gesehen, war deine Reaktion verständlich.«
Sie bedeckte sein Gesicht mit Küssen. »Vergib mir, Frederick. In gewisser Weise behandle ich dich ganz ähnlich wie Hiram. Er benutzt dich, um im amerikanischen Kongreß die Waffenhilfe für seine Revolutionsarmee durchzubringen. Und ich benutze dich, um ihn eifersüchtig zu machen und um ihm weh zu tun.«
Daggat lächelte. »Dies ist das erste Mal in meinem Leben, dass es mir Spaß macht, von jemandem ausgenützt zu werden.«
»Der Spaß wird dir schon noch vergehen«, sagte Felicia verschmitzt. »Andererseits… wenn du fleißig bist, gibt’s eine Belohnung.«
»Kann ich mir wieder einen schnellen Dollar verdienen?«
»Viel mehr«, flüsterte sie erregt. Sie nahm ihn an der Hand, zog ihn hinter sich her, bis sie im Schlafzimmer waren, und entkleidete ihn.
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