Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
im Anschlag, die Augen weit aufgerissen, die Lippen zusammengepresst. Kirby wird nicht langsamer, sie springt ihn an, statt von ihm weg und in Deckung zu huschen. Sie zwingt seine Waffe nach oben, als er feuert. Einschusslöcher erscheinen in der Decke. Staub wirbelt, Putz fliegt umher. Ich habe die Pistole oben und bewege mich hin und her, suche nach einer Gelegenheit zum Schuss, während die beiden miteinander kämpfen.
»Verdammt, Kirby!«, schreie ich. »Verschwinde aus meiner Schusslinie!«
Meine Stimme klingt dumpf unter der Maske und geht unter im menschengemachten Donnern draußen.
Kirby reißt mit der anderen Hand die eigene Waffe hoch. Cabrera lässt das M-16 fallen und schlägt mit der Handkante auf Kirbys Gelenk, während er mit der anderen nach ihrer Kehle zielt. Sie blockt den Schlag zum Hals ab, verliert dabei jedoch die Waffe. Cabreras Augen sind rot vom Tränengas, und er hustet, doch er kämpft verbissen.
»Scheiße!«, fluche ich, während ich hierhin und dorthin springe, mit hämmerndem Herzen, pochendem Schädel und immer noch trockenen Händen, auf der Suche nach einer Schussmöglichkeit.
Kirby versucht, Cabrera einen Tritt zwischen die Beine zu verpassen, doch er dreht ein Bein nach innen und fängt den Tritt mit dem Oberschenkel ab. Gleichzeitig gelingt es ihm, Kirby mit dem Handrücken eine Ohrfeige gegen die Maske zu versetzen. Ihr Kopf wird zur Seite gerissen, und sie taumelt nach hinten.
Die Zeit scheint zu erstarren.
Endlich!
Dank Kirbys Stolpern habe ich freies Schussfeld, und ich jage Cabrera eine Kugel in die Schulter.
Er stöhnt auf, fällt auf ein Knie. Kirby springt vor und rammtihm die Faust ins Gesicht, einmal, zweimal, dreimal, und dann ist sie hinter ihm, während er Mühe hat, auf den Beinen zu bleiben, und nimmt ihn in einen Würgegriff.
Er zerrt an Kirbys Armen, doch es ist zu spät. Er verdreht die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen ist. Sie lässt los und stößt ihn von sich, sodass er auf dem Bauch landet. Dann zerrt sie zwei Plastikfesseln hervor und fesselt seine Gelenke.
Es ist vorbei, so schnell, wie es angefangen hat.
»Feuer einstellen, Jungs«, sagt Kirby. Die Maske verleiht ihrer Stimme ein unwirkliches Echo. »Wir haben ihn.«
Meine Hände schwitzen.
KAPITEL 58
Gustavo Cabrera sitzt auf einem Stuhl und starrt uns an. Seine Schulter wurde inzwischen versorgt. Seine Hände liegen gefesselt in seinem Schoß, nicht mehr auf seinem Rücken. Er hätte Grund, ängstlich und verunsichert zu sein, doch er macht den Eindruck eines Mannes, der mit sich selbst im Reinen ist. Seine Augen sind wegen der Tränengasreizung behandelt worden, und abschätzend starrt er Alan an.
Alan beginnt auf die liebenswürdige Tour, aber das täuscht. Wenn es darum geht, jemanden zu verhören, ist Alan wie ein Hai. Ein Wolf im Schafspelz. Er neigt den Kopf zur Seite, mustert Cabrera. Wartet.
»Ich lege ein Geständnis ab«, sagt Cabrera schließlich. »Ich sage Ihnen alles. Ich werde Ihnen auch sagen, wo Sie die Geiseln finden.«
Seine Stimme ist sanft, leise, beinahe ehrfurchtsvoll.
Alan tippt mit dem Finger an seine Lippen, während er nachdenkt. In einer plötzlichen Bewegung springt er auf, beugt sich vor und richtet den Zeigefinger auf Cabrera. Seine Stimme ist laut und zornig.
»Mr. Cabrera, wir wissen, dass Sie nicht der Mann sind, den wir suchen.«
Die Zufriedenheit in Cabreras Augen weicht einem Ausdruck des Erschreckens. Er öffnet den Mund, schließt ihn, öffnet ihn erneut. Er braucht einen Moment, bis er sich wieder unter Kontrolle hat. Dann presst er die Lippen zusammen. Seine Augen blicken traurig und entschlossen zugleich.
»Tut mir leid, aber ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
Alan lacht bellend auf. Es ist ein irres, bedrohliches Lachen. Unheimlich. Ich wäre besorgt, wüsste ich nicht, dass alles nur gespielt ist. Er setzt sich genauso unvermittelt wieder, wie er aufgestanden ist, und beugt sich vor. Entspannt, wie jemand, der ein Schwätzchen halten will. Er lächelt und droht Cabrera verspielt mit dem Zeigefinger: »Böser Hund.« Oder: »Verarsch mich nicht, Freundchen, ich kann auch anders.«
»Hören Sie«, sagt er. »Ich habe einen Zeugen. Wir wissen, dass Sie nicht die Person sind, die wir suchen. Daran besteht kein Zweifel. Die einzige Frage ist – warum haben Sie für diesen Mann gearbeitet?« Alans Stimme ist leise und glatt wie Sirup auf Pfannkuchen. Dann, urplötzlich, ein markerschütterndes Gebrüll: »Verdammt noch mal, mach das
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