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Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Todeskünstler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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um die Knie geschlungen, und vor Panik zu zittern.
    Posttraumatisches Stresssyndrom, würde ein Seelenklempner wahrscheinlich diagnostizieren. Ich nehme an, das trifft sogar zu. Doch ich bin nicht daran interessiert, diese Sache aufrecht durchzustehen. Ich will sie durchleiden, und ich hoffe, dass Bonnie dabei nicht endgültig auf der Strecke bleibt.
    In diesen Augenblicken, so habe ich herausgefunden, kann ich mich am besten dadurch ablenken, dass ich an irgendetwas anderes denke. Doch was mir diesmal in den Sinn kommt, ist nicht sonderlich hilfreich.
    1forUtwo4me, Baby.
    Warum, Matt? Ich habe meinen Frieden mit Alexa geschlossen. Warum kann ich keinen Frieden mit dir schließen? Warum kann ich dich und uns nicht vergessen?
    Er schüttelt den Kopf.
    Weil du du bist. Du musst immer alles wissen. Du bist so gemacht. Gott oder wer auch immer hat dich so gemacht.
    Er hat natürlich recht. Es ist eine Wahrheit, die für alles gilt. Sarahs Tagebuch, 1forUtwo4me, die Zukunft. Es ist eines der Dinge, die mich antreiben, die mir helfen, durch meine Ängste zu navigieren: das Verlangen zu sehen, wie eine Geschichte endet. Meine Geschichte in diesem Fall. Bonnies Geschichte, die Geschichte des nächsten Opfers.
    Was ist mit meiner eigenen Geschichte?
    Quantico. Ein Elefant in meinem ganz eigenen Zimmer. Er erscheint, als ich darüber nachdenke, mit traurigen und klugen Augen. Ich streichle seine dicke graue Haut und mir wird klar, was mich an Quantico stört.
    Es reizt mich nicht. Nicht genug.
    Hier sitze ich, wird mir bewusst, und sie bieten mir einen Trostpreis an, weil mein Gesicht nicht mehr auf ein Poster passt. Hier sitze ich und denke über eine Versetzung nach, die mich von der einzigen Familie trennt, die mir geblieben ist. Eine Versetzung, die eine frische, vielversprechende Beziehung beendet: die zu Tommy. Eine Versetzung, die dieses Haus und seine Erinnerungen ein für alle Mal wegpacken würde.
    Wenn man bedenkt, dass ich meine Freunde und mein Leben aufgeben würde, müsste ich mich innerlich zerrissen fühlen. Stattdessen schwanke ich in meiner Entscheidung. Warum?
    Es ist nicht so, als wären die Dinge nicht allmählich besser geworden. Matts und Alexas Sachen wegzupacken ist ein Fortschritt. Keine Albträume mehr zu haben ist ein Fortschritt. Einen Teil von mir mit einem anderen Mann als Matt zu teilen, selbst wenn es nur ein winzig kleiner Teil ist – auch das ist ein Fortschritt.
    Warum bedeutet mir das alles nicht viel mehr?
    Die Einsicht entzieht sich mir für den Moment, doch ich spüre zumindest, dass hier das Unbehagen liegt, nach dem ich gesucht habe. Vielleicht habe ich mir selbst etwas vorgemacht. Vielleicht ist das, was ich als emotionales Wachsen betrachtet habe, bloß das Laufenlernen trotz meiner Behinderungen.
    Vielleicht sind jene Teile von mir, die am stärksten empfinden, so schlimm verletzt worden, dass sie nie wieder funktionieren.
    Das erklärt aber nicht, wieso du jetzt Alkohol brauchst, oder?
    Es wird Zeit, den Elefanten wegzuschieben. Er geht lautlos, doch er starrt mich aus diesen klugen, traurigen Augen an, die sagen: »Es stimmt, wir Elefanten haben ein langes Gedächtnis, passend zu unseren Rüsseln und Stoßzähnen. Aber wir haben keine Reißzähne.«
    Ich lecke mir über die eigenen Zähne und suche nach Zufriedenheit, doch ich spüre bereits jetzt, dass sie mir heute nicht gegeben ist, genauso wie der Schlaf nicht kommen will.
    Zufriedenheit.
    Warte, Elefant! , rufe ich. Komm zurück!
    Er kommt zurück – schließlich ist es mein Elefant, mein ganz persönlicher. Er sieht mich aus seinen geduldigen Augen an.
    Mir ist gerade klar geworden, was der Grund dafür ist. Es liegt daran, dass ich trotz aller Fortschritte, die ich gemacht habe, immer noch nicht glücklich bin. Verstehst du?
    Er berührt mich mit seinem Rüssel. Sieht mich aus seinen klugen Augen an. Er weiß, was ich meine. Er versteht mich.
    Ich bin nicht unglücklich oder denke an Selbstmord. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich glücklich bin.
    Erinnerungen , sagen die klugen Augen des Elefanten. Erinnerungen haben manchmal lange Zähne.
    Ja , denke ich zurück. Und die glücklichen Erinnerungen haben die längsten Zähne von allen.
    Das ist das Problem. Ich habe wahres Glück kennengelernt. Wahre, erfüllende, bis in die Seele reichende Zufriedenheit. Sich »okay« zu fühlen reicht mir nicht mehr. Es ist, als wäre ich auf einer Droge gewesen, die die Welt strahlen lässt. Und nun, da ich wieder runter bin

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