Der Todesflug der Cargo 03
Was ist, Tim? Sie sehen aus, als ob Sie mir etwas sagen wollen.«
»Ich dachte, es interessiert Sie vielleicht, dass ich die Sache mit dem Flugzeugwrack in den Rocky Mountains unter den Teppich kehren konnte.«
»Gut so.«
»Es schien mir das beste, was wir tun konnten«, sagte March. »Die ganze Sache war sehr rätselhaft. Es gab nur die gefälschten Flugpläne. Keinen Hinweis auf den wirklichen Zweck des Fluges.«
»Lassen wir’s schlafen«, nickte der Präsident, dem es in diesem Augenblick gelang, endlich einen Golfball ins Loch zu befördern. »Wenn Eisenhower damals einen großen Nebelschleier um die ganze Sache gelegt hat, dann wird er schon gewusst haben warum. Ich sehe jedenfalls nicht ein, weshalb ich die Skelette, die er damals verbuddelt hat, unbedingt in meiner Amtszeit aus dem Schrank holen soll.«
»Ich schlage immerhin vor, dass die Überreste der Mannschaft geborgen und mit den üblichen militärischen Ehren beigesetzt werden. Das sind wir diesen Männern schuldig.«
»Einverstanden. Aber ich wünsche keinerlei Berichterstattung an die Nachrichtenmedien über diese Angelegenheit.« March nickte.
»Ich werde dafür sorgen, dass das bei der Bergung beachtet wird.«
Der Präsident richtete sich auf, wischte sich den Schweiß von der Stirn und reichte seinen Golfschläger einem in Zivil gekleideten Beamten des Geheimdienstes, der zusammen mit drei weiteren Leibwächtern in Sichtweite der beiden Spieler im Schatten eines Baumes gestanden hatte und nun, auf ein Handzeichen des Präsidenten, herbeigeeilt war. Dann bat er March, ihn in sein Büro zu begleiten.
»Bevor wir den Rüstungshaushalt durchgehen, Tim, noch eine Frage. Was könnte eigentlich der Grund für Eisenhower gewesen sein, dass er den Absturz der Cargo 03 damals, im Jahre 1954, totgeschwiegen hat?«
»Genau diese Frage hat mir eine Reihe schlafloser Nächte bereitet«, antwortete March. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
Steiger war nicht der einzige, der sich an diesem Mittag entschlossen hatte, seinen Drink in den gemütlichen Räumen des »Cottonwood Inn« einzunehmen. Im Vergleich zu den acht oder zehn Personen, die in der Empfangshalle des beliebten Restaurants darauf warteten, einen frei werdenden Tisch angewiesen zu bekommen, hatte er jedoch einen Vorteil: Er wurde erwartet. Pitt, der in einer Nische Platz genommen hatte, winkte ihm zu, an seinen Tisch zu kommen, und bat mit einer weiteren Handbewegung eine Kellnerin, die Bestellung für den neu hinzugekommenen Gast aufzunehmen. Steiger setzte sich auf den Stuhl, der Pitt gegenüberstand, während die attraktiv gekleidete Kellnerin sich über den Tisch beugte, so dass die weiße Haut ihrer üppigen Brüste und der verlockende dunkle Schatten zwischen den beiden wohlgeformten Halbkugeln zur Besichtigung freigegeben wurden.
»Haben die Herren irgendwelche Bedürfnisse, die ich erfüllen könnte?« fragte sie, wobei sie darauf achtete, dass ihre großen Augen in einem betörenden Lächeln erstrahlten.
»So könnte man’s auch sagen«, murmelte Steiger, der seine Blicke auf die vor seinen Augen ausgebreitete Verheißung fleischlicher Freuden gerichtet hielt. »Einen Martini, bitte. Oder – wenn ich Sie und Ihren Beitrag zur Filmwirtschaft so ansehe – besser einen doppelten.«
»Für mich bitte noch ein Glas Sangrita«, sagte Pitt und hielt sein leeres Glas der Kellnerin entgegen.
»Wie überlebst du das?« fragte Steiger lächelnd. »Welche Jungfrau in ganz Washington ist vor dir noch sicher, wenn du erst einmal zwei oder drei dieser Molotowcocktails in den Adern hast?«
»Jungfrauen in Washington?« entgegnete Pitt. »Da müsste ich mich schon auf den Spielplätzen nach den kleinen Mädchen mit Zöpfen und Schleifen im Haar umsehen, fürchte ich.«
Beide lachten. Die gute Laune, die Pitt verbreitete, war anstekkend. Zum ersten Male seit Tagen fühlte sich Steiger unbeschwert und voller Lebensfreude. Dann aber, als er seinen doppelten Martini geleert hatte, kam ihm wieder der Gedanke an das Wrack der Cargo 03. Seine Gesichtszüge verdüsterten sich.
Pitt schien erraten zu haben, was in Steigers Kopf vorging. »Ich vermute, du bist bei den Generälen im Pentagon ganz schön vor die Wand gelaufen. Habe ich recht?«
Steiner nickte schwerfällig. »Es hätte gar nicht schlimmer kommen können«, sagte er. »Die haben meinen Bericht zerpflückt, als ob es sich um ein Handbuch zum Umsturz des kapitalistischen Sy stems gehandelt hätte.«
»Im Ernst?«
»Ja. Sie
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