Der Todesstern
schaffen würden, die ungeheuerliche Bedrohung nicht nur für die beiden Städte Watalhoo und Visavy, sondern für die gesamte Lebensader der Schattenzone abzuwenden. Dazu war ihr Vorgehen zu konfus und unüberlegt.
Vor einiger Zeit hatte er davon gehört, daß eine dämonische Kreatur den Todesstern lenkte. Sie galt es zu finden und zu töten, denn was half ein Sieg über Vasallen, die letztlich innerhalb von Tagen wieder zu ersetzen waren.
Eine weitere Abzweigung… Boozam entschied sich für den linken, leicht ansteigenden Gang.
Gleich darauf prallte er erschrocken zurück. Ein halbes Dutzend Krieger kauerte entlang der Wände. Ihre weit aufgerissenen, starren Augen verrieten das Entsetzen, das sie unmittelbar vor ihrem Tod empfunden haben mußten. Dabei wiesen ihre Körper nicht die kleinste Wunde auf, sie hielten sogar noch ihre Waffen in Händen.
Boozam überkam ein ungutes Gefühl. Vielleicht sollte er lieber den anderen Weg wählen.
Aber als er sich umwandte, mußte er feststellen, daß es keine Abzweigung mehr gab. Wenige Schritte hinter ihm ragte eine Wand aus massivem, gewachsenem Fels auf, von Moosen und Flechten überzogen, denen ein grüner Schimmer entströmte. Ihm blieb keine andere Wahl, als sich an den gefallenen Kriegern vorbeizuzwängen. Die Erkenntnis, daß ihm der Rückweg abgeschnitten war, entlockte seiner Kehle ein dumpfes, drohendes Knurren.
Täuschte er sich, oder ruhten die Blicke der Toten auf ihm? Boozam war nicht der Mann, der sich vor Geistern oder Magie fürchtete, aber diese Augen, denen die Pupillen fehlten, erschreckten ihn. Seine Linke umklammerte den Zweizack fester, während er mit der Rechten das Hakenschwert zog. Seine hochstehenden Wolfsohren lauschten in verschiedene Richtungen.
»Kommt schon«, grollte er, als Mythor und Fronja unvermittelt stehenblieben.
War da nicht eine flüchtige Bewegung?
Nur um Haaresbreite entging der herumwirbelnde Boozam einer gegen ihn geführten Klinge. Er parierte den Hieb und wirbelte dem Angreifer, einem der Toten, die Waffe aus der Hand. Schon stürzte der Leichnam sich erneut auf ihn, und auch die anderen erhoben sich. Er war gezwungen, seinen Gegner niederzustrecken, doch sein Schwert durchdrang dessen Körper, ohne ihm etwas anhaben zu können.
Boozam focht einen aussichtslosen Kampf. Schritt um Schritt mußte er zurückweichen und wußte gleichzeitig, daß die Untoten über kurz oder lang wie die Wölfe über ihn herfallen würden, um ihn zu einem der Ihren zu machen.
Mythor hatte zwar das Gläserne Schwert gezogen, verharrte aber unschlüssig.
»Ich… kann nicht«, kam es tonlos über seine Lippen.
Boozam spürte inzwischen die Kälte der Wand in seinem Rücken. Einen Fluch auf den Lippen, schwang er sein Schwert mit aller Kraft.
»Mythor«, rief er, »kämpft endlich!«
Langsam wandte der Sohn des Kometen sich ihm zu. Verstehen huschte über seine Züge. Aber anstatt auf die Untoten einzudringen, warf er einfach das Gläserne Schwert zwischen sie.
Von einem grellen Blitz geblendet, konnte Boozam nicht erkennen, was geschah, er sah nur die Gegner leblos zu Boden sinken. Die Wand hinter ihm verschwand so abrupt, daß er beinahe gestürzt wäre. Kurz entschlossen zerrte er Mythor und Fronja mit sich, die kaum mehr in der Lage waren, aufrecht zu gehen. Nicht einen Augenblick zu früh, denn schon veränderte sich der Gang erneut.
Boozam erschien es, als wäre er hier noch nie gewesen.
*
»He, du, steh endlich auf!«
Jemand stieß Gerrek recht unsanft mit der Stiefelspitze in die Seite. Murrend schlug er mit der Faust nach dem ungehobelten Burschen, doch der war schneller.
»Laß mich in Ruhe«, brummte er.
»Schlafen kannst du später, du Schwächling.«
Da war diese Stiefelspitze wieder, die ihn in den Wanst traf. Wütend rollte Gerrek sich zusammen und bekam tatsächlich ein Bein zu fassen.
»Dir werde ich es zeigen, du…«
Eine Schwertspitze, die keine zwei Fingerbreit vor seinen Nüstern verharrte, überzeugte ihn davon, daß es besser war, seinen Gefühlen keinen freien Lauf zu lassen. Ergeben seufzend blickte er in die Höhe.
»Eine Amazone… Behandelst du alle Freunde so unsanft?«
Hinter der Frau mit den blau unterlaufenen Narben im Gesicht standen Tertish, Cryton und Robbin.
»Was habt ihr, warum seht ihr mich so an?« Gerrek wollte sich erheben – ein wenig zu hastig allerdings. Eine würgende Übelkeit in seinen Eingeweiden ließ ihn zurücksinken.
»Warum hast du den Aborgino mit Fronja und Mythor
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