Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
Watson.«
Desiree lachte. »Wachtel Watson. Das gefällt mir.«
Sarah kicherte.
»Und?«, fragte Desiree. »Besser jetzt?«
»Besser«, antwortete Sarah.
Vielleicht , dachte sie.
»Gut. Nachdem wir das geklärt hätten, möchte ich dir jemanden vorstellen. Ich habe ihn hinten im Garten versteckt, während Miss … äh, Wachtel Watson hier war, aber ich möchte, dass du ihn kennenlernst. Du wirst ihn sicher mögen.«
Sarah war verwirrt. War Desiree vielleicht doch nicht ganz richtig im Kopf? Was redete sie da für einen Unsinn?
»Okay.«
»Er heißt Pumpkin. Du brauchst keine Angst zu haben, er tut nichts.«
Desiree ging zu der Glasschiebetür, die in den Garten führte, öffnete sie und stieß einen Pfiff aus.
»Hey, Pumpkin! Du darfst jetzt reinkommen!«
Ein wildes »Wuff!« ertönte.
Ein Hund!
Glückseligkeit durchströmte Sarah.
Pumpkin erschien an der Tür, und Sarah begriff den Grundfür diesen Namen. Der Kopf des Tiers war riesig. Unglaublich groß, wie ein Kürbis.
Es war ein kaffeebrauner Pitbull, und er sah lächerlich und furchtbar zugleich aus, mit seinen schlabbernden Lefzen, der heraushängenden Zunge und dem übergroßen Kopf. Er rannte zu Desiree, blickte zu ihr auf und sagte: »Wuff!«
Desiree lächelte und beugte sich vor, um das Tier zu tätscheln. »Hallo, Pumpkin. Wir haben Besuch. Ein Mädchen. Sie heißt Sarah, und sie bleibt bei uns.«
Der Hund legte den Kopf auf die Seite. Er spürte, dass seine Besitzerin mit ihm sprach, doch er verstand kein Wort.
Sarah erhob sich von der Couch. Bei dem Geräusch wendete sich Pumpkin um.
»Wuff!«
Der Hund sprang zu ihr. Sarah hätte es mit der Angst bekommen, hätte Pumpkin nicht in der universalen Geste von Hundeglück mit dem Schwanz gewedelt. Er prallte mit seinem massigen Schädel gegen sie und machte sich gleich daran, die ihm dargebotene Hand zu lecken und mit Sabber zu überziehen.
Sarah kicherte. »Igitt!« Sie tätschelte den Pitbull, der sich hinsetzte und grinste. »Du siehst total bekloppt aus für einen Hund, Pumpkin«, sagte sie.
»Ich habe ihn vor acht Jahren aus einer Bar gerettet«, erzählte Desiree. »Es war in meinen jüngeren Tagen, und ich war nicht immer so schlau. Ich bemerkte eine Gruppe von Motorradfahrern an einem Pool-Tisch, die laut lachten und lärmten, und als ich zu ihnen ging, um zu sehen, was sie machten, war Pumpkin dort. Er war ein kleiner Welpe, doch sie hatten ihn auf den Billardtisch gesetzt und schossen mit Billardkugeln auf ihn. Er hatte schreckliche Angst und winselte jämmerlich.«
»Wie gemein!«
»Genau das dachte ich auch. Ich habe die Kerle angeschnauzt und hätte mich wahrscheinlich auf sie gestürzt – was dummgewesen wäre –, doch meine Freundin packte mich am Arm und zog mich weg. Ich war trotzdem stinkwütend und betrank mich, und ich weiß nicht, wie es passiert ist, doch als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag Pumpkin neben mir im Bett.«
Sarah tätschelte das Tier, während sie der eigenartigen Geschichte der Frau lauschte. Irgendetwas rührte sich in ihr. Erschrocken stellte sie fest, dass ihr Tränen über die Wangen rannen.
»Was ist los, Sarah?«
Desiree besaß ein feines Gespür für andere Menschen. Sie versuchte nicht näher zu kommen und Sarah in die Arme zu nehmen.
Sarah wischte sich wütend über die Augen.
»Wir … wir hatten auch Hunde, und meiner Mom hätte die Geschichte von Pumpkin bestimmt gefallen …« Sie setzte sich elend auf das Sofa. »Entschuldigung. Ich bin normalerweise keine Heulsuse.«
Pumpkin legte den Kopf in ihren Schoß und blickte zu ihr auf, als wollte er sagen: »Tut mir leid, wenn du dich mies fühlst, aber kannst du trotzdem mit dem Streicheln weitermachen?«
»Es ist nicht schlimm, zu weinen, wenn man traurig ist, Sarah.«
Sarah schaute Desiree an. »Und wenn man immerzu traurig ist? Dann würde man nie aufhören zu weinen.«
Ihr wurde bewusst, dass sie etwas Falsches gesagt hatte, als sie den Schmerz in Desirees Gesicht sah. Dann begriff sie.
Sie ist wegen mir so traurig.
Sarah mochte altklug sein und frühreif und geprägt von schlechten Erfahrungen, doch ein komplizierter Mensch war sie nicht; dazu war sie zu jung. Ihre inneren Mauern hatten Risse entwickelt, die zu Spalten aufgebrochen waren. Der Damm war zwar längst noch nicht gebrochen, doch die Tränen wollten nicht versiegen. Sie verbarg das Gesicht in den Händen und weinte.
Desiree setzte sich zu Sarah auf die Couch, war aber klug genug, die Hände von ihr zu
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