Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
gesprintet, nicht wahr? Eine Zusammenfassung: Glückliche kleine Sarah, böser Mann kommt vorbei, toter Buster, tote Mommy, toter Daddy, unglückliche kleine Sarah.
Ich f inde, meine Version ist besser. Mehr Spannung und so, wissen Sie?
Jetzt machen wir einen Sprung. Einen Sprung zum nächsten Abschnitt.
Zuerst ein paar Hintergrundinformationen. Ich war nach allem, was passiert war, ziemlich benebelt. Irgendwie landeten Doreen und ich hinten im Garten. Doreen, das arme Dummerchen, wurde hungrig oder durstig oder beides und schaffte es nicht, mich zum Aufstehen zu bewegen (ich lag auf dem Beton der Terrasse und sabberte vor mich hin), also f ing sie an zu heulen. Meine Güte, dieser Hund konnte richtig laut heulen.
Wie dem auch sei, unsere Nachbarn, John und Jamie Overman, alarmierten die Cops wegen all dem Lärm, und weil sie wohl auch über den Zaun gelinst hatten und mich auf der Terrasse liegen sahen. Wahrscheinlich dachten sie: Hey, das ist aber merkwürdig!
Zwei Bullen kamen vorbei, ein Typ namens Ricky Santos und eine Frau namens Cathy Jones, die neu war bei der Polizei, wie ich später erfuhr. Cathy wird zu einer HAUPTFIGUR , einem TRAGENDEN CHARAKTER in meiner Geschichte.
Im Lauf der Jahre f ing sie sogar an – im Gegensatz zu allen anderen –, sich für mich und meine Geschichte zu interessieren.
Mehr dazu später. Kehren wir jetzt wieder in die Erzählung aus Sicht der dritten Person zurück.
Zeit für einen weiteren Trip hinunter zum Wasserloch. Alles bereit?
3 – 2 – 1 – Los!
Vor langer, langer Zeit waren die Dinge einmal ziemlich aus dem Ruder gelaufen …
Sarah trank Wasser durch einen Strohhalm und kämpfte gegen ihre Müdigkeit an.
Eine ganze Woche war verstrichen. Eine Woche, während der sie auf Watte geschwebt war wegen der Beruhigungsmittel, die die Ärzte ihr gegeben hatten. Eine Woche voller verstohlener Stimmen, die in ihrem Kopf flüsterten. Eine Woche voller Schmerz.
Eines Tages war sie aufgewacht, ohne sofort wieder loszuschreien. Das war das Ende ihrer Besuche im Watteland gewesen. Sie hatte immer noch Träume, sicher. In diesen Träumen waren ihre Eltern
(nichts sie waren nichts sie waren überhaupt nichts)
und Buster war ein
(nichts war nichts war überhaupt nichts)
Sarah erwachte zitternd aus diesen Träumen.
Jetzt im Moment aber war sie hellwach. Eine Polizistin saß auf einem Stuhl neben ihrem Bett und stellte Fragen. Sie hieß Cathy Jones, und sie schien eine nette Frau zu sein, doch ihre Fragen waren verwirrend.
»Sarah«, fing sie an, »weißt du, warum deine Mommy deinem Dad wehgetan hat?«
»Weil der Fremde sie dazu gezwungen hat«, antwortete Sarah.
Cathy runzelte die Stirn. »Welcher Fremde?«
»Der Fremde, der Buster den Kopf abgeschnitten hat. Der mir die Hand verbrannt hat. Er hat Mommy gezwungen, zuerst Daddy wehzutun und dann sich selbst. Er sagte, er würde mir nichts tun, wenn sie gehorcht.«
Cathy starrte Sarah fassungslos an. »Willst du damit sagen, dass noch jemand anders in eurem Haus war? Jemand, der deine Mommy gezwungen hat, diese Dinge zu tun?«
Sarah nickte.
Cathy lehnte sich beunruhigt zurück.
Was, zur Hölle …?
Cathy wusste, dass die Spurensicherung das Haus der Langstroms untersucht hatte. Sie hatten nichts gefunden, das auf etwas anderes als Mord mit anschließendem Selbstmord hindeutete. Es gab sogar einen Abschiedsbrief von der Mutter, in dem stand: »Es tut mir sehr leid. Bitte kümmert euch um Sarah.« Außerdem hatte man Linda Langstroms Fingerabdrücke auf mehreren belastenden Gegenständen gefunden, insbesondere der Bügelsäge, mit der der Kopf des Hundes abgetrennt worden war, dann am Hals ihres Mannes und an der Pistole, mit der sie sich selbst erschossen hatte.
Darüber hinaus hatte Sarahs Mutter Antidepressiva genommen. Es gab keinerlei Hinweis, dass jemand sich gewaltsam Zutritt ins Haus verschafft hatte. Sarah war am Leben gelassen worden. Wenn es aussieht wie ein Hund und bellt wie ein Hund, dann besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass es ein Hund ist … Die Detectives hatten Cathy gebeten, eine Aussage von Sarah einzuholen, um die Vorgänge zu bestätigen. Es war ein loses Ende, mehr nicht – hatten sie gedacht.
Was also tue ich hier?
Ricky Santos’ Stimme erklang in Cathys Kopf.
Nimm ihre Aussage auf. Deswegen bist du hier. Nimm sie auf, gib sie den Detectives und mach dich wieder an deine Arbeit. Alles Weitere ist nicht dein Problem.
»Erzähl mir alles, woran du dich erinnerst,
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