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Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Todeskünstler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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perfekten Note, gespielt auf einer alten, kostbaren Violine.
    Es war ein unglaublicher Ton, ein umfassender Ausdruck all der Dinge, die das Herz enthalten konnte, und man konnte den Klang der Violine nur im Traum hören. Sarah wusste nicht, wer sie spielte, und es war ihr auch egal. Sie sah in die Augen ihres Vaters und lächelte, und er erwiderte den Blick und lächelte ebenfalls, und der Ton verwandelte sich in den Wind und die Sonne und den Regen.
    Die Musik endete, als ihr Vater sprach. Man kann nicht sprechen und zugleich den Ton hören. Er muss für sich allein in der Luft schweben.
    »Hast du das gehört, Sarah?«, fragte ihr Dad.
    »Was, Daddy?«
    »Es klingt wie … Knurren.«
    Sarah runzelte die Stirn. »Knurren?« Sie legte den Kopf zur Seite und spitzte die Ohren, und tatsächlich, jetzt hörte sie es auch, ein dumpfes Rumpeln, wie ein schwerer Motor, im Leerlauf vor einer Ampel. »Was bedeutet das, Daddy?«
    Doch er war verschwunden, zusammen mit dem Wind und der Sonne und dem Regen. Kein Lächeln mehr für den Augenblick. Nur dunkle Wolken und Donner. Sarah blickte in ihrem Traum zum Himmel hinauf, und die Wolken grollten, lauter und lauter, so laut, dass es ihr unter die Haut ging und …
    Sarah erwachte neben Pumpkin, der auf dem Bett saß, zur Zimmertür starrte und knurrte. Sie streichelte den großen Kopf des Hundes.
    »Was ist denn, Pumpkin?«
    Die Ohren des Tieres zuckten beim Klang ihrer Stimme, doch sein Blick blieb unverwandt auf die Tür gerichtet. Das Knurren wurde lauter, warnender, kündigte ein unmittelbar bevorstehendes wütendes Bellen an.
    Das Geräusch, das Sarah dann hörte, sandte die Kälte des Weltalls durch ihren Körper. Eine Kälte, die sie bei der ersten Berührung erstarren ließ, die sämtliche Wärme aus ihr vertrieb und sie in einen Gletscher verwandelte.
    »Ich habe noch nie ein wildes Tier gesehen, das sich selbst bemitleidet hat«, sagte eine Stimme.
    Die Tür zu Sarahs Zimmer flog auf.
    Pumpkin bellte.
    »Alles Gute zum Geburtstag, Sarah.«

    Ich habe mich gezwungen, alles aufzuschreiben, was mit meiner Mom und meinem Dad passiert ist. Sie haben es verdient, dass jemand die Wahrheit sagt. Mit ihnen f ing schließlich alles an.
    Bei Ned und Desiree kann ich es nicht. Ich kann es einfach nicht. Nicht mal in der dritten Person. Es reicht, wenn Sie erfahren, wer sie waren, was für Menschen sie waren, wie gut und wie gütig.
    Er brachte sie um, mehr müssen Sie nicht wissen. Er erschoss Ned, und er schlug Desiree vor meinen Augen tot, und das alles nur, weil ich sie liebte und weil sie mich liebten und weil mein Schmerz seine Gerechtigkeit ist, was immer das bedeutet.
    Wenn Sie wirklich wissen wollen, wie es sich angefühlt hat, dann tun Sie Folgendes: Denken Sie an etwas Schreckliches – das Schlimmste, das Sie sich vorstellen können, zum Beispiel ein Baby über einem offenen Feuer zu grillen –, und dann kichern Sie darüber. Machen Sie sich bewusst, was Sie getan haben, worüber Sie kichern, was Sie empf inden, und Sie bekommen eine leise Ahnung, wie ich mich gefühlt habe.
    Er hat es getan, um eine große Schwärze in mir aufzureißen. Um meine Hoffnung zu töten und mir zu zeigen, wie gefährlich es ist, jemanden zu lieben. Es hat funktioniert. Für einen Moment, so lange, wie ich bei Ned und Desiree war, glaubte ich, dass ich vielleicht ein Teil ihrer Familie werden könnte. Seit damals habe ich nie wieder so etwas gefühlt.
    O Gott, Desiree hat sich gewehrt! Sie hat sich verzweifelt gewehrt. Sie hat für mich gekämpft, auch wenn es ihr nicht geholfen hat.
    Mein Gott, mein Gott …
    Nein. Ich sollte aufhören, von Gott zu schreiben. Denn eines habe ich mit Bestimmtheit gelernt in jener Nacht.
    Es gibt keinen Gott.
    Der Künstler brachte Ned und Desiree um, und ich musste dabei zusehen. Ich starb mit ihnen, doch ich starb eigentlich nicht, nicht körperlich. Ich lebte und wünschte mir, ich wäre tot, doch das Leben ging weiter und ich tat das Einzige, das mir noch geblieben war.
    Ich rief Cathy Jones an.
    Ich rief sie an, und sie kam. Sie war die Einzige, die immer kam. Sie glaubte mir, auch nach jener Nacht. Sie war die Einzige, die mir jemals glaubte.
    Ich liebe Cathy. Ich werde sie immer lieben. Sie hat getan, was sie konnte.

KAPITEL 45
    »Du bringst Unglück, Prinzessin«, sagt Karen Watson, als sie mit Sarah von Desiree und Ned wegfuhr. »Manche Leute haben Pech. Du bringst den Leuten Pech.«
    »Vielleicht habe ich ja eines Tages Glück und bringe Ihnen

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