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Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Todeskünstler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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Straße. Ihre rechte Wange ist schmutzig. An ihrem Hals sehe ich einen getrockneten Blutfleck.
    »Es ist ein eigenartiges Gefühl«, sagt sie, als würde sie spüren, dass ich sie beobachte. »Loszufahren, während alle anderen zurückbleiben, meine ich.«
    »Ich weiß. Sie kommen zurecht. Wir müssen unsere Aufgabe erledigen.«
    »Es stört mich trotzdem.«
    »Mich auch«, gestehe ich.

    Wir kommen ohne Probleme durch. Kurz nachdem wir in Moorpark vom Freeway abgebogen sind, betreten wir Gibbs’ Büro. Der Anwalt reißt die Augen auf; sein Unterkiefer sinkt herab.
    »Was ist denn mit Ihnen beiden passiert?«, fragt er.
    »Sie werden es aus den Nachrichten erfahren«, antworte ich und halte ihm die richterliche Vorladung hin. »Das hier ist für Sie.«
    Er mustert uns noch einen Moment; dann öffnet er den Briefumschlag und liest den Inhalt der Vorladung.
    »Es geht lediglich um die Identität des Stifters«, stellt er fest.
    »Mehr brauchen wir nicht«, sage ich.
    »Nun, das sind gute Neuigkeiten.«
    Gibbs wirkt erleichtert. Er öffnet eine Schreibtischschublade, zieht eine dünne Akte hervor und lässt sie auf den Schreibtisch fallen.
    »Das ist eine Kopie des unterzeichneten Stiftungsvertrages sowie eine Kopie seines Führerscheins«, sagt er und lächelt. »Sie haben sich gut beraten lassen«, fügt er hinzu. »Ich hätte Einspruch erhoben, wenn Sie mich zu Auskünften über die Stiftung vorgeladen hätten, aber die Identität des Stifters?« Er zuckt die Schultern. »Es gibt genügend Präzedenzfälle.«
    Mein Lächeln ist oberflächlich. Ich ziehe die Akte zu mirund schlage sie auf. Die erste Seite ist ein maschinegeschriebener Vertrag. Er beinhaltet Gebühren, Dienstleistungen, Zahlungsmodalitäten und Verpflichtungen der Partner. Ich überfliege den Vertrag bis zum unteren Rand auf der Suche nach dem, was mich wirklich interessiert.
    »Gustavo Cabrera«, lese ich laut.
    Ein Name, endlich. Der Name des Künstlers?
    Vielleicht.
    Ich blättere um. Was ich auf der nächsten Seite sehe, ist ein Schock und doch wieder nicht – eine beunruhigende Kombination. Mir läuft eine Gänsehaut über den Rücken.
    »Smoky?«
    Ich zeige auf das Blatt. Callie sieht hin. Macht schmale Augen.
    Die Farbkopie von Cabreras Führerschein ist klar und deutlich. Wir erkennen den Mann auf dem Foto sofort.
    Es ist der Latino aus der Lobby.
    »Heilige Scheiße«, murmle ich.
    Ist das wirklich eine so große Überraschung?
    Nein, eigentlich nicht.
    Ich kämpfe gegen das impulsive Verlangen, aus Gibbs’ Büro zu stürmen. Alles in mir schreit nach Bewegung; dann aber kommt mir die Unterhaltung mit James in den Sinn.
    Das ist der gefährlichste Teil, wird mir bewusst. Wir sind angekommen. Er weiß, dass wir da sind, und er wollte uns hier haben. Wenn wir jetzt die Schritte unternehmen, mit denen er rechnet – was sind die Konsequenzen? Er hat seine Absicht bereits klargemacht, mit Granaten und Kugeln. Er will eine Feuersbrunst entfesseln, ein Armageddon.
    Wie können wir das verhindern?
    Und was ist mit der anderen Sache, die mir die ganze Zeit durch den Kopf geht? Die auch James stört, und die auch er nicht zu benennen vermag?
    »Danke«, sage ich zu Gibbs. »Wir müssen jetzt gehen.«
    »Sie geben mir Bescheid?«, fragt er. »Falls es Auswirkungen auf die Stiftung als solche hat?«
    »Machen wir.«

    »Wer ist er?« Ich telefoniere mit Barry.
    »Gustavo Cabrera. Achtunddreißig Jahre alt. Kam 1991 aus Mittelamerika in die Vereinigten Staaten. Wurde 1997 eingebürgert. Das ist alles ziemlich uninteressant. Interessant ist allerdings, dass er sich ein großes Haus mit einem riesigen Grundstück gekauft hat, ohne dass es Hinweise gibt, dass Cabrera einer geregelten Arbeit nachgeht. Und es gab Gerüchte, dass er Waffen hortet.«
    »Wozu? Für eine Miliz?«
    »Vielleicht ist er Waffennarr. Es wurde sowieso nichts gefunden. Der Informant, von dem der Tipp kam, galt im Allgemeinen als unzuverlässig, und er starb einige Zeit später an einer Überdosis Drogen. Es gibt noch zwei weitere Informationsschnipsel. Beide sind vertraulich – persönliche medizinische Informationen –, doch irgendjemand hat es herausgefunden und eine Aktennotiz gemacht. Erstens: Cabrera ist HIV-positiv.«
    »Tatsache?«
    »Ja.«
    »Und die zweite Information?«
    »Der Arzt hat festgestellt, dass Cabrera irgendwann gefoltert wurde. Narben von Peitschenhieben auf dem Gesäß und – aufgepasst – auf den Fußsohlen.«
    »Heilige Scheiße!«, ruft Barry. »Sonst

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