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Der Todeswirbel

Der Todeswirbel

Titel: Der Todeswirbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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lässt sich gar nicht vermeiden in diesem Nest. Du kannst keine zwei Schritte tun, ohne über einen Cloade zu stolpern. Wenn du dir einbildest, ich hätte mich in Lynn Marc h mont verliebt, dann bist du auf dem Holzweg. Sie ist eine eingebildete Person mit einem unverschämten Mun d werk. Weit entfernt von meinem Typ.«
    »Bist du sicher, David?«
    »Jawohl.«
    »Ich weiß, du hältst nichts vom Kartenlegen.« Sie l ä chelte halb entschuldigend. »Aber die Karten lügen nicht. Und da war ein Mädchen, das Unruhe ins Haus bringt. Ein Mädchen, das übers Meer kommt. Und außerdem war ein dunkler Fremder da, der sich in unser Leben drängt und Gefahr mit sich bringt. Und die Todeskarte – «
    »Du und deine dunklen Fremden!« David lachte laut auf. »Lass dich nicht mit dunklen Fremden ein, das ist mein gut gemeinter Rat für dich. Wie kann man nur so abergläubisch sein.«
    Noch lachend schlenderte er aus dem Haus ins Freie, aber kaum hatte er sich ein paar Schritte entfernt, verfin s terte sich sein Gesicht, und die schwarzen Brauen zogen sich zusammen.
    Rosaleen sah ihm nach, wie er quer durch den Garten auf ein Tor zuging, durch das man auf einen schmalen öffentlichen Weg kam. Dann stieg sie in ihr Zimmer hi n auf und stellte sich vor den Schrank. Nie wurde sie müde, ihren neuen Nerzmantel zu betasten und zu streicheln und sich voller Staunen der Freude hinzugeben, ein so herrliches Kleidungsstück zu besitzen. Sie befand sich noch in ihrem Schlafzimmer, als das Mädchen Mrs Marchmont meldete.
    Adela saß steif auf einem der Stühle im Salon. Ihre Li p pen waren fest aufeinander gepresst; ihr Herz schlug doppelt so schnell wie sonst. Seit Tagen kämpfte sie mit dem Entschluss, Rosaleen aufzusuchen und um Hilfe anzugehen, aber getreu ihrer Natur zögerte sie jedes Mal von neuem, wenn sie endlich meinte, genügend Mut für das Unternehmen gefasst zu haben. Was sie zusätzlich aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, war, dass Lynns Einstellung sich sonderbarerweise verändert hatte, und Mrs Marchmont nun im ausgesprochenen Gegensatz zum Willen ihrer Tochter handelte, als sie sich zu guter Letzt doch aufraffte, bei Gordon Cloades Witwe Erl ö sung aus ihrer finanziellen Bedrängnis zu erbitten.
    Ein weiterer Brief der Bank hatte Mrs Marchmont ve r anlasst, zur Ausführung des längst gehegten Plans zu schreiten. Es blieb ihr gar keine andere Wahl. Lynn war schon frühzeitig aus dem Haus gegangen, und als Mrs Marchmont David Hunter erspähte, wie er den Fußweg entlangschlenderte, schien der Moment gekommen. Auf keinen Fall wollte sie mit David zu tun haben. Rosaleen allein würde viel leichter zu einer Anleihe zu bewegen sein. Darüber war sich Adela Marchmont im Klaren.
    Trotz allem war sie entsetzlich nervös, während sie in dem sonnenüberfluteten Salon wartete. Doch als Ros a leen eintrat und auf ihrem Gesicht das von Mrs Marc h mont stets als »leicht blöd«, bezeichnete Lächeln lag, wurde ihr etwas wohler zumute.
    Ob sie erst nach dem Schock des Bombardements so geworden ist oder schon immer so war? Mrs Marchmont stellte sich diese Frage nur stumm, während ihre Augen auf der eintretenden Rosaleen ruhten.
    »Oh, guten Morgen«, sagte Gordon Cloades Witwe u n sicher. »Was gibt es denn?«
    »Was für ein herrlicher Morgen«, eröffnete Mrs Marchmont mit betonter Frische die Unterhaltung. »Me i ne Frühtulpen sind alle schon draußen. Ihre auch?«
    Die junge Frau schaute ihren Besuch verlegen an.
    »Ich weiß nicht.«
    Was fing man nur mit einem Menschen an, der weder über Hunde noch über Gärten zu reden verstand, diese beiden eisernen Bestandteile jeder Konversation auf dem Lande, dachte Adela unbehaglich.
    »David ist leider nicht da…«, begann Rosaleen hilflos. Ihre Stimme erstarb gegen Ende des Satzes, als wüsste sie nichts mehr hinzuzufügen, aber auf Adela Marchmont hatten ihre Worte eine alarmierende Wirkung. David konnte jeden Augenblick zurückkehren. Sie musste die Gelegenheit beim Schopf packen. Sie nahm einen Anlauf und platzte heraus:
    »Ich bin hergekommen, um Sie um Hilfe zu bitten.«
    »Hilfe? Ich soll helfen? Ihnen?«, stammelte Rosaleen.
    »Ja. Sehen Sie, für uns ist alles sehr, sehr schwer gewo r den. Gordons Tod hat unser aller Situation von einem Tag zum anderen grundlegend verändert.«
    Du blödes Ding! dachte sie. Musst du mich anstarren, als ob du keine Ahnung hättest, wovon ich rede? Du warst doch selbst ein Habenichts…
    Hass gegen Rosaleen glomm in ihr auf. Sie hasste die

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