Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
hervor, während Laurels Zähne zusammengebissen sind.
Für immer , denke ich. Sie wird nie mehr den Mund öffnen, in alle Ewigkeit nicht.
Ein absurder Gedanke, und doch lässt er mich frösteln.
»Er hat wahrscheinlich eine Waffe benutzt, um sie einzuschüchtern, bestimmt nicht nur ein Messer«, sage ich. »Ein Messer wirkt auf die meisten Opfer nicht bedrohlich genug. Wahrscheinlich hatte unser Freund eine Pistole. Irgendetwas, das groß und gefährlich genug aussah.«
Dean und Laurel sehen vom Schlüsselbein abwärts aus, als hätten sie beide eine Handgranate verschluckt.
»Ein einzelner langer Schnitt bei jedem«, sagt Barry. »Er hat irgendetwas sehr Scharfes benutzt.«
»Wahrscheinlich ein Skalpell«, pflichte ich ihm bei. »Aber es sind keine sauberen Schnitte. Man kann an den Wunden erkennen, dass er gezögert hat. Sehen Sie die gezackten Stellen?«
»Ja.«
Er hat seine Opfer mit zitternder Hand aufgeschnitten. Dann hat er hineingegriffen, gepackt, was immer er greifen konnte, und gezerrt wie ein Angler, der einen Fisch ausnimmt. Ich stehe über Mrs. Kingsley und blicke auf die Wunde. Ich kann das mittlere Drittel ihrer Wirbelsäule sehen, denn es gibt keine Organe mehr, die mir die Sicht versperren könnten.
»Diese zögernden Schnitte sind eigenartig«, sage ich nachdenklich.
»Wieso?«, fragt Barry.
»Weil er ansonsten vor Selbstvertrauen nur so strotzt.« Ich beuge mich vor, um genauer hinzusehen, untersuche diesmal die aufgeschlitzten Kehlen. »Die Schnitte am Hals sind sauber und geradlinig. Da gab es kein Zögern.« Ich richte mich auf. »Aber vielleicht irre ich mich. Vielleicht sehen die Schnitte so zittrig aus, weil er erregt war. Vielleicht hatte er einen Orgasmus.«
»Wie nett«, sagt Callie.
Im Unterschied zu seinen Eltern ist der Körper des Jungen, Michael, weitgehend unversehrt. Er ist weiß vom Blutverlust, doch ihm wurde die Würdelosigkeit des Ausnehmens erspart.
»Warum hat er den Jungen nicht so zugerichtet?«, fragt Barry.
»Entweder war er ihm nicht wichtig – oder er war der Wichtigste von allen«, sage ich.
Callie umrundet langsam das Bett, während sie die Leichen von allen Seiten in Augenschein nimmt. Immer wieder schweift ihr Blick zum Boden oder zu den Blutspritzern an den Wänden.
»Was siehst du?«, frage ich.
»Die Halsschlagadern aller drei Opfer wurden durchtrennt.Er hat sie völlig ausbluten lassen, bevor er dann die beiden Erwachsenen aufgeschnitten und ausgeweidet hat.«
»Woran können Sie das erkennen?«, fragt Barry.
»Es gibt nicht genügend Blut, das sich in den Leibeshöhlen oder unter den freigelegten Organen hatte sammeln können. Womit wir zum nächsten Problem kämen: Wo ist das restliche Blut? Ich habe eine Stelle gesehen, wo eines der Opfer gestorben ist, unten im Salon. Was ist mit den anderen beiden?« Callie deutet auf die Wände. »Das meiste Blut ist dort. Es gibt ein paar Flecken auf dem Teppich, aber nicht genug. Die Laken und Bettdecken sind blutig, aber die Menge ist längst nicht ausreichend.« Callie schüttelt den Kopf. »In diesem Zimmer wurde niemandem die Kehle durchgeschnitten, das ist sicher.«
»Das ist mir auch schon aufgefallen«, sage ich. »Er hat sie irgendwo anders ausbluten lassen. Wo?«
Ein Augenblick vergeht, bevor wir drei wie auf ein stummes Zeichen den kurzen Gang hinunterblicken, der vom Schlafzimmer zum großen Bad führt. Ich setze mich wortlos in Bewegung. Barry und Callie folgen mir.
Als wir das Bad betreten, finden wir die Antwort.
»Oh, Himmel«, stößt Barry hervor. »Damit ist die Frage geklärt.«
Die Badewanne ist groß und dazu gedacht, darin zu entspannen und zu träumen. Sie ist gut ein Viertel voll mit gerinnendem Blut.
»Er hat sie in der Wanne ausbluten lassen.« Ich deute auf zwei große rostbraune Flecken auf dem Teppich. »Als er fertig war, hat er sie herausgehoben und dort nebeneinander hingelegt.«
Mein Verstand arbeitet auf Hochtouren, und meine Wahrnehmung der Dinge, die sich hier ereignet haben, wird schneller und schneller. Ich drehe mich um und gehe ins Schlafzimmer zurück, um mir Handgelenke und Knöchel von Dean undLaurel Kingsley genauer anzusehen. Callie und Barry sind mir gefolgt und beobachten mich verwundert.
Ich deute auf die Leichen. »keine Spuren an Handgelenken oder Knöcheln. Es sind zwei Erwachsene. Groß, sportlich. Du zwingst sie, sich nackt auszuziehen, du steckst sie in die Wanne, schlitzt ihnen die Kehle auf, einem nach dem anderen, lässt sie ausbluten,
Weitere Kostenlose Bücher