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Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Todeskünstler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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nicht.«
    Keine Sorge. Die alte Wachtel Watson will mich sowieso nur so schnell wie möglich hier abliefern und dann wieder verschwinden.
    »Haben Sie noch Fragen, Desiree?«, erkundigte sich Ms. Watson.
    »Nein, Ms. Watson. Ich glaube nicht.«
    Die Frau von der Fürsorge nickte und erhob sich. »Dann gehe ich jetzt. Ich werde mich in einem Monat wieder bei Ihnen melden.« Sie wandte sich zu Sarah. »Sei artig, Sarah, hörst du? Tu, was Mrs. Smith dir sagt.«
    »Ja, Ms. Watson«, antwortete Sarah artig und unterwürfig.
    Verschwinde endlich, du alte Wachtel!
    Sie wartete auf der Couch, während Desiree Ms. Watson zur Tür brachte und sie verabschiedete. Die Haustür schloss sich, und Desiree kam zurück ins Wohnzimmer und ließ sich neben Sarah aufs Sofa fallen.
    »Puh! Ich bin froh, dass es vorbei ist! Ich war vielleicht nervös!«
    Sarah starrte sie neugierig an. »Warum?«
    »Wir hatten noch nie ein Pflegekind, Sarah, und wir haben es uns sehr gewünscht. Ms. Watson war die letzte Hürde. Sie hat sich gründlich umgesehen, bevor sie dich zu uns gebracht hat.«
    »Warum ist es so wichtig für Sie?«
    »Nun, es kommt vor, dass Ned lange unterwegs ist. Er ist auch öfters zu Hause, aber manchmal hat er eine weite Tour, und dann ist er zwei Wochen am Stück weg. Ich arbeite von zu Hause aus als Reisevermittlerin, aber es ist einsam. Ned und ich mögen Kinder, und da erschien es uns logisch, ein Pflegekind zu uns zu nehmen, verstehst du?«
    Sarah nickte. Sie deutete auf ein Foto an der Wand. »Ist das Ned?«
    Desiree lächelte. »Ja. Du wirst ihn mögen, Sarah. Er ist ein wunderbarer Mann. Ned ist einfach nur lieb.«
    Das sagst du.
    Sarah deutete auf ein weiteres Foto, das ihr aufgefallen war. Es zeigte Ned und Desiree mit einem Baby. »Wer ist das?«
    Desirees Lächeln wurde traurig. Es war jener Schmerz, der allgegenwärtig war, ohne unerträglich zu sein. Irgendeine schlimme Geschichte hatte ihre Seele verdunkelt, ohne sie zu zerbrechen.
    »Das war unsere Tochter Diana. Sie ist vor fünf Jahren gestorben, als sie gerade ein Jahr alt war.«
    »Wie ist sie gestorben?«
    »Sie wurde mit einem Herzfehler geboren.«
    Sarah betrachtete das Foto, während sie überlegte.
    Kannst du ihr vertrauen? Sie scheint nett zu sein. Aber vielleicht ist es ja nur ein Trick.
    Sarah war acht Jahre alt, doch ihre Erfahrungen bei den Parkers, gefolgt von den beiden Jahren im Heim, hatten sie eine wichtige Lektion gelehrt: Vertrau niemandem. Sie betrachtete sich selbst als hart und kalt. Eine Gefangene, mit höhnischem Grinsen im Gesicht.
    In Wahrheit jedoch war sie erst acht und sehnte sich danach, dass die Wärme in dieser Frau echt war. Sie wünschte es sich mit einer solchen Inbrunst, dass sie Herzklopfen bekam.
    »Vermissen Sie sie?«, fragte Sarah.
    Desiree nickte. »Jeden Tag. Jede Minute.«
    Sarah beobachtete die Augen der Frau, suchte nach Lügen. Doch sie erkannte nichts außer einem Meer von Trauer, durchbrochen von einem vagen Hoffnungsschimmer.
    »Meine Eltern sind tot«, sprudelte sie hervor, ohne es zu wollen.
    Das Meer aus Trauer verwandelte sich in Mitgefühl. »Ich weiß, kleines. Und ich weiß auch, was bei den Parkers passiert ist.« Desiree blickte zu Boden, schien nach den geeigneten Worten zu suchen. »Ich möchte, dass du etwas weißt, Sarah«, sagte sie dann. »Du wirst manchmal vielleicht denken, dass ich nicht weiß, wie böse die Welt sein kann. Trotz allem, was ich durchgemacht habe, trotz Dianas Tod bin ich eine Optimistin geblieben. Ich versuche immer, das Gute in allen Dingen zu sehen. Aber das bedeutet nicht, dass ich ein Dummkopf bin. Ich weiß sehr wohl, dass das Böse existiert. Ich weiß auch, dass du viel zu viel davon gesehen hast. Ich will dir damit sagen … hier bist du in Sicherheit.«
    Hoffnung wallte in Sarah auf, nur um gleich wieder von einer Woge aus Zynismus begraben zu werden.
    »Beweisen Sie’s«, sagte sie.
    Desirees Augen weiteten sich vor Erstaunen. »Oh … nunja.« Sie nickte. »Wie du meinst.« Sie lächelte. »Was hältst du beispielsweise davon? Ich weiß, dass Karen Watson kein netter Mensch ist.«
    Nun war das Erstaunen auf Sarahs Seite. »Das wissen Sie?«
    »Ja. Sie schauspielert gut, aber ich habe sie beobachtet. Ich habe gesehen, wie sie dich angeschaut hat. Du bist ihr völlig egal, habe ich recht?«
    Sarah schnitt eine finstere Grimasse. »Der ist jeder egal. Die interessiert sich nur für sich. Wissen Sie, wie ich sie bei mir nenne?«
    »Wie?«
    »Alte Wachtel

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