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Der Todeskanal

Der Todeskanal

Titel: Der Todeskanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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stand er auf und preßte die Lippen zusammen. Nur ein Kloro konnte vor der Tür stehen. Polyorketes wartete mit geballten Fäusten. Stuart trat auf ihn zu, und Polyorketes sah es. Er lachte in sich hinein. Soll der Kloro nur kommen! Weder Stuart noch einer der anderen Männer würde Polyorketes aufhalten können.
    Warte, Aristides, warte nur noch einen Augenblick, dann beginnt der große Racheakt.
    Die Tür öffnete sich, und eine Gestalt trat ein, die in einen dicken, unförmigen Raumanzug gehüllt war. Eine merkwürdige, unnatürliche, aber nicht unangenehm klingende Stimme begann zu sprechen.
    »Meine Herren Erdenbewohner, in großer Besorgnis haben mein Kamerad und ich festgestellt …«
    Er brach abrupt ab, als Polyorketes brüllend vorstürzte.
    Den dunklen Kopf gesenkt, die behaarten Finger zum Würgegriff gekrümmt, sprang er den Kloro an. Stuart wurde beiseitegeschleudert, bevor er eine Möglichkeit fand dazwischenzufahren. Taumelnd landete er auf einer Couch.
    Der Kloro hätte den Angreifer mühelos mit ausgestrecktem Arm aufhalten oder ausweichen und Polyorketes ins Leere laufen lassen können. Er tat weder das eine noch das andere. Mit einer blitzschnellen Bewegung hob er eine Handwaffe, und ein zarter rosa Strahl griff nach dem Erdenbewohner. Polyorketes stolperte und stürzte krachend zu Boden. Sein Körper erstarrte in der Haltung, die er zuletzt eingenommen hatte, ein Bein ragte in die Luft. Er sank zur Seite und blieb wie gelähmt liegen. Nur seine wütend funkelnden Augen zeigten, daß er bei Bewußtsein war.
    »Dieser Zustand geht wieder vorüber«, sagte der Kloro. Er schien Polyorketes’ Gewalttätigkeit nicht übelzunehmen und begann noch einmal von vorn.
    »Meine Herren Erdenbewohner, in großer Besorgnis haben mein Kamerad und ich festgestellt, daß in diesem Raum ein gewisser Aufruhr herrscht. Haben Sie irgendwelche Bedürfnisse, die wir befriedigen können?«
    Stuart massierte ärgerlich sein Knie, das gegen den Pfosten der Couch gestoßen war.
    »Nein, vielen Dank, Kloro.«
    »Hören Sie«, zischte Windham, »wir verlangen unsere sofortige Freilassung.«
    Der winzige, insektenähnliche Kopf des Kloros wandte sich dem fetten alten Mann zu. Das Wesen war kein erfreulicher Anblick. Es war etwa so groß wie ein Erdenbewohner. Der Kopf, der auf einem stengelartigen Hals saß, war der kleinste Körperteil. Er bestand aus einem Rüssel, der die Form eines stumpfen Dreiecks hatte. Auf jeder Seite quoll ein Auge hervor. Das war alles. Der Kloro besaß weder eine Hirnschale noch ein Hirn. Sein Verstand saß etwa dort, wo sich beim Erdenmenschen der Magen befand. Der Kopf war nichts weiter als ein Sinnesorgan. Der Raumanzug des Kloros zeichnete mehr oder weniger getreu die Umrisse des Kopfes nach. Die beiden Augen blickten durch zwei Glashalbkugeln, die das Chlor, das sich innerhalb des Raumanzugs befand, leicht grünlich tönte.
    Eines der Augen richtete sich nun ausdruckslos auf den Colonel, der dem starren Blick unbehaglich auswich, aber trotzdem tapfer weitersprach.
    »Sie haben kein Recht, uns gefangenzuhalten. Wir sind Zivilisten.«
    Die gekünstelt klingende Stimme des Kloros drang aus einem Netzwerk aus Chrom, das an seiner Brust angebracht war. Der Kehlkopf wurde mittels Druckluft gehandhabt, die von ein oder zwei der vielen gespaltenen Ranken kontrolliert wurde, die, in zwei Kreisen angeordnet, aus dem Oberkörper des Kloros wuchsen. Gnädigerweise wurden diese Ranken vom Raumanzug verhüllt.
    »Meinen Sie das ernst, Erdenbewohner?« sagte die Stimme. »Sie haben doch sicher schon von Krieg, von Kriegsgesetzen und Kriegsgefangenen gehört.«
    Er blickte sich um. Mit flinken, ruckartigen Bewegungen schickte er die beiden Augen durch den Raum, starrte jede Person und jeden Gegenstand zuerst mit dem einen, dann mit dem anderen an. Stuart wußte, daß jedes der beiden Augen dem Magenverstand eine andere Botschaft übermittelte. Der Verstand mußte die beiden Botschaften koordinieren, um vollwertige Informationen zu erhalten.
    Windham wußte nichts mehr zu sagen, und auch die anderen schwiegen. Der Kloro, dessen vier Hauptgliedmaßen ungefähr wie Arme und Beine aussahen, wirkte im Raumanzug fast wie eine menschliche Gestalt, wenn man vom Kopf absah. Aber niemand konnte ahnen, was er dachte oder fühlte.
    Nach zwei letzten Blicken wandte er sich ab und ging.
     
    »O Gott, riechen Sie denn das Chlor nicht?« sagte Porter mit erstickter Stimme. »Wenn sie nichts dagegen unternehmen, werden wir

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