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Der Todeskreuzer

Der Todeskreuzer

Titel: Der Todeskreuzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber
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natürlich nicht. Im imperialen Strafvollzug gab es ein Sprichwort: Hier gibt es keine Kinder. Sie waren Sträflinge, Gefangene, nichts anderes als Feinde des Imperiums, und was auch immer zwischen ihm und ihrem Vater vorgefallen war - Sartoris betrachtete Longos Tod bereits mit der größtmöglichen Gleichgültigkeit -, hatte nichts mit dem zu tun, was jetzt geschah.
    Dennoch meldete sich diese Stimme in ihm zu Wort, leise, aber unerbittlich:
    Du hast ihren Vater getötet, und jetzt lässt du sie zum Sterben zurück.
    Okay. Und wenn schon? In der Galaxis aufzuwachsen, war nun einmal kein Zuckerschlecken. Sartoris' eigener Vater, ein kleiner Dieb und Killerstick-Junkie, hatte ihn seine gesamte Kindheit über brutal verprügelt und manchmal bloß deshalb aufgehört, weil er fürchtete, den Jungen getötet zu haben. Eines Nachts, Jareth war gerade mal sechzehn, war sein Vater mit einer rostigen Getriebestange auf ihn losgegangen, und zum ersten Mal hatte der Junge ihm die Stirn geboten, hatte ihm den Knüppel weggerissen und seinem Vater den Schädel eingeschlagen. Das Gesicht des alten Mannes, als er starb, würde er nie vergessen, den Ausdruck jämmerlicher Verwirrung, als könne er nicht begreifen, warum sich sein Sohn gegen ihn gewandt hatte. Anschließend hatte Jareth die Leiche aus der Hütte geschleift, in der sie lebten, und sie in einer Gasse liegen gelassen. Die örtlichen Gesetzeshüter würden einfach annehmen, dass der alte Mann der letzten seiner zahllosen schlechten Entscheidungen zum Opfer gefallen war. Am nächsten Tag hatte Jareth bezüglich seines Alters gelogen, war in den Dienst des Imperiums eingetreten und hatte nicht mehr zurückgeschaut.
    Bis zu diesem Tag hatte Sartoris keine eigenen Kinder gezeugt - zumindest keine, von denen er wusste, und das war eine Gnade. Im Zuge seines Erwachsenenlebens hatte er kaum einen Gedanken an das brüllende, chaotische Geschöpf verschwendet, das sich einst sein Vater genannt hatte, ganz zu schweigen von der Aussicht darauf, selbst Vater zu werden. Doch als die Kapsel vom Gefängnisschiff davonschoss und Trig und Kale Longo hinter ihm zurückblieben, wurde Sartoris bewusst, dass er sich lebhafter an den alten Mann erinnerte als seit Jahren. Allerdings war der Begriff erinnern dafür in Wahrheit viel zu gefühlsduselig. Es war, als würde Gilles Sartoris neben ihm sitzen und vor Freude darüber strahlen, dass sein Sohn - nach einem Leben voller Missetaten - seinem eigenen Schicksal endlich vollends gerecht wurde. Bloß weil Jareth Sartoris niemals selbst Nachkommen in die Galaxis gesetzt hatte, hatte ihn das nicht daran gehindert, die Söhne eines anderen Mannes ewig währender Dunkelheit zu überlassen.
    Vor vier Stunden hatte er an all diese Dinge gedacht, als ihm klar geworden war, dass irgendetwas nicht stimmte, bevor die Alarmsirenen im Innern der Rettungskapsel losschmetterten - mit dem Navigationssystem war irgendetwas vollkommen schiefgelaufen. Anstatt in den Weltraum davonzusausen, hatte er gespürt, wie der Flugwinkel die Kapsel in einem Bogen wieder aufwärts führte, wie sie herumschwenkte und an der Seite des Schiffs emporstieg. Er hatte oben durch das Sichtfenster geschaut …
    Und dann hatte er es über sich gesehen, das weit aufgerissene Maul der Andockbucht des Sternenzerstörers, das die Kapsel kopfüber verschlang, während sie weite) darauf zu zischte.
    Ein Traktorstrahl, dachte er, als der Schatten des Hangars ihn umschloss. Da hätten wir selbst mit repariertem Antrieb nicht weiterfliegen können: Wir wurden von einem Traktorstrahl festgehalten. Er entsann sich, gedacht zu haben, dass die Barkasse mit knapp über zweihundert Metern Länge zu groß war, um in den Hangar gezogen zu werden, doch es war möglich, dass der Zerstörer den Strahl aktiviert hatte, nachdem sie angedockt hatten, um das Gefängnisschiff an Ort und Stelle zu halten, während der Andockturm beide Schiffe miteinander verband. Bis die Techniker dahintergekommen wären, was los war, wäre es vermutlich bereits zu spät gewesen.
    Als die Kapsel in die Hangarbucht sauste, war er zur Seite geschleudert worden; dann geriet die Kapsel ins Trudeln und krachte mit brutaler Wucht aufs Deck. Sie sackte etwas ab, Metall kreischte über Metall, als wäre die Kapsel zwischen zwei größeren Objekten eingeklemmt, und dann wurden die Seiten nach innen gedrückt. Sartoris' Bein gab ein lautes, schmerzhaftes Knirschen von sich, als die Navigationstafel daraufstürzte. Alles wurde abrupt

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