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Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Todeskünstler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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Langstrom gekommen.«
    »Das sagten Sie bereits. Kommen Sie zur Sache oder verschwinden Sie wieder.«
    »Blind und unleidlich«, stellt Callie fest.
    Ich werfe ihr einen zornigen Blick zu. Ich bin entsetzt, doch ich hätte es besser wissen müssen. Callie ist ohne jeden Zweifel die absolute Meisterin, wenn es darum geht, jede Art von Eis zu brechen. Sie hat Cathy eingeschätzt und ist eher als ich zu dem Schluss gekommen, dass sie vor allem anderen wie ein normaler Mensch behandelt werden möchte. Cathy hat sich absichtlich grob benommen und uns provoziert – sie wollte herausfinden, ob wir sie mit Samthandschuhen anfassen oder nicht.
    Jetzt lächelt sie Callie an. »Tut mir leid. Ich bin es satt, von allen Leuten wie ein krüppel behandelt zu werden, selbst wenn die Blindheit mich tatsächlich ein wenig behindert. Ich habe herausgefunden, dass sich das Spielfeld am schnellsten leert, wenn ich die Leute vor den Kopf stoße.« Das Lächeln verschwindet. »Bitte erzählen Sie mir von Sarah.«
    Ich berichte ihr vom Mord an den Kingsleys und von Sarahs Tagebuch. Ich erzähle vom Künstler und davon, wie weit wir mit unserer Analyse dieses Mannes sind. Cathy sitzt da und lauscht aufmerksam.
    Als ich fertig bin, lehnt sie sich zurück und dreht den Kopf zum Fenster in der Küche. Ich frage mich, ob es eine unbewusste Geste ist aus der Zeit, als sie noch sehen konnte.
    »Also hat er endlich sein Gesicht gezeigt«, murmelt sie. »Sozusagen.«
    »Es scheint so«, sagt Callie.
    »Das ist das erste Mal«, sagt Cathy und schüttelt den Kopf. »Er hat sich nie gezeigt, solange ich noch bei den Cops war. Weder bei den Langstroms noch später bei den anderen. Nicht einmal bei mir.«
    Ich runzle die Stirn. »Ich verstehe nicht. Er hat Ihnen das angetan – was meinen Sie damit, dass er sich Ihnen nicht gezeigt hat?«
    Cathys Lächeln ist humorlos und bitter. »Weil er dafür gesorgt hat, dass ich den Mund halte. Das ist das Gleiche, als würde er sich nicht zeigen, oder?«
    »Wie hat er das angestellt?«
    »Wie er es immer macht. Er benutzt die Dinge, die einem lieb und teuer sind. Für mich war es Sarah. Er sagte wortwörtlich, dass ich den Mund halten soll, oder er würde Sarah das Gleiche antun, was er nun mir antun würde.« Sie schneidet eine Grimasse, eine Mischung aus Wut, Angst und erinnertem Schmerz. »Dann schlug er mich … oh Gott, und wie er mich schlug. Ich durfte niemals zulassen, dass er Sarah so zurichtet. Also biss ich die Zähne zusammen und schwieg, tat genau das, was er von mir wollte. Und …« Sie verstummt.
    »Was?«, bohre ich nach.
    »Deshalb sind Sie hier, nicht wahr? Sie wollen wissen, warum er mich am Leben gelassen hat. Nun, das ist einer der Gründe, weshalb ich den Mund gehalten habe. Weil ich am Leben geblieben bin. Weil ich Angst hatte. Nicht um mich, sondern um Sarah. Er hat gesagt, wenn ich nicht tue, was er von mir verlangt, nimmt er sich Sarah vor, und dann kommt er zu mir zurück.« Ihre Lippen beben.
    »Ich verstehe, Cathy. Ich verstehe Sie nur zu gut.«
    Cathy verzieht den Mund und verbirgt das Gesicht in den Händen. Ihre Schultern beben, doch nicht lange und nicht sehrviel. Es ist ein stummes Weinen, ein Sommergewitter, heftig, aber kurz.
    »Tut mir leid«, sagt sie und hebt den Kopf. »Ich weiß nicht, warum es mir überhaupt etwas ausmacht. Ich kann nicht einmal mehr richtig weinen, wissen Sie? Zusammen mit den Augen wurden auch meine Tränenkanäle zerstört.«
    »Tränen sind nicht das Entscheidende«, sage ich. Meine Worte kommen mir wie eine hohle Phrase vor, noch während ich sie ausspreche.
    Wer bist du? Die Briefkastentante?
    Cathy fixiert mich aus blicklosen Augen. Ich kann die Augen durch das schwarze Glas der Sonnenbrille nicht erkennen, doch ich kann ihre Blicke spüren. »Sie sind das«, sagt sie. »Ich habe von Ihnen gehört. Sie sind die Agentin, die ihre Familie verloren hat. Die vergewaltigt und der das Gesicht zerschnitten wurde.«
    »Ja.«
    Obwohl sie blind ist, durchbohrt mich ihr Blick.
    »Es gibt einen Grund.«
    »Bitte?«
    »Dass er mich nicht getötet hat. Es gibt einen Grund. Aber dazu kommen wir später. Stellen Sie mir zuerst Ihre Fragen. Was wollen Sie wissen?«
    Am liebsten würde ich sie mit Fragen bestürmen, aber das darf ich nicht. Ungeduld und ein zeitliches Durcheinander der Ereignisse wären kontraproduktiv.
    Wir berichten von den Morden an den Langstroms, erzählen ihr, was wir in Sarahs Tagebuch gelesen haben.
    »Sehr akkurat«, bestätigt sie uns.

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