Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
gesehen.«
»Sie sagten, Sie hätten mit diesem Fall von Menschenschmuggel zu tun gehabt, an dem auch Vargas beteiligt gewesen sein soll.«
»Ja. Ich war neunundsiebzig bei einer Sondereinheit, im Team von Daniel Haliburton.« AD Jones schüttelt den Kopf. »Haliburton war eine Institution hier in Los Angeles. Ein Dinosaurier, und ein großartiger Ermittler. Ein zäher Knochen. Ich war neu, gerade erst seit zwei Jahren aus der Akademie. Es war ein ziemlich übler Fall. Richtig schlimme Geschichte. Ich war aufgeregt. Sie wissen ja, wie das ist.«
»Ja, Sir.«
»Die Sitte hatte eine Zunahme bei minderjährigen Prostituierten und Kinderpornographie entdeckt. Natürlich war das ein ständiges Problem, aber diese Geschichte war anders. Die Sitte fand heraus, dass viele der Kinder Gemeinsamkeiten aufwiesen.«
»Lassen Sie mich raten«, sagt Callie. »Narben an den Fußsohlen.«
»Das war eine davon. Die andere Gemeinsamkeit war, dass keines der Kinder aus den Vereinigten Staaten kam. Sie stammten hauptsächlich aus Südamerika, einige waren Europäer. Wir nahmen an, dass die Europäer durch Südamerika geschleust und dann in die Staaten gebracht wurden.«
Er verstummt und blickt geistesabwesend in die Vergangenheit.
»Die meisten Opfer waren Mädchen, doch es waren auch ein paar Jungen darunter. Die Kinder waren zwischen sieben und dreizehn Jahre alt, keines war älter. Alle waren ineinem schlimmen Zustand, sehr schlimm. Viele litten unter Geschlechtskrankheiten, nicht verheilten Rissen im Vaginal- und Analbereich …« Er winkt mit der Hand. »Sie wissen, wovon ich rede. Es genügt zu sagen, dass es die Art von Fall gewesen ist, die Eindruck bei den Leuten hinterlässt.«
»Das einzig Gute an Pädophilen ist«, sage ich, »dass sie von allen gehasst werden.«
»Ja. Jedenfalls, das LAPD rief uns hinzu. Es ging niemandem um Ruhm oder PR oder um irgendwelches Karrieregerangel. Wir bildeten eine Spezialeinheit, das LAPD ebenfalls, und wir hatten eine umfassende Presse.« Ein schwaches Lächeln. »Damals bedeutete das etwas anderes als heutzutage. Die Ethikdebatte bei den Strafverfolgungsbehörden war noch nicht entbrannt.«
»Ich nehme an, Sie wollen damit sagen, dass die Verdächtigen – rein hypothetisch natürlich – auf sehr aggressive Weise befragt wurden.«
Sein Lächeln ist grimmig. »So könnte man es ausdrücken. ›Patient erscheint mit unerklärlichen Blutergüssen.‹ So was in der Art. Nicht mein Ding.« Er zuckt die Schultern. »Doch Haliburton und seine Leute stammten noch aus einer anderen Zeit. Jedenfalls, die Menschenschmuggler waren eine gerissene Bande. Nur ein einziger Kontakt zwischen Verkäufer und käufer, und das Geld wechselte den Besitzer, dann das Kind. Ende der Geschichte.«
»Über wie viele Kinder reden wir?«, frage ich.
»Fünf. Drei Mädchen, zwei Jungen. Nicht lange, nachdem wir sie in Schutzhaft genommen hatten, ging die Zahl auf zwei und eins zurück.«
»Wieso?«
»Einer der Jungen und eins der Mädchen begingen Selbstmord. Wir hatten jedenfalls die Kinder«, fährt er fort, und ich merke, dass er schnell über diese Tragödie hinwegwill. »Und wir hatten auch den Abschaum, der sie gekauft hatte. Eines vonden Mädchen und ein Junge gehörten einem Zuhälter, einem Dreckskerl namens Leroy Perkins. Das Schwein hatte eine Seele wie ein Block Trockeneis. Er selbst stand nicht auf Kinder. Er war nur auf das Geld scharf, das sie ihm einbrachten.«
»Das erscheint mir beinahe noch schlimmer«, sage ich.
»Das zweite Mädchen gehörte einem Perversen, der Kinder mochte . Er hat ein bisschen Geld nebenher gemacht, indem er filmte, wie er sie vögelte, und die Aufnahmen an gleichgesinnte Kindervergewaltiger verkaufte. Sein Name war Tommy O’Dell.
Eine gewisse Gruppe Cops und FBI-Agenten setzten Tommy und Leroy hart zu. Verdammt hart. Die beiden wollten nicht singen. Wir drohten ihnen, sie in ein gewöhnliches Gefängnis zu stecken und den anderen Gefangenen zu verraten, wer und was sie waren. Ich dachte, Tommy O’Dell würde schlappmachen. Er war ein Wurm. Aber er redete nicht. Leroy blieb von Anfang an hart. Irgendwann sagt er zu Haliburton: ›Wenn ich auspacke, dauert mein Tod Wochen. Und wenn ich tot bin, bringen sie meine Schwester um, und meine Mutter … verdammt, sie bringen sogar meine Topfpflanzen um. Da gehe ich lieber das Risiko ein und wandere in den knast.‹«
»Hört sich an, als hätte er es mit furchteinflößenden Leuten zu tun gehabt«, sagt
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