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Der Todeswirbel

Der Todeswirbel

Titel: Der Todeswirbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Hügel erbaut, und durch die h o hen Fenster hatte man einen herrlichen Blick über die träumende englische Landschaft. Ein sanft abfallender Abhang war mit Tausenden von Narzissen bepflanzt. Sie waren beinahe verblüht, aber der Schimmer der goldge l ben Blüten hob sich noch in starkem Kon trast vom Grün des Rasens ab.
    Geistesabwesend ihr Brot zerkrümelnd, sagte Rosaleen:
    »Du hast selbst gesagt, wir würden so bald wie möglich nach Amerika gehen.«
    »Ja, aber es ist nicht so einfach, wie du dir das vorstellst. Man bekommt nur sehr schwer Plätze. Wir können keine wichtigen Geschäfte vorgeben, also müssen wir warten. Das sind Folgeerscheinungen des Krieges.«
    Die Gründe, die David anführte, klangen – obwohl sie den Tatsachen entsprachen – ihm selbst wie Ausflüchte in den Ohren. Ob Rosaleen wohl denselben Eindruck hatte? Warum hatte sie sich plötzlich in den Kopf gesetzt, nach Amerika zu fahren?
    »Du hast gesagt, wir brauchten nur für kurze Zeit hier zu bleiben«, murmelte Rosaleen mit gesenktem Kopf.
    »Was hast du gegen Warmsley Vale?«, fragte David. »Furrowbank ist doch herrlich. Heraus mit der Sprache: Was passt dir hier nicht?«
    »Sie passen mir nicht, sie, die Cloades. Keiner von i h nen.«
    »Und mir bereitet es gerade ein ganz besonderes Ve r gnügen, ihre erzwungene Höflichkeit zu beobachten und dabei zu sehen, wie sie der Neid und die Missgunst inne r lich zerfressen. Lass mir mein Vergnügen, Rosaleen.«
    Rosaleen schaute verwirrt auf.
    »Du solltest nicht so reden, David. Es gefällt mir nicht, was du da sagst.«
    »Sei doch vernünftig, Mädchen. Wir sind genug heru m gestoßen worden, du und ich. Die Cloades waren immer auf Samt und Seide gebettet. Sie haben sich’s auf Kosten vom lieben Onkel Gordon wohl sein lassen. Kleine Schmeißfliegen, die als Parasiten von der großen Schmeißfliege gelebt haben. Ich hasse diese Sorte Me n schen. Ich habe sie immer gehasst.«
    »Nicht doch, David.« Rosaleen war zutiefst erschr o cken. »Es ist schlecht, andere Menschen zu hassen. Das darf man nicht.«
    »Ach, du Unschuldslamm! Bildest du dir ein, sie hassen dich nicht?«
    »Sie waren nicht unfreundlich zu mir«, wandte Rosaleen zweifelnd ein.
    »Aber sie würden was darum geben, könnten sie sich’s leisten, unfreundlich zu dir zu sein.« Er lachte. »Hätten sie nicht Angst um die eigene Haut, wärst du vielleicht längst eines Morgens mit einem Messer im Rücken aufgefunden worden.«
    Rosaleen schauderte.
    »Schrecklich! Wie kannst du nur so etwas sagen, D a vid?«
    »Vielleicht nicht gerade ein Messer. Eher traue ich i h nen Strychnin in der Suppe zu.«
    Rosaleens Lippen begannen zu zittern.
    David wurde wieder ernst.
    »Mach dir keine Gedanken, Rosaleen. Du brauchst ke i ne Angst zu haben. Ich bin da. Ich passe schon auf dich auf.«
    »Aber wenn es wahr ist, was du sagst… dass sie uns hassen, meine ich…« Rosaleen suchte hilflos nach Wo r ten. »Dann wäre es doch erst recht besser, wir gingen weg von hier. Nach London, dort wären wir sicher vor ihnen.«
    »Das Leben auf dem Land tut dir gut, Rosaleen. Du weißt, wie nervös dich London gemacht hat.«
    »Die Bomben… als London bombardiert wurde…« Sie schloss die Augen. »Nie werde ich das vergessen, nie!«
    »Natürlich wirst du das vergessen. Nimm dich zusa m men, Rosaleen. Es ist vorbei mit den Bombardierungen.«
    Er stand auf, nahm Rosaleen bei den Schultern und rü t telte sie sanft.
    »Der Arzt hat gesagt, Landluft und Landleben für g e raume Zeit würden dir gut tun. Deshalb will ich nicht mit dir nach London.«
    »Ist das der wirkliche Grund, David? Ich dachte… vie l leicht…«
    »Was hast du gedacht?«
    »Ich dachte, du willst vielleicht ihretwegen hier bleiben.«
    »Ihretwegen?«
    »Du weißt schon, wen ich meine. Das Mädchen von neulich Abend. Die beim Frauenhilfsdienst war, in Ägy p ten und überall.«
    Davids Gesicht wurde plötzlich abweisend.
    »Lynn? Lynn Marchmont?«
    »Sie gefällt dir.«
    »Lynn Marchmont? Sie ist mit Rowley verlobt. Mit di e sem temperamentlosen Daheim-Bleiber Rowley, diesem gutmütigen, langweiligen Ochsen.«
    »Ich habe euch beobachtet, wie ihr zusammen gespr o chen habt«, spann Rosaleen ihren Faden weiter.
    »Ach, hör doch schon auf, Rosaleen!«
    »Ihr habt euch seither gesehen, nicht wahr?«
    »Ja, ich habe sie gestern oder vorgestern in der Nähe der Farm getroffen, als ich ausritt.«
    »Und du wirst sie wieder treffen.«
    »Natürlich werde ich sie wieder treffen! Das

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