Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
Blut ist nicht gespritzt, sondern getropft oder geflossen. Der Größe der Lachen nach zu urteilen, würde ich sagen, dass hier Blut auf den Boden gegossen wurde, zumal die Ränder der Lachen nicht ausgefranst sind, sondern scharf.«
Jetzt, da Callie es erklärt hat, erkenne ich es auch. Die Lachen sind zu gleichmäßig, zu sauber, zu rund. Wie Sirup auf Pfannkuchen.
»Also hat er eines seiner Opfer hier unten getötet«, sagt Barry. »Was dann? War ihm das Zimmer vielleicht nicht blutig genug?«
Callie zuckt die Schultern. »keine Ahnung, warum er das getan hat. Ich kann aber mit ziemlicher Gewissheit sagen, dass diese beiden Lachen als Letzte hinzugekommen sind. Das Blut ist noch nicht so stark geronnen wie an der Stelle, wo der Mord verübt wurde.«
»Hmmm.« Barry sieht mich an. »Was meinen Sie? Wer immer hier unten ermordet wurde – starb er als Letztes der drei Opfer, oder als Erstes?«
»Wahrscheinlich zuletzt«, sage ich. »Als ich in dieses Zimmer kam, war das Blut noch frisch, wohingegen das Blut an den Wänden oben im Schlafzimmer getrocknet aussah.«
Irgendetwas an der gläsernen Schiebetür erweckt meine Aufmerksamkeit. Ich gehe dorthin.
»Barry, sehen Sie sich das an!«
Ich deute auf das Schnappschloss. Es ist unverschlossen, und die Tür steht einen Spalt weit offen. Kaum zu erkennen, es sei denn, man steht direkt davor, so wie wir jetzt.
»Das ist wahrscheinlich die Stelle, wo er sich Zugang zum Haus verschafft hat«, vermutet Callie.
»Machen Sie ein paar Aufnahmen davon, bevor ich die Tür öffne«, sagt Barry zum Fotografen des Spurensicherungsteams.
Der Fotograf, ein blasser, schüchtern aussehender Bursche mit Vornamen Dan, schießt Bilder vom Schnappschloss und der Tür.
»Das sollte genügen«, sagt er schließlich.
»Danke.« Callie lächelt ihn an.
Dan bekommt einen roten Kopf und senkt den Blick. Er lächelt, doch sein Mund ist verschlossen. Offenbar hat Callies Schönheit ihm beinahe die Sprache verschlagen.
»Kein … Problem«, bringt er mit trockenem Hals hervor, bevor er davonschlurft.
»Reizend«, sagt Callie an Barry gewandt.
»Ja …« Er ist ganz in die Untersuchung des Schlosses vertieft. »Scheint aufgebrochen worden zu sein. Ich kann Werkzeugspuren erkennen.«
Er schiebt die Glastür auf. Sie öffnet sich nach links. Macht man sie von außen auf, muss man sie also nach rechts schieben.
Ein rechtshändiger Killer hätte sie wahrscheinlich mit der linken Hand geöffnet, weil er in der rechten Hand … was hält? Ein Messer? Eine Tasche?
Wir gehen durch die Tür hinaus in den Garten. Es ist dunkel, doch ich kann erkennen, dass es ein großer Garten ist. Ich sehe die dunklen Umrisse eines rechteckigen Swimmingpools. Eine einzelne mittelgroße Palme ragt auf der linken Seite in den Abendhimmel.
»Gibt es hier hinten kein Licht?«, fragt Barry.
Callie sucht an der Wand neben der Glastür nach einem Schalter. Als sie ihn gefunden und betätigt hat, erwartet uns die nächste böse Überraschung.
Der Schalter hat nicht nur die Gartenbeleuchtung aktiviert, sondern auch die Lichter im Pool.
»Gütiger Himmel«, flüstert Barry.
Der hellblaue Innenanstrich des Pools bildet dank der Unterwasserscheinwerfer eine Insel aus schimmernder Helligkeit im Dunkel der Umgebung. Das Wasser scheint zu leuchten.Umso deutlicher ist die träge schwebende, beinahe schwarze Wolke aus Blut zu sehen. Der größte Teil schwimmt auf der Wasseroberfläche, ungleichmäßig verteilt, eine Mischung aus Klumpen, rosafarbenem Schaum und glattem Öl.
Ich gehe zum Pool und blicke ins Wasser.
»Keine Waffe hier drin«, stelle ich fest. »Und keine Kleidung.«
»Aber jede Menge Blut«, sagt Barry. »Mein Gott, man kann stellenweise nicht bis auf den Boden sehen …«
Ich schaue mich im Garten um. Er ist auf allen Seiten von einer zwei Meter hohen Ziegelsteinmauer umgeben, eine Seltenheit in den Vororten von Los Angeles. Die Mauerkrone ist mit Efeu bewachsen, dessen Ranken bis fast zum Boden reichen, was im Zusammenspiel mit den Sträuchern im Garten eine beeindruckende Privatsphäre schafft. Das Haus lässt ein Maximum an Licht ins Innere, während der Garten bestens vor neugierigen Blicken geschützt ist.
Ich denke an das Schlafzimmer, diese Hölle aus Blut und Tod.
Er hat sich Zeit gelassen da oben , überlege ich. Er hat gespielt und gemalt und seinen Spaß gehabt. Aber es war eine schmutzige Arbeit, und deshalb hat er …
»Er hat den Pool benutzt«, sage ich.
Callie hebt die
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