Der Todeskreuzer
nach vorn gerissen. Sein Kopf ruckte vor und prallte mit dem Gesicht voran gegen irgendetwas.
Das Letzte, worauf er einen flüchtigen Blick erhaschte, bevor er das Bewusstsein verlor, war das Gesicht seines Vaters, der neben ihm lächelte.
Jetzt, wo er wieder zu Sinnen gekommen war, löste Sartoris die Schultergurte, nahm einen tiefen Atemzug und schob alle Zweifel beiseite. Er war am Leben, und das war alles, was zählte. Er schaltete das interne Verriegelungssystem auf manuell um, holte mit dem Bein aus und ließ es vorschnellen, um die Luke aufzutreten. Sie fiel aus den Angeln, trudelte durch die Luft und verschwand dann. Einen Moment später hörte er, wie sie weiter unten klappernd auf den Boden schlug.
Er steckte den Kopf hinaus und sah sich um. Die Kapsel war zwischen zwei anderen Schiffen eingekeilt, einem alten X-Flügler und einem umgekippten TIE-Jäger, der auf einem seiner Solarflügel lag. Zu seinem Glück war die Kapsel mit der Luke nach oben gelandet; andernfalls wäre er für immer hier drin eingesperrt gewesen, gefangen zwischen zwei Ikonen des galaktischen Machtkampfs. Der Gedanke daran, in der Kapsel zu verhungern, seine Schulter so lange gegen die Luke zu hämmern, bis er zu schwach war, um sich zu rühren, versagte es ihm, die Ironie eines solches Todes zu schätzen zu wissen.
Er ließ sich nach unten gleiten, sprang rüber auf den X-Flügler und blieb einen Augenblick stehen, bevor er sich runter zu Boden fallen ließ und sich im Hangar umschaute.
Der Hangar war genau so, wie er ihn in Erinnerung hatte, größtenteils verwahrlost, mit einer Handvoll gekaperter Schiffe, die an diesem Ende verstreut waren. Sartoris bewegte sich vorwärts, achtete auf seinen schmerzenden Knöchel, nahm sich Zeit, damit er nicht ausrutschte und die Sache noch schlimmer machte. Als er das letzte Mal hier durchmarschiert war, hatte er dem Rest des Enterkommandos befohlen, weiter vorzurücken, ohne sich hier eingehender umzuschauen, aber jetzt wanderte er mit dem scharfen Auge eines Mannes zwischen den Schiffen umher, der seine Möglichkeiten abwog. Damals, in seinen Anfangstagen, hatten sie sich aufgrund der hohen Sterblichkeitsrate über die Piloten lustig gemacht, die diese kleineren TIEs flogen - sie nannten sie Sargjockeys. Als Sartoris aufblickte, sah er, dass die Einstiegsluken und Kanzeln aufgerissen worden waren, zuweilen mit solcher Gewalt, dass sie bloß noch an ihren Angeln baumelten. Er fragte sich, ob sich diese speziellen Sargjockeys den Weg nach draußen freigekämpft hatten oder ob vielmehr irgendein unbekanntes Raubtier von draußen versucht hatte, zu ihnen reinzugelangen.
Was für ein Raubtier? Hier oben ist nichts, schon vergessen?
Wie als Antwort darauf hallte ein hoher, wilder Chor von Schreien durch den Hangar, um ein Loch in die Stille zu reißen. Das war so unerwartet, dass Sartoris tatsächlich zusammenzuckte und spürte, wie die Haut auf seinem Rücken zu kribbeln begann, bevor sich die Gänsehaut über seine Schultern und die Arme hinab ausbreitete. Mit einem Mal fühlte sich die Kopfhaut auf seinem Schädel zu straft gespannt an. Eine Sekunde lang stand er vollkommen aufrecht und reglos da, erfüllt von einem bleiernen Gefühl umfassenden, unvernünftigen Entsetzens, das sich in der Magengrube breitmachte, und sein Blick schweifte querdurch den Hangar, doch er konnte nichts erkennen.
Eine weitere Explosion verzerrter Schreie, lauter diesmal.
Geradewegs seiner Kindheit entsprungen, durchzuckte aus unerfindlichen Gründen eine weitere Erinnerung an seinen Vater seinen Geist: Der alte Mann, der mit den Lippen schmatzte - die Killersticks, diese verfluchten Todesstäbchen, hatten ihm stets einen trockenen Mund beschert. Sartoris hatte den feuchten, leisen, schmatzenden Laut niemals vergessen, den sein Vater von sich gab, wenn er in sein Zimmer schlüpfte, um ihm seine nächtliche Tracht Prügel zu verpassen.
»Reiß dich zusammen!«, murmelte er. Sein Herz hämmerte gegen die angeknacksten Rippen, ohne dass ihm überhaupt bewusst war, dass er laut sprach. »Sofort! Ich muss ...«
Dann ertönte der Schrei von Neuem, und dieses Mal schien es, als würde er von überall gleichzeitig ertönen. Der Schrei schwoll an und ab, hallte von den Hangarwänden wider wie ein Lebewesen auf der Jagd nach Futter.
Sartoris wirbelte herum, jetzt kurz davor, selbst zu schreien. Er konnte nichts sehen. Die Schreie - jetzt waren es mehrere, ein zyklonartiger Aufschrei der Wut - wurden immer lauter,
Weitere Kostenlose Bücher