Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
sind randvoll, kurz vor dem Überquellen.
Wir steigen aus und gehen zu Barry.
»Hübsche Gegend, was?«, sagt er mit einem Kopfnicken auf unsere Umgebung.
»Ich hab schon Schlimmeres gesehen«, antworte ich. »Wohnen möchte ich hier allerdings nicht.«
»Na, der Innenhof ist eigentlich ganz okay. Welche Nummer hat die Wohnung?«
»Zwanzig.«
»Erster Stock also. Gehen wir.«
Barry hat recht, der Innenhof ist okay . Nicht groß, doch in besserem Zustand als das Äußere des Blocks. Er besitzt eine Mittelfläche aus Rasen und Bäumen, ordentlich geschnitten und gepflegt. Sämtliche Wohnungstüren zeigen auf den Innenhof hinaus, zwei Etagen, die ein großes Quadrat bilden. Man kann die Stadt hier drinnen hören, doch der Lärm ist gedämpft und abseits. Der Hof war als Oase der Privatsphäre gedacht, aber dafür ist er zu klein und beengt. Er ist eher wie eine Wagenburg, die sich gegen den unausweichlichen Ansturm der Stadt zu wappnen trachtet.
»Apartment zwanzig ist in der oberen linken Ecke«, erklärt Barry.
»Gehen Sie voran«, sage ich.
Wir ziehen unsere Waffen aus den Halftern und steigen die Treppe hinauf. Ich sehe Lichter in den meisten Fenstern.Jeder hier hat seine Vorhänge ständig geschlossen; es gibt keine andere Möglichkeit, sich wenigstens ein bisschen Privatsphäre zu schaffen. Wir erreichen den oberen Treppenabsatz. Die Tür zu Nummer zwanzig befindet sich zwei Wohnungen weiter zu unserer Rechten.
Barry drückt sich an die Wand, während er zu der Tür huscht. Wir folgen ihm genauso schnell. Er streckt die freie Hand aus und klopft laut. Ein Cop-klopfen.
»Polizei! Öffnen Sie bitte die Tür!«
Stille.
Stille ringsum, ganz unvermittelt. Vor einer Sekunde noch haben Radios geplärrt, und Fernseher sind gelaufen. Jetzt ist alles still. Ich kann spüren, wie die übrigen Bewohner den Atem anhalten und lauschen. Wie sie die Wagenburg umkreisen.
Barry klopft erneut, noch lauter.
»Machen Sie auf! Los Angeles Police Department! Wenn Sie nicht öffnen, müssen wir uns gewaltsam Zutritt verschaffen.«
Wir warten.
Keine Reaktion.
»Der Anruf verschafft uns einen Rechtfertigungsgrund«, murmelt er und zuckt die Schultern. »Mal schauen, ob die Tür verschlossen ist. Dann müssen wir den Hausmeister suchen.«
»Nur zu«, sage ich.
Er streckt die Hand aus und versucht den Knopf zu drehen. Die Tür ist unverschlossen. Barry sieht uns an.
»Fertig?«
Wir nicken.
Er stößt die Tür mit einer schnellen Bewegung weit auf und springt dabei zur rechten Seite, während er die Waffe mit beiden Hände in Anschlag bringt. Ich folge seinem Beispiel auf der linken Seite der Tür.
Vor uns liegt ein Wohnzimmer, an das sich direkt eine Küche anschließt. Der Teppich ist alt, schmutzig und von einemunansehnlichen Braun. An einer Wand steht ein schwarzes Ledersofa gegenüber einem billigen Unterhaltungscenter mit 65-Zentimeter-Bildschirm. Der Fernseher ist eingeschaltet, der Ton heruntergedreht. Eine Dauerwerbesendung läuft.
»Hallo?«, ruft Barry in die Wohnung.
Keine Antwort.
Vor dem Ledersofa steht ein billiger, zerschrammter Tisch. Auf dem Tisch liegen verschiedene Hochglanz-Pornohefte, daneben ein Glas mit etwas, das aussieht wie Vaseline. Rechts ein überquellender Aschenbecher.
»Hier drin riecht es wie Füße und Arsch«, brummt Barry.
Er schleicht ins Apartment, die Waffe schussbereit. Ich folge ihm. Callie bildet den Abschluss. Die Küche ist leer. Das Spülbecken steht voll mit schmutzigem Geschirr. In einer Ecke brummt ein alter zweiteiliger Kühl-Gefrierschrank.
»Die Schlafzimmer liegen hinten raus«, sagt Barry.
Es ist ein sehr kurzer Weg durch einen sehr schmalen Flur bis zu den Schlafzimmern. Wir passieren ein einzelnes Bad auf der rechten Seite. Ich sehe weiße Fliesen und eine weiße Wanne. Das Bad ist klein und schmutzig und stinkt nach Urin. Nichts Erwähnenswertes auf der Arbeitsfläche um das Waschbecken herum. Der Spiegel ist fleckig und ebenfalls unsauber.
Die Schlafzimmer liegen einander gegenüber. Die Tür zu dem Zimmer auf der rechten Seite steht offen, und ich sehe eine Art Bürozimmer. Unter einem alten Metallschreibtisch steht ein Computer, auf dem Tisch ein Neunzehn-Zoll-Flachbildschirm, an den Wänden ein paar Regale aus Hüttensteinen und Dielenbrettern. Die Regale sind fast leer, lediglich ein paar Taschenbücher und Porno-Videos stehen darin. Auf dem obersten Brett steht eine Wasserpfeife, zu einem Viertel gefüllt mit trübem Pot-Wasser.
Es ist eine
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