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Der Todesstern

Der Todesstern

Titel: Der Todesstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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entkommen lassen?«
    »Er ist da hinein.« Der Beuteldrache deutete auf den einem Fischmaul nachempfundenen Eingang in den Todesstern.
    »Dummkopf«, fauchte die Amazone. »Glaubst du, das ändert etwas an den Tatsachen?«
    Ehe er zu einer Erwiderung ansetzen konnte, packte sie ihn und zerrte ihn hoch. »Du kommst mit uns, und der Steinmann ebenfalls. Und wehe euch, wenn den beiden auch nur ein Haar gekrümmt wurde.«
    Niemand hinderte sie daran, den Todesstern zu betreten. Sie fanden zwar die Überreste dämonischer Kreaturen, nicht aber eine Spur, in welche Richtung Boozam sich gewandt haben konnte.
    »Es hilft nichts«, sagte Tertish schließlich. »Wenn wir nicht noch mehr Zeit verlieren wollen, müssen wir uns teilen. Robbin und Gerrek kommen mit mir mit, die anderen gehen entgegengesetzt.«
    Auf Schritt und Tritt war das Unheimliche zu spüren, das dieser Festung anhaftete. Manchmal schien es stärker zu werden, dann wieder, wenn Tertish die Richtung wechselte, verschwand es nahezu völlig.
    Was blieb, war das Gefühl, sich unablässig im Kreis zu bewegen. Einige Male stieß man auf Verwundete, denen das Entsetzen im Gesicht geschrieben stand, die sich ihnen aber dennoch nicht anschließen wollten. Schließlich gelangten die Kriegsherrin von Carlumen und ihre beiden Begleiter in eine geräumige Höhle. Dutzende steinerner Fratzen grinsten ihnen entgegen, die unwillkürlich an die monumentalen Langschädel erinnerten, die im Meer und auf einigen Inseln der Südwelt aufgestellt waren, um die Dämonen von Vanga fernzuhalten. Aber schon auf den zweiten Blick offenbarten sich erhebliche Unterschiede. So waren diese Fratzen aus schwarzem, porösem Stein gehauen, der jede Falte, jede Andeutung einer Hautunebenheit wiedergab. Es schien, als stünde man lebenden Wesen gegenüber. Gerrek erwartete jeden Augenblick, daß die geschlossenen Lider sich öffnen und die verzerrten Münder zu sprechen beginnen würden.
    »Dämonen?« hauchte er.
    »Eher Götzenstatuen«, erwiderte Robbin. »Ich erinnere mich, daß an manchen Pfaderstelen von solchen Skulpturen gesprochen wurde, nur weiß ich nicht, ob sie Gutes bewirken oder die Schatten von Dämonen in sich tragen.«
    »Eine dumme Frage«, bemerkte Gerrek. »Ich kann keinen Einfluß Weißer Magie feststellen.«
    Tertish schlug ihr Schwert gegen den Stein, vermochte ihn jedoch nicht einmal mit dem gehärteten Stahl aus einer der besten Waffenschmieden Ganzaks zu ritzen. Ein helles, anschwellendes Klingen ertönte, das sich bald in unhörbare Bereiche verlor.
    »Diese Schädel sind hohl«, stellte sie fest. »Ich möchte wissen, welchem Zweck sie dienen.«
    Das Geräusch schwerer Schwingen lag plötzlich in der Luft. Dunkle Schemen lösten sich von der Höhlendecke und stürzten auf die Eindringlinge herab. Spitze Klauen gruben sich in Tertishs Arm, den sie mit dem Schwert abwehrend hochriß. Ein geiferndes Maul schnappte nach ihr.
    Einige Herzschläge lang verlor sie den Boden unter den Füßen. Die Bestie strebte mit ihr in die Höhe. Tertish war nicht in der Lage, sich selbst zu befreien, aber Gerrek sandte ihr eine feurige Lohe hinterher, die die lederhäutigen Schwingen des Monstrums wie Zunder brennen ließ. Sie kam frei und beendete das Kreischen des Tieres mit einem kraftvollen Hieb.
    Nackte, lange Hälse reckten sich den drei Menschen entgegen. Von überallher kamen die Tiere. Und für jedes, das getötet wurde, fielen zwei weitere von der Decke herab.
    »Einen herrlichen Ort haben wir uns ausgesucht«, schnaufte Robbin. »Wie kommen wir hier bloß wieder heraus.«
    »Auf demselben Weg wie herein.« Gerrek hatte beileibe keinen Scherz machen wollen, doch daß Tertish ihn anfuhr, er solle endlich das Maul halten, traf ihn zutiefst. »Dann eben nicht«, murrte er und spie abermals Feuer in das Gewirr zuckender, mit tückischen Krallen versehener Schwingen. Die auflodernden Flammen beleuchteten eine gespenstische Szenerie.
    Einige der steinernen Standbilder schien von innen heraus zu glühen. Rücken an Rücken mit Tertish und Robbin, sein Schwert verbissen schwingend, ließ Gerrek seinen Blick wandern. Jäh zuckte er zusammen, schüttelte den Kopf, weil er nicht glauben wollte, was er sah.
    Eine Statue hatte die Lider geöffnet und starrte ihn aus großen, steinernen Pupillen durchdringend an. Spiegelte sich nicht das Meer in ihnen, mit turmhohen, schäumenden Wogen? Flüchtig wähnte Gerrek sich nach Vanga zurückversetzt, sah am Horizont, als Silhouette vor den

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