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Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Todeskünstler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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in mir auf. »Ich lese es auch. Sobald wir fertig sind, setzen wir uns zusammen und reden darüber.«
    Eine lange Pause, gefolgt von einem noch längeren, sehr aufgesetzten Seufzer. »Meinetwegen.«
    Er legt ohne ein weiteres Wort auf. Ich starre einen Moment auf mein Telefon; dann schüttle ich den Kopf und frage mich, wieso ich überrascht bin.

KAPITEL 16
    »Wie geht’s, Schatz?«, frage ich Bonnie.
    Auf dem Parkplatz war mir klar geworden, dass ich alles in Bewegung gesetzt hatte, dass alles Notwendige getan wurde. Was bedeutete, dass ich eine Zeit lang Mutter sein konnte. Es ist eine Fähigkeit, die man lernen muss, wenn man einen Job hat wie ich: sich die Zeit zu nehmen. Die Verbrechensfälle, für die man verantwortlich ist, sind wichtig. Es geht buchstäblich um Leben und Tod. Trotzdem muss man hin und wieder zum Essen nach Hause.
    Wir sitzen in Alans und Elainas Wohnzimmer. Alan ist mit Besorgungen unterwegs. Ich habe ihn über den bisherigen Stand der Ermittlungen informiert, für den Augenblick jedochkeine Aufgabe für ihn. Elaina ist in der Küche und macht uns etwas zu trinken. Bonnie und ich sitzen auf der Couch und blicken einander an.
    Sie lächelt und nickt. Gut , heißt das.
    »Freut mich zu hören.«
    Sie deutet auf mich.
    »Wie es mir geht?«
    Sie nickt.
    »Gut.«
    Sie runzelt die Stirn. Lüg mich nicht an.
    Ich muss grinsen. »Ich habe ein Recht auf ein paar Geheimnisse, Baby. Eltern müssen ihren Kindern nicht alles erzählen.«
    Sie zuckt die Schultern. Eine einfache Bewegung mit einer ganz spezifischen Bedeutung. Wir sind anders.
    Bonnies Körper ist zehn Jahre alt, doch damit hört es auch schon auf. Ich habe häufiger das Gefühl, mit einem Teenager unter einem Dach zu wohnen, nicht mit einem kleinen Mädchen. Früher habe ich Bonnies Reife auf ihre grauenvollen Erlebnisse zurückgeführt. Heute weiß ich es besser.
    Bonnie ist hochbegabt. Ihre Begabung liegt nicht in kindlichem Genie, sondern in ihrer Fähigkeit zu beobachten, sich zu konzentrieren, zu verstehen. Wenn sie sich etwas in den Kopf setzt, bleibt sie bis zum Ende dabei und untersucht die Dinge in all ihrer Vielschichtigkeit.
    Vor ein paar Monaten hatte ich Bedenken, weil sie irgendwann wieder in die Schule muss. Sie gab mir zu verstehen, dass ich mir keine Sorgen machen sollte. Dass sie irgendwann wieder zur Schule gehen und alles nachholen würde. Sie hatte mich bei der Hand genommen und ins Wohnzimmer geführt. Matt und ich hatten uns dort eine hübsche Bibliothek zugelegt. Wir lasen gerne, und wir glaubten an die Macht von Büchern. Wir hatten vorgehabt, unsere Leidenschaft für das Lesen an Alexa weiterzugeben, und hatten einen Schreiner mit dem Bau von Bücherregalen beauftragt, die sich von Wand zu Wand undvom Boden bis unter die Decke zogen. Wir warfen niemals ein gelesenes Buch weg.
    Jeden Monat verbrachten Matt und ich eine Stunde damit, neue Bücher für unsere Sammlung auszuwählen. Shakespeare. Twain. Nietzsche. Platon. Wenn wir glaubten, dass ein Werk etwas Wertvolles mitzuteilen hatte, kauften wir es und stellten es in unsere Bibliothek.
    Es war teilweise Sammlung, teilweise Arbeitsbücherei. Nichts war schiere Eitelkeit. Das war unsere Regel: Kauf nie ein Buch um der Bewunderung anderer wegen.
    Matt und ich waren nicht arm, doch als reiche Leute konnte man uns auch nicht bezeichnen. Wir würden kein großes Vermögen hinterlassen. Wir hatten gehofft, Alexa eines Tages ein abbezahltes Haus, Erinnerungen an die Liebe ihrer Eltern und vielleicht ein wenig Geld auf der Bank vererben zu können. Außerdem wollten wir ihr etwas hinterlassen, das speziell von uns stammte. Etwas, das nur ihre Eltern ihr hinterlassen konnten und das aus dem Herzen kam: diese Bibliothek. Eine kleine Sammlung der wichtigsten Werke der Menschheit. Es war ein Traum, den Matt und ich geteilt hatten und den wir verwirklichen konnten, ob reich oder nicht.
    Alexa hatte erst angefangen, sich für dieses Zimmer zu interessieren, als sie starb. Seither habe ich kein Buch mehr gekauft. Ich habe geträumt aufzuwachen und den Raum in Flammen vorzufinden. Ich habe geträumt, wie die Bücher schreien, während sie brennen.
    Bonnie zog mich in dieses vergessene (gemiedene) Zimmer. Sie nahm ein Buch aus dem Regal und reichte es mir. Wie man Skizzen anfertigt , von einem unbekannten, doch offensichtlich talentierten Autor. Sie deutete auf sich selbst. Es hatte ein paar Sekunden gedauert, bis ich begriff, was sie mir sagen wollte. »Das hast du

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