Der Todesflug der Cargo 03
weiter, und in der nächsten Sekunde wurden die beiden Hexenpuppen von unsichtbaren mechanischen Federn in seitliche Vertiefungen zurückgerissen, so dass sie aus Machitas Blickfeld verschwanden. Einen Augenblick lang herrschte völlige Dunkelheit.
Jetzt oder nie! durchfuhr es Machita. Mit einem raschen Ruck löste er das Stilett aus seinem Versteck am Korbgriff und stieß es auf die Stelle, an der er Emmas rechte Augenhöhle vermutete. In diesem Moment wurde der Wagen von der in einem Bodenschlitz dahingleitenden Zugkette abrupt in eine scharfe Kurve gezogen. Machitas Hand glitt aus. Statt in der Augenhöhle seines Gegners landete das Stilett in dessen Stirn, oberhalb der Augenbrauen, wo der Stich – wie Machita wußte – nicht tödlich sein konnte. Emma stieß einen markerschütternden Schrei aus, schlug Machitas Hand in einer instinktiven Gegenwehr zur Seite und zog sich das Stilett, das nicht besonders tief eingedrungen war, aus der Wunde, die sofort stark zu bluten begann. Machita war in den Bruchteilen von Sekunden, die der Zweikampf dauerte, nicht untätig gewesen. Er hielt bereits das Rasiermesser in der Hand, das er unter dem linken Vorderarm getragen hatte und versuchte es mit einer weitausholenden, kräftigen Bewegung zum tödlichen Schnitt an Emmas Kehle zu bringen. Er war überras cht, als er – bevor er die Bewegung zu Ende führen konnte – einen harten Schlag auf seinem Handgelenk verspürte. Eine maskierte Teufelsfigur, die zunächst wie eine mechanische Puppe ausgesehen hatte, war aus der Ecke auf Machita zugefahren und hatte mit einem Schlag ihrer Heugabel Machitas Hand außer Gefecht gesetzt. Der Teufel war echt gewesen. Offensichtlich handelte es sich um einen Komplizen von Emma, der für alle Fälle im schützenden Dunkel der Geisterbahn postiert worden war.
Machita stieß den Sicherheitsbügel, der über seine Knie gelegt war, nach oben und sprang auf die Füße. Es gelang ihm, den kostümierten Mann, der die Heugabel geschwungen hatte, mit einem Tritt seines rechten Fußes in die Leistengegend zu treffen. Schmerzerfüllt fuhr der Gegner zurück und wurde im nächsten Augenblick von der Dunkelheit, in der sich der Kampf abspielte, verschlungen. Ohne weiter nachzudenken, schwang Machita seine rechte Faust in jene Richtung, wo er Emma vermutete. Er stieß ins Leere, der Sitz neben ihm war verlassen. Eine blendende Sonne brach durch den Spalt der Schwingtür, der sich Machitas Wagen auf seinem Weg zum Ausgang näherte. Die Tür schwang auf, und Machita stieg aus. Er war allein. Emma, den er hatte töten sollen, war durch einen zweiten Ausgang entkommen – nicht ohne den Korb mit den zwei Millionen Dollar mitzunehmen.
28
»Eine schöne Pleite!« sagte Oberst Jumana mit kaum verhohlenem Zorn, der sich mit Befriedigung über Machitas Versagen mischte.
»Ich hatte Sie gewarnt, General. Es war ein Fehler, auf Emmas Angebot einzugehen.«
Nachdenklich starrte Lusana zum Fenster hinaus, vor dem eine Abteilung von Soldaten exerzierte. »Wir haben Emma unterschätzt, Oberst Jumana, das ist alles. Wir werden nicht den Krieg verlieren, nur weil wir zwei Millionen Dollar verloren haben.«
Thomas Machita saß beschämt am Tisch. Seine Stirn war schweißüberströmt. Verlegen sah er auf den Gipsverband, der sein Handgelenk umhüllte. »Ich konnte doch nicht wissen, dass Emma…«
Jumana war aufgesprungen. Sein Gesicht war rot vor Zorn, als er den Umschlag, den Machita von Emma erhalten hatte, vom Tisch nahm und die daraus hervorquellenden Papiere seinem Wi dersacher ins Gesicht warf.
»Sie konnten nicht wissen, dass Emma Sie in eine Falle locken würde?« fauchte er. »Natürlich nicht! Sie sind ja auch nur der Chef unserer Spionageabwehr. Wie könnte man auch von Ihnen erwarten, dass Sie in der Lage wären, einen unbewaffneten Mann in einer dunklen Geisterbahn umzubringen? Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem fabelhaften Erfolg. Und zu dem wertlosen Spielmaterial, das Ihnen Emma für zwei Millionen Dollar angedreht hat.«
»Ruhe jetzt!« bestimmte Lusana.
Oberst Jumana verstummte, holte tief Luft und ging langsam zu seinem Stuhl zurück. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er mit seiner Kritik an Machita keineswegs zu Ende war. »Mit Naivität und Schlendrian kann man keinen Befreiungskrieg gewinnen«, murmelte er bitter.
»Sie überbewerten die Panne, die Machita unterlaufen ist«, befand Lusana kühl. »Oberst Jumana, Sie sind ein hervorragender Soldat, und Sie kämpfen wie ein Tiger. Wie die meisten
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